DAVE WILLEY & FRIENDS - Immesaurable Currents
Mehr über Dave Willey & Friends
- Genre:
- Progressive Rock / Avantgarde
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Altrock / Just For Kicks
- Release:
- 27.09.2011
- Too Much Light (Ionesco's Theme)
- The Old Woods
- If Two See A Unicorn
- What A Night
- The Conservatives
- Winter
- I Could Eat You Up
- Wordswords
- Autumn
- Mitch
- A Garland Of Miniatures
- Nightfall
Avantgardistische Poesie mit brillanter Lyrik
Auch wenn die Besetzung des ersten Solostreichs von Dave Willey dazu berechtigen würde, "Immeasurable Currents" als weiteres THINKING PLAGUE-Album auf den Markt zu setzen, macht die Veröffentlichung als Soloscheibe durchaus Sinn. Anders nämlich als bei seinen bisherigen Gehversuchen bei den Prog-Rock-Insidern steht hier nämlich die Lyrik im Vordergrund und erfährt durch die eigenwilligen musikalischen Gehversuche lediglich eine Art Hintergrunduntermalung, um die teils sehr melancholisch ausgerichtete Poesie zu betonen.
Dementsprechend eigenwillig und schwierig ist das Dutzend Songs, das unter dem Banner Dave Willey & Friends herausgegeben wird, letzten Endes auch. Die Band um den versierten Akkordeon-Akrobaten und Multiinstrumentalisten huldigt der Poesie von Daves Vater Dale Willey und sucht in den zwölf Kompositionen nach ständig neuen Ausdrucksformen, die den Content der einzelnen Gedichte mit der treffenden Atmosphäre ausmalt. "Immeasurable Currents" ist daher sicherlich bunt, jedoch von vielen Grautönen gezeichnet, die den manchmal traurigen Inhalt der Verse unterlegen. Vor allem 'The Old Woods' und 'Autumn' machen einen bedrückten Eindruck, 'Winter' ist im gleichen Kontext fast schon zu anstrengend und beschreibt wohl am deutlichsten den Kontrast, den die Soloband hier aufzubauen gedenkt. Zwischen avantgardistischen Arrangements, purem Akustik Rock, sehr ausgefallenen Instrumental-Darbietungen und manchmal auch verkopften Breaks gibt es immer noch zahlreiche Freiräume, die Willey mit teils sehr lebendigen, dann aber auch wieder introvertierten Improvisationen nutzt. Dadurch bleibt das Material einerseits unberechenbar und aufregend, andererseits wird einem der Zugang durch die Vielzahl nicht immer treffsicher kombinierter Fragmente enorm erschwert. Der Opener 'Too Much Light (Ionesco's Theme)' beispielsweise zehrt von seinen butterweichen Harmonien, wird aber zu oft zerstückelt, während Songs wie 'Wordswords' und 'What A Night' nicht so recht auf den Punkt komponiert sind und die musikalische Basis zugunsten der Lyrik gelegentlich ins Hintertreffen geraten lassen.
Ein weiterer Streitpunkt sind ferner die Vocals von Deborah Perry, die vor allem in den höheren Tonlagen ein Stückchen zu verkrampft agiert. Auch hier entstehen zahlreiche Gegensätze zwischen Gesang und Musik, die sich hin und wieder anziehen mögen, ebenso aber auch ihren Teil zur befremdlichen Stimmung von "Immesurable Currents" hinzutun.
Am Ende ist die erste Solo-Veröffentlichung von Dave Willey damit auch ein zweischneidiges Schwert. An Anspruch und kunstfertigen Klangcollagen mangelt es dem Album auf keinen Fall. Doch gleichzeitig wird eine Menge abverlangt, in erster Linie Geduld, und selbst bei entsprechenden Voraussetzungen muss "Immesurable Currents" nicht dringend zum Genuss avancieren. THINKING PLAGUE-Liebhaber werden zweifelsohne auf ihre Kosten kommen, Fans des avantgardistischen Progressive Rocks ebenfalls. Doch man sollte vor der Investition in die Songs reinhören und bereits vorab entscheiden, ob man sich mit der gezielten, langwierigen Auseinandersetzung nicht übernimmt.
Anspieltipps: Mitch, The Old Woods
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes