DARK SUNS - Existence
Mehr über Dark Suns
- Genre:
- Progressive Dark Metal
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 21.02.2005
- Zero
- A Slumbering Portrait
- The Euphoric Sense
- Her And The Element
- Daydream
- Anemone
- You, A Phantom Still
- Gently Bleeding
- Abiding Space
- Patterns Of Oblivion
- One Endless Childish Day
Es soll ja Leute geben, die noch nicht auf die Nachwuchshoffnung DARK SUNS aus Leipzig aufmerksam geworden sind. Diesen Leuten sei an dieser Stelle ins Stammbuch geschrieben, dass die Progressive-Dark-Mettler in Kürze bereits zum zweiten Mal mit dem Szeneaushängeschild PAIN OF SALVATION auf Tour gehen, und das, obwohl sie gerade mal ein Album unter einem etwas namhafteren Label (Prophecy Productions, die ja bekannt sind für guten Geschmack in Sachen gesignter Bands) herausgebracht haben. Dieses Album heißt "Existence".
Bereits die Vorgängerscheibe und das eigentliche Debütalbum "Swanlike" konnte mich schon absolut begeistern. Deshalb hatte ich auch ziemlich hohe Erwartungen an diesen Output, obgleich bei dieser Band von vornherein klar war, dass sie nicht erneut genau das selbe Album aufnehmen und sich in musikalische Stagnation begeben würde. Und was soll ich sagen - meine Erwartungen wurden vollkommen bestätigt. Das Album sprudelt über vor atemberaubender Kreativität und musikalischer Tiefe.
Dabei ist "Existence" sicherlich weniger Trauerweiden-Metal als der Vorgänger. Ohne das formidable "Swanlike" damit abwerten zu wollen - aber man hat sich in vielerlei Richtung geöffnet, was dem Bandsound sehr gut tut, da es sehr erfrischend und noch origineller wirkt. Die Bezeichnung Dark Metal reflektiert somit im Grunde genommen nur noch einen Teil der DARK SUNSschen Klangwelten. Natürlich ist die Musik im Grundton nach wie vor düster bis verträumt, einfühlsam bis melancholisch. Doch darüber hinaus offeriert sie auch viele weitere Facetten und verbindet gekonnt die verschiedensten Stimmungen.
Ich werde beim Hören der Kompositionen zwar immer noch an ANATHEMA und OPETH erinnert, insgesamt decken die Leipziger aber ein denkbar umfassendes Spektrum ab. Die düsteren und schaurig-traurigen Melodien bilden nicht mehr den Mittelpunkt der Musik, sondern fungieren "nur" noch als ein gleichwertiger Bestandteil der komplexen und teils regelrecht ausladenden Klanggerüste. Infolgedessen braucht es auch einige Durchläufe mehr als bei "Swanlike", um dieses Meisterwerk auch nur ansatzweise in seiner ganzen Größe erfassen zu können. "Existence" offenbart dem interessierten Hörer solch einen Facetten- und Detailreichtum, dass man einfach nicht den Punkt erreicht, an dem man behaupten kann, das Album in- und auswendig zu kennen. Und das schreibe ich, obwohl ich das Album nun schon ein halbes Jahr kenne und ihm bereits unzählige Male gelauscht habe.
Ein weiterer Unterschied zu "Swanlike" ist das Fehlen sämtlicher Growls; ein Umstand, der durch die Band keineswegs bewusst herbei geführt wurde. Vielmehr bemerkte man irgendwann, dass es einfach nicht so gut zur Stimmung des Albums passen würde. Dennoch kann ich beruhigt konstatieren, dass trotz ausschließlicher Verwendung von Cleanvocals auch gesanglich sowohl zerbrechliche als auch kraftvolle Momente zum Ausdruck gebracht werden, also auch in diesem Punkt die Vielseitigkeit gewahrt wurde.
Neben den gradlinigen Parts tauchen auch immer wieder vertrackte Songstrukturen auf, wie man sie von Bands der Marke TOOL, OPETH oder Mr. Devin Townsend her kennt. Gerade in diesem Punkt haben sich DARK SUNS erheblich gesteigert. Außerdem steht hinter dem kompletten Album ein Textkonzept, welches die menschliche Existenz in all ihren verschiedenen Phasen reflektiert. Ich kann dem geneigten Hörer nur empfehlen, sich mal etwas eingehender mit den Lyrics zu beschäftigen.
Ich werde es mir in diesem Review verkneifen, auf einzelne Songs gesondert einzugehen. Zum einen möchte ich das Album nicht zu sehr zerpflücken, um nicht dadurch Gefahr zu laufen, seine Magie zu zerstören. Zum anderen ist "Existence" eine dieser Scheiben, welche die Bezeichnung "Gesamtkunstwerk" absolut rechtfertigen und auch nur als solches funktionieren, denn die Unterteilung in einzelne Stücke ist bei dieser Platte eh nur von peripherer Bedeutung. Und schließlich sollte jeder Hörer selbst auf Entdeckungsreise gehen und "Existence" idealerweise unvorbelastet erleben. Wer dennoch ein paar Worte zu den einzelnen Songs lesen möchte oder an weiteren Fakten interessiert ist, kann sich meinen Bericht von der Listening Session zu Gemüte führen.
Bei solch komplexer, intensiver und vielseitiger Musik ist es recht nahe liegend, dass man die zur Verfügung stehende Kapazität des Rundlings nahezu komplett ausreizt - am Ende sind es 78 Minuten voll emotionaler und fesselnder Musik geworden, die den Hörer gefangen und mit auf die Reise nehmen. Ich kann nicht anders, als dieses Album als perfekt zu deklarieren. Unbedingt zugreifen, sofern noch nicht geschehen!
Anspieltipps: Existence
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer