DATURAH - Reverie
Mehr über Daturah
- Genre:
- Space Rock
- Label:
- Golden Antenna/ Broken Silence
- Release:
- 28.03.2008
- Ghost Track
- Hybrisma
- 9
- Deep B Flat
- Vertex
DATURAH aus meinem Heimatstädtchen Frankfurt am Main? Noch nie etwas von dieser Band gehört. Und das ist ein großer Fehler gewesen bisher, denn die Jungs besitzen ein mehr als beachtliches künstlerisches Niveau und verdienen sich darüber hinaus sogar noch einen fetten Exotenpunkt. Mit "Reverie" legen uns die Hessen ihre zweite Scheibe vor, die mit fünf Songs und einer Gesamtspieldauer von sechzig Minuten schon ungehört jedem Freund von klassischen Songstrukturen schwer im Magen liegen dürfte. Wenn ich dann noch erwähne, dass DATURAH mit nur zwei bis drei Breaks pro Song auskommen, wird klar: Hier wird den einzelnen Parts so viel Zeit und Raum gelassen, wie sie benötigen, um sich vollkommen entfalten zu können. Kommerzielle Aspekte spielen hier so was von absolut überhaupt keine Rolle.
Dabei kommen DATURAH komplett ohne Gesang aus. Das ist auch völlig unnötig, denn diese Musik bedarf keiner Worte. Gelegentlich streuen die Frankfurter Sprachsamples ein, die eine weitere Facette, eine weitere kühle Atmosphäre schaffen. Das erinnert an extrem kalte Zukunftsvisionen, in denen Menschen und Roboter in einer sterilen Welt nebeneinanderher leben. Auch auf richtige Riffs verzichten DATURAH gänzlich und beschränken sich auf feingewobene Klangteppiche, die ruhig und majestätisch durch die Luft schweben und den Zuhörer mit zunehmender Spielzeit immer mehr in ihren Bann ziehen.
Einen speziellen Song hervorzuheben ist ebenso unsinnig wie unmöglich, denn das Album versteht sich als Gesamtkunstwerk, in der alle Stücke, alle Melodien und Stimmungen aufeinander aufbauen, in sich verschmelzen und in einer gleichsam warmen wie harmonischen Atmosphäre wieder auflösen. "Reverie" bedeutet und ist eine klangliche Träumerei. Ein Soundtrack für einsame Stunden. Obwohl sich die Musik auch ideal als Hintergrundmusik eignet, ist sie meilenweit von jeglicher Art von Fahrstuhlmusik entfernt. Hört euch das Werk über Kopfhörer an und ihr werdet in eine Art Trance verfallen, wie hypnotisiert aus dem Fenster blicken und euch Gedanken hingeben, die zuckersüß und todtraurig zugleich sind.
Ein weiteres Kompliment muss ich an dieser Stelle mal der Promoabteilung machen, die nicht nur wunderschöne Worte zur Beschreibung der Band und ihrer Musik gefunden haben, sondern vor allem mehr als passende. Nie war ein so voller Metaphern strotzender Beipackzettel so passend. Großes Lob. Da auch Aufmachung und Sound völlig in Ordnung sind, kann man nur konstatieren, dass DATURAH ihren Teil der Arbeit mit Bravour erledigt haben. Jetzt hängt es am Publikum, ob sie mit der Band in ihre monumentalen Welten eintauchen und auf ihrer nachdenkliche Reise folgen wollen. Eine schwierige Entscheidung, für die man sich Zeit nehmen sollte. Zeit, die im Zusammenhang mit DATURAH keine Bedeutung hat.
Anspieltipps: Ghost Track, Deep B Flat
- Redakteur:
- Chris Staubach