DARK SKY - Crimson Butterfly
Mehr über Dark Sky
- Genre:
- Progressive Metal
- Throth Shall Be
- Concealed By An Illusion
- Lex Aeterna
- Break All
- Instrumental
Vor mir liegt das an die Bilder eines mittelklassigen Erwachsenencomics erinnernde Booklet einer italienischen Band mit dem alles-oder-nichts-sagenden Namen DARKSKY. "Crimson Butterfly" heißt das dazugehörige Werk, eine Mini-CD mit fünf Tracks, über die dem der Promoscheibe beigefügten Infoblättchen zu entnehmen ist, es handle sich um eine Mischung aus Heavy Metal, Death Metal, Progressive Metal und Thrash Metal. Nun ja. Das Gefrickel oft lediglich als "interessant" zu bezeichnender Progressive-Bands reizt mich überhaupt nicht. Und Thrash und Death gleichzeitig - das sieht doch sehr nach einem zusammengebrauten Süppchen aus, das nicht weiß, was es werden soll. Als ich dann auf der Rückseite des Booklets noch eine Frau als Bandmitglied entdecke, ist die Sache für mich klar: Innere Bilder oft kopierter Gothic-Bands steigen in mir auf... eine grunzende Männerstimme gegen eine schlecht ausgebildete Sopranistin... Braucht die Metalwelt das noch mal?
Und dann kommt alles ganz anders. DARKSKY überraschen mich komplett, ja sie öffnen mir die bisher verschlossen gebliebene Pforte des Progressive Metals, den sie tatsächlich auf fesselnde Weise mit ansprechenden Melodien würzen.
'Throth Shall Be' beginnt mit den Vocals einer Death-Metal-Stimme, die sich auf dem Klangteppich eines vollmundigen Keyboards ausbreitet und wird nach den ersten Takten ergänzt von der wirklich überzeugenden Stimme der Sängerin Francesca Bos. Sie ist alles andere als eine schlecht ausgebildete Sopranistin, sondern sie berührt mit tragfähigem Rockgesang. Das Timbre ihrer Stimme erinnert an Jazzsongs, was dabei keinesfalls störend wirkt, nur weil man es hier mit einer Metalscheibe zu tun hat. Achteinhalb Minuten dauert der erste Song und ist damit hinsichtlich der Länge repräsentativ für das gesamte Werk, auf dem sich - abgesehen von dem letzten Instrumentalstück mit dem bezeichnenden Titel 'Instrumental' - keines mit einer Dauer unter sieben Minuten findet.
Bei 'Concealed By An Illusion' kommt es zu einem klassischen Gesangsduell zwischen den Melodic-Death-Parts von Sänger Alessandro Bertagna und den oben beschriebenen weiblichen Gegenparts. Hervorzuheben ist, dass sich das Stück durch abwechslungsreiche Tempowechsel auszeichnet. Dramatische Phrasen wechseln sich mit leichten E-Piano-Sequenzen ab, die in innovativen Gitarrenriffs aufgehen. Und als Krönung gibt es noch ein paar Gitarrenzitate, die an die Künste von Vivaldi oder Mozart erinnern. Da ist also alles drin. Nur Thrash findet sich meines Erachtens nicht, und das hätte auch nicht gepasst. Zwar präsentieren sich DARKSKY damit nicht als die Härtesten, ihre Stärken liegen dafür in der gelungenen Vereinigung zugänglicher, melodiebetonter Songs nebeneinander stehender Genresparten. Auf der vorwiegend im Midtempo gehaltenen Scheibe sticht Track drei, 'Lex Aeterna', zu Beginn mit etwas gesteigertem Tempo hervor, das durch ein prägnantes Schlagzeug vorangetrieben wird. Der Wechselgesang der beiden Vokalisten lässt hier am ehesten auch Bestandteile des Gothic Metals erkennen, die sich jedoch sodann wieder in progressiven Gitarrenläufen verlieren.
'Break All' entbehrt nicht einer gewissen Dramatik. Passend zu fast schon philosophischen Lyrics, in denen dazu aufgerufen wird, sich von eigenen Zwängen, Leiden und Albträumen zu befreien, wird der Song mit wechselnder Rhythmik durch die Strophen getrieben. Am Ende dann der rund vierminütige instrumentale Ausklang, mit dem noch einmal die kompositorische Fähigkeit der Italiener zu packenden Melodien deutlich wird.
"Crimson Butterfly" ist nach einer 1998 und 2000 erschienenen Demo-CD bzw. einer Mini-EP die dritte Veröffentlichung der Hoffnungsträger aus Italien.
Nachdem ich aufgrund des wirklich geschmacklosen Booklets mit wenig Erwartungen an das vorgelegte Mini-Eisen herangetreten bin, kann ich DARKSKY insgesamt nur wärmstens weiter empfehlen. Wer Freude an unkonventionellen, aber dennoch zugänglichen Kompositionen jenseits klarer Schubladenzuordnung hat, die auch noch von guten musikalischen Leistungen, charakteristischen weiblichen Gesangsparts und ansprechender Soundqualität begleitet werden, der sollte sich auf diese Talente einlassen.
Anspieltipps: Throth Shall Be, Concealed By An Illusion, Break All
- Redakteur:
- Erika Becker