DARKNESS, BLACKSMITH & KERKER - Acoustic-Session
Mehr über Darkness, Blacksmith & Kerker
- Genre:
- Akustikalbum
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenprodukion
- Release:
- 20.05.2022
- Dark Rolling Skies
- Last Night Down By The Grave
- Solitary Man
- Folsom Prison Blues
- One
- Turn The Page
- You Shook Me All Night Long
- Jolene
- Rebel Yell
- Hurt
- Feels Like Makin`Love
- Honey Bee
- Weeping Song
Akustisches Intonieren bekannter Songs, gepaart mit Gänsehaut: Passt das zusammen?
Manchmal gibt es komische Zufälle. Da ist man auf einem Festival und will eigentlich schauen, was die Jungs von END OF GREEN so alles aus ihrer Merchandise-Kiste herauskramen und bekommt gleich eine CD von DARKNESS, BLACKSMITH & KERKER in die Hand gedrückt. Mhm, der Name verrät, dass es irgendetwas mit dem Sänger der Band, Michelle Darkness, zu tun haben muss. Erst beim Öffnen des Booklets entpuppt sich der Rundling als eine Neuinterpretation diverser, bekannter Songs. Na toll, denke ich mir, ohne reinzuhören. Genau das "Richtige" für mich, der so etwas von der Sache her überhaupt nicht mag.
Mit diesem Werk sollte ich jedoch eines Besseren belehrt werden, denn schon während des ersten Songs 'Dark Rolling Skies' klappt die Kinnlade herunter. Der Song entfaltet schon nach wenigen Tönen ein ungeahntes Potenzial, welches sich durch alle Stücke zieht. Nie hätte ich gedacht, dass akustische Neuinterpretationen mit solch einer Wucht um die Ecke kommen können. Allein die tiefe Stimme des Sängers versetzt die Songs in ein ganz eigenes Charisma, ohne dabei ihren Ursprung aus den Augen zu verlieren. Jeder Song ist perfekt in Szene gesetzt und arrangiert worden.
Wenn man bedenkt, dass der Beginn dieser Band eigentlich ein trauriger Anlass war, so wirkt die Begeisterung dafür möglicherweise etwas makaber. Doch wahrscheinlich wäre dies sogar im Sinne des verstorbenen Freundes der Band gewesen, denn er war ein Musikfanatiker. Zu dessen Beerdigung haben ihm END OF GREEN-Sänger Michelle Darkness und Gitarrist Kirk Kerker zusammen mit dem Gitarristen Andy Blacksmith (STORMWITCH, UNDERPAID) einige seiner Lieblingssongs mit auf seinen Weg gegeben. Danach stand für die Drei fest, dass sie damit als Trio weitermachen möchten und sie haben kontinuierlich Songs neu arrangiert, die ihnen am Herzen liegen. Nach einigen Clubkonzerten kamen der Drummer Alex Sauer (STROMWITCH, NOT AVAIABLE) und der Bassist Jens Müller (UNDERPAID) dazu.
Doch zurück zur Musik. Eigentlich macht es nicht wirklich Sinn, Songs herauszupicken, die besonders toll sind. Jeder ist auf seine Weise gelungen. Böse Überraschungen gibt es keine. Wer sich allerdings dabei ertappt, dass ihm 'One' besser gefällt als das Original, nun ja, was soll ich sagen. Das kann halt passieren. Spätestens gegen Ende des Songs, als Passagen von 'Sunday Bloody Sundy' erklingen, sollte die Band alle in ihren Band gezogen haben. Während 'Turn The Page' trotz seines gemäßigten Tempos durchaus für Schnappatmung beim Hörer sorgen kann, ist 'Jolene' wohl die düsterste und melancholische Adaption des Songs, die es je gegeben hat. Mit 'Hurt' wagt sich die Formation auf dünnes Eis, denn hier liegt die Messlatte durchaus sehr hoch. Doch gefährliche Klippen werden von der Band graziös umschifft und am Ende wirkt der Song insgesamt gar nicht mehr so verletzlich wie das Original. Das Gleiche gilt für 'Honey Bee' und 'Weeping Song'. Diese Songs zu toppen, das vermag die Band nicht. Allerdings sind ihre Interpretationen standesgemäß und überzeugen auf ihre Weise.
Am Ende bleibt die Einsicht, dass Neuinterpretationen gar nicht so schlecht sein müssen. Im Gegenteil, wenn sie einem mit jedem Song einen Schauer über den Rücken jagen können, dann spricht das für ein gutes musikalisches Händchen. So traurig die Existenz der Band auch ist, so schön ist es aber, dass es sie so gibt, wie sie es gibt. Das hier ist Live nicht unbedingt für die große Bühne bestimmt, sondern funktioniert eher in einem kleinen, verrauchten Club. Und das hoffentlich sehr bald!
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- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Swen Reuter