DARZAMAT - SemiDevilish
Mehr über Darzamat
- Genre:
- Symphonic Dark Metal
- Label:
- Metal Mind
- Release:
- 02.11.2004
- Intro
- In Red Iris
- Era Aggression
- Time Of Obscure Emotions
- Fistful Of Ashes
- Demise
- Abscence Of Light
- The Darkest One
- Dusk
- From Beyond
- In Its Cobweb
- Era Aggression (Videoclip)
In der heutigen Zeit ist es die Regel, dass sich irgendwelche jungen Verfechter der angeblich reinen Black-Metal-Lehre damit rühmen, weder mit Keyboards noch mit Frauenstimmen ihren schwarzen Sound zu verwässern. Manchmal haben sie sogar Recht damit, andererseits gibt es in der Schwarzmetallszene aber auch eine ganze Menge Bands, die mit Keyboards, orchestral-symphonischen Elementen und klaren Gesangspassagen, ganz gleich ob männlich oder weiblich, Kontrastpunkte setzen, die dem Abwechslungsreichtum der Musik ungemein gut tun, und die auch dramaturgisch wertvolle Akzente setzen.
Ob die Polen von DARZAMAT, die 1995 aus MASTIPHAL hervorgingen und nunmehr ihr viertes Album vorlegen, überhaupt als Teil der Black-Metal-Szene gelten möchten, weiß ich nicht, und im Endeffekt ist es wohl auch egal. Klar ist, dass man auf Gitarrenebene, wie auch in Bezug auf die ein wenig an Shagrath erinnernden Vocals von Bandgründer Flauros, ganz klar starke Black-Metal-Einflüsse zu verzeichnen hat. Diese dominieren meiner Meinung nach auch, weshalb die Band bei meiner Einteilung eben in die Black-Metal-Schublade gerutscht ist. Aber um typischen Black Metal handelt es sich sicherlich nicht, und wenn jemand eine andere Bezeichnung wählen möchte, ist das sicher nicht falsch.
Neben den offensichtlichen Black-Metal-Elementen begegnen wir, wie bereits angedeutet, auch elektronischen Versatzstücken, DIMMU BORGIR-lastigen Keyboards und einer Frauenstimme. Diese Stimme ist allerdings zum Glück nicht darauf aus, in bester Gothic-Manier in höchsten Tönen trällernd "Die Schöne und das Biest"-Romantik zu verbreiten. Vielmehr hat die neue Sängerin Nera eine kraftvolle, eher tiefe, aber dennoch sehr klare Stimme. Sie singt düster und voluminös, und dadurch nehmen für mich DARZAMAT im Vergleich mit ähnlich gelagerten Bands definitiv eine Sonderstellung ein. Ich gehöre durchaus auch zu den Leuten, die sich im Black-Metal-Bereich von einer übertriebenen Gothic-Schlagseite stören lassen, und ein Fan von Sopran-Gesang bin ich beim besten Willen nicht. Gerade deshalb freut es mich bei DARZAMAT so sehr, dass Neras Gesang völlig anders ist, und so überhaupt nicht ins Klischee passt. Die Dame hebt sich dermaßen wohltuend von all den anderen Sängerinnen im heute modernen Metal ab, dass ich schon alleine deswegen empfehlen muss, sich mal näher mit der polnischen Gruppe zu beschäftigen.
Kompositorisch spürt man starke Einflüsse aus der neueren norwegischen Schule. Seien es avantgardistische Elemente wie bei THE KOVENANT oder orchestraler Bombast wie bei DIMMU BORGIR. Daneben gibt's natürlich auch ein paar ganz dezente Gothic-Versatzstücke, sowie auch einen guten Schuss traditionellen Heavy Metal. Das Grundgerüst ist aber sowohl in punkto Riffs, als auch was den Einsatz der Keyboards und den allgemeinen Sound angeht, immer epischer Black Metal ganz im Stile DIMMU BORGIRs. 'In Its Cobweb' kommt dann gar noch mit atonalen Experimenten, Hörspiel-Elementen und sehr surrealen Gesangseinlagen ... ein sehr experimentelles Stück also zum Abschluss.
Dass die Band zu keiner Sekunde unoriginell oder gar wie ein Klon klingt, verdankt sie zwar in erster Linie der tollen Vorstellung der Sängerin. Das genügt hier allerdings locker, um den Kopf weit aus der grauen Masse der epischen Black-Metal-Bands herauszuheben. Da im Übrigen weder produktionstechnisch noch beim Songwriting und der musikalischen Ausführung irgendwas auszusetzen wäre, kann ich nicht umhin, all denen, die Black Metal nicht puristisch definieren und die auch auf einen symphonischen Anstrich stehen, dringend zu empfehlen, mal reinzuhören. Wer das alles als "kommerziell" abzutun pflegt, möge hingegen lieber bei DARKTHRONE und SÖNDERFALL bleiben. Für mich jedenfalls ist "SemiDevilish" das beste Genrealbum seit "Death Cult Armageddon", wobei ich aber zugeben muss, dass ich in diesem Bereich sonst nicht so zu Hause bin, ich also durchaus auch einige Genre-Perlen verpasst haben könnte. Dies schmälert die Klasse dieses Albums jedoch in keiner Weise. Als Bonus enthält die CD übrigens auch noch einen Videoclip.
Anspieltipps: From Beyond, Fistful Of Ashes, Era Aggression
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle