DARKSTAR (CAN) - Darkstar
Mehr über Darkstar (CAN)
- Genre:
- US Metal / AOR / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Cult Metal Classics
- Rainbow Sunsets
- Mind Teazer
- I Was Made For You
- Private Eye
- For Yesterday
- On my Way
- Dreams Can't Be Wrong
- Time & Time Again
- Gypsy Rover
- Reflections
- One Day [*]
Epischer Melodic-Hard-Rock at its best!
Bis vor wenigen Tagen hatte ich noch nie von den Kanadiern DARKSTAR gehört. Doch das hat sich offensichtlich geändert, und "Darkstar" läuft und begeistert mein Herz. Ja, es wird geradezu erwärmt, von wunderbaren Melodien irgendwo zwischen traditionellstem US Metal, AOR, Hard Rock und epischem ASHBURY-Stoff.
Allein der wunderbar warme Sound des Openers 'Rainbow Sunsets' mit den überragenden Gesangsharmonien reißt mich sofort mit. Ich denke an die Amis ASIA, aber auch an TOTO - und bei den Harmonien an die völlig unterschätzte US-Metal-Band ANVIL CHORUS. Die werden hier natürlich nicht kopiert, denn dieser Cult-Metal-Classic-Rerelease entführt uns in die ganz frühen achtziger Jahre, als es in den USA und Kanada überhaupt keine ernstzunehmende Metal-Szene gab. Bei 'Mind Teazer' kommt mir RUSH in den Sinn, aber auch BLACK SABBATH mit Dio (der Gesang!) und JOURNEY (die sich bei mir mit TOTO und FOREIGNER um den ewigen AOR-Thron streiten). Neben den Gesangslinien kann mich auch der treibende Bass begeistern (Michael Kohuch sorgt auch für schöne Momente in den sehr ruhigen Songs), und auch das Schlagzeugspiel von Brian Doerner macht Lust auf eine Live-Erfahrung.
'I Was Made For You' ist so einer der Gründe, weshalb uns dieses Scheibchen als Epic Rock verkauft wird - denn atmosphärisch muss man hier schon ASHBURY im Hinterkopf haben. Ich denke aber auch an die ruhigeren Momente des TOTO-Debüts, an GENESIS in den Siebzigern, oder an den US-Metal-No-Name X-CALIBER. Faszinierend, gerade auch durch das fast schon lateinamerikanische Gitarrenspiel und die warmen Keys. Rockig-flockig geht es mit 'Privat Eye' weiter, einer echten Gute-Laune-Nummer mit typischen Achtziger-Keyboards und einem mitreißenden Grundriff in den Strophen. Gut gefallen mir die doch recht langen und prägnanten Soli.
'For Yesterday' ist keine BEATLES-Hommage, sondern ein gefühlvoller, eigenständiger Song, der mich ein wenig an die zweite ASHBURY-Scheibe erinnert. Mit Bob Stephenson hat die Band ein echtes Pfund am Mikro, und spielt bei dieser Nummer auch die Lead-Gitarre. Weiter geht es mit 'On My Way', einer weiteren Gute-Laune-Nummer, mir kommt auch die Sonne-Auf-Musik von BOSTON in den Sinn, das exaltierte Gitarrenspiel erinnert aber eher an WINTERHAWK. Ihr merkt, Leute: Das hier ist richtig, richtig guter Stoff! 'Dreams Can't Be Wrong' ist erst mal eine Behauptung, die stimmen mag oder nicht. Hier jedenfalls gibt es einen der besten, epischsten und emotionalsten Songs des Albums, der vor allem von Gitarrenass Nino Palazzolo dominiert wird. Wahnsinn, wie berührend allein schon Gitarrenharmonien sein können. Das schwindelerregende Niveau wird mit 'Time And Time Again' gehalten; hier gibt es guten Proto-Metal aus einer Zeit, in der Europäer (ACCEPT, die ganze NWoBHM oder PICTURE) schon "richtigen" Metal spielten. Aber diese Proto-Variante, wie wir sie ja auch von LEGEND (US), ASHBURY, ASIA (US) oder WINTERHAWK kennen, hat etwas absolut bezauberndes, das sich kaum reproduzieren ließ (WYTCH HAZEL ist eine der klaren Ausnahmen). Das trockene Riffings der Strophen und die feinfühligen Melodien des Refrains vereinen sich zu einer den Hörer berührenden Melange aus Emotionen.
Auch 'Gypsy Rover' steigt mit einer feinen Melodie ein, die mich kurz überlegen ließ, ob der Conan-Soundtrack schon eine Inspiration gewesen sein könnte. Aber das war wahrscheinlich zu eng. 'Reflections' ist wieder etwas fragiler, es dominieren Synthie-Linien und ein dumpfer Drumsound, der aber atmosphärisch gut passt.
Mit 'One Day' wird noch ein recht ASHBURY-mäßiger Track als Bonus spendiert, der nicht ganz so mystisch klingt, aber dafür guten AOR mit epischem Touch und schönen Klavier-Melodien bietet. Da ich total auf AOR stehe, kann mich die Nummer im Innersten erreichen. Für mich ist das großes Kino.
Ihr merkt sicher: Mit US Metal im VICIOUS RUMORS-Stil hat das hier alles nichts zu tun, sondern es handelt sich um epischen Proto-Metal-Stoff, der tiefer im AOR als bei BLACK SABBATH oder JUDAS PRIEST verankert ist. In diesem Bereich kann ich mir aber kaum großartigere Musik vorstellen. Jeder, der auf emotionalen Hard Rock, early Heavy Metal, Siebziger Melodien und Achtziger Keyboards steht, spreche ich hiermit eine blinde Kaufempfehlung aus. Diese Band sollte einen ähnlichen Status wie ASHBURY haben!
Anspieltipps: Rainbow Sunsets, Dreams Can't Be Wrong, Time And Time Again, One Day.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer