DAS ICH - Cabaret
Mehr über Das Ich
- Genre:
- Elektro/Dark Wave
- Label:
- Massacre Records/Soulfood
- Release:
- 24.03.2006
- Moritat
- Atemlos
- Macht
- Paradigma
- Fluch (Ahnung)
- Opferzeit
- Schwarzes Gift
- Nahe
- Zuckerbrot & Peitsche
- Cabaret
Immer wenn DAS ICH von neuem aus der Versenkung auftauchen, hat man den Eindruck, als wären die deutschen Elektro-Pioniere schon seit Jahren von der Bildfläche verschwunden. Obwohl die Band immer wieder neue Akzente hat setzen können - ganz speziell mit dem letzten Album "Lava" - bewegt sie sich recht unauffällig durch die Szene und taucht nach dem jeweiligen Release und der anschließenden Tour meist sofort wieder ab.
Den daraus resultierenden Überraschungseffekt nutzt das Duo Bruno Kramm & Stefan Ackermann aber auch immer wieder, um die Hörerschaft mit einem neuen Meisterwerk zu begeistern, genauso wie auch jetzt wieder beim aktuellen Album "Cabaret". Der Name sagt schon alles; DAS ICH bitten zum Tanz und entfernen sich somit auch wieder ein wenig von den etwas experimentelleren Pfaden des letzten Albums. Die zehn neuen Songs sind über weite Strecken sehr eingängig und bewegen sich hauptsächlich im Beat-lastigen Elektro-Bereich; all dies jedoch im verringerten Tempo. Die Rhythmen spielen wieder eine übergeordnete Rolle und lassen das Album über weite Strecken recht martialisch wirken. Allerdings baut das Duo mittendrin auch immer wieder stimmungsvolle Kontrastpunkte ein; bei 'Nahe' greift man so zum Beispiel auf opernhaften, weiblichen Gesang ein, der sich sehr gut in die Theatralik der Komposition einfügt. In 'Zuckerbrot & Peitsche' hingegen kämpfen Geigen gegen den beschwörenden Gesang Ackermanns an, können den Kampf gegen die sehr 'böse' Ausstrahlung dieses Songs aber nicht für sich entscheiden. An anderer Stelle wiederum klingen DAS ICH enorm zugänglich. Das vom Varieté beeinflusste 'Moritat' besticht zum beispiel mit einer tollen Schifferklavier-Melodie während das an FALCO erinnernde 'Paradigma' einen sehr einprägsamen Refrain vorweisen kann. Weiterhin sehr interessant ist das ebenso eingängige 'Schwarzes Gift', das zunächst sehr unauffällig erscheint, dann aber doch zügig hängen bleibt.
Insgesamt prägen sich die meisten der zehn Nummern aber sowieso sehr gut ein; bei Visionären wie Bruno Kramm mag es zwar fast schon beleidigend klingen, wenn man schon nach dem ersten Hördurchgang von sich behauptet, man habe das Album und den Sound der neuen Scheibe voll und ganz verstanden, aber genau so fühlt sich "Cabaret" schlussendlich an. Trotz erneut sehr hohen musikalischen Anspruchs geht die Musik vergleichsweise leicht rein, woran der enorm eindringliche Gesang einen Höllenanteil hat. Leicht zugänglich heißt aber nicht Easy Listening. "Cabaret" ist im Grunde genommen eine Scheibe, wie sie nur von DAS ICH abstammen kann, nur eben nicht ganz so komplex wie das letzte Album. Und weil die Band seither auch ganz sicher nicht an Klasse verloren hat, kann ich dem Elektro-Publikum auch dieses Album nur wärmstens empfehlen.
Anspieltipps: Moritat, Cabaret, Schwarzes Gift
- Redakteur:
- Björn Backes