DAYDREAM XI - The Circus Of The Tattered And Torn
Mehr über Daydream XI
- Genre:
- (Progressive) Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Sensory Records / Alive
- Release:
- 22.09.2017
- Ticket 00001
- Open The Curtains
- Trust-Forged Knife
- Painted Smile
- Windblown
- A Cup Of Agony
- Overhauling Wounds
- Collector Of Souls
- Forgettable
- The Love That Never Was
- The Circus Of The Tattered And Torn
Progressive Metal in absoluter Vollendung.
Unfassbar. Ich bin immer noch total geflasht. Über siebzig Minuten Progressive Metal. Und was für ein Hammer. "The Circus Of The Tattered And Torn" ist das zweite Album des brasilianischen Trios DAYDREAM XI, die sich anschicken, DREAM THEATER von ihrem Thron zu stoßen. Frevel? Gotteslästerung? Vielleicht. Diese Mischung aus virtuosem Individualismus und stets songdienlicher Handwerkskunst habe ich von Petrucci & Co. zumindest in dieser Form schon sehr lange nicht mehr gehört.
Es ist faktisch auch nicht möglich, einzelne Songs herauszupicken, denn bis auf die kurze, eher belanglose Pianoballade 'Windblown' ist das gesamte Konzeptalbum ein Vorzeigeexkurs durch die große Spielwiese des Progressive Metal. Gelegentlich schauen auch mal SYMPHONY X oder in den rockigen Momenten PAIN OF SALVATION auf ein Stell-Dich-ein vorbei. Keine schlechte Gästeliste, oder? DAYDREAM XI nehmen ihre Hörer mit auf eine anspruchsvolle Reise - mal entspannt rockig, mal im hohen Tempo. Jeder einzelne Musiker zeigt natürlich stellenweise, was er auf dem Kasten hat und die Taktverschiebungen, überraschenden Wendungen und filigranen Breaks sind auf allerhöchstem Niveau. Und doch schaffen die Jungs es irgendwie, das Ganze in kompakte und nachvollziehbare Songs zu packen. Und als seien die starken Songs nur eine Art Vorspiel, gipfelt die Musik im abschließenden, 15-minütigen Titelsong, der noch einmal alle Stärken bündelt und sich für viele Möchtegern-Proggies wie eine schallende Ohrfeige anfühlen muss. In letzter Zeit hat mich kein Prog-Metal-Album mehr so gepackt wie diese Scheibe der Band aus Porto Alegre.
Und als wäre das noch nicht genug, ist Gitarrist und Sänger Tiago Masseti noch das Sahnehäubchen, da er mit seinem hoch melodischen, hymnischen Gesang alles völlig souverän zusammenhält - äußerst variabel und durchaus emotional. In den härteren Passagen erinnert er gar an einen Russell Allen, wahrscheinlich nur um das Qualitätslevel einfach noch einmal um ein paar Stufen nach oben zu schrauben. Dazu kommen die geschmackssicheren Chöre und Kanons, die den gesamten Vortrag auch in dieser Königsdisziplin komplett rund machen. Davon kann das viel zitierte DREAM THEATER nur träumen. Wahnsinn.
Bevor ich jetzt aber die Erwartungshaltung ins Unermessliche treibe (schon zu spät?), sollte sich lieber jeder selbst ein Bild von diesem Meisterwerk machen. Jeder, der auch nur in Ansätzen irgendwelche progressiven Stücke auf sich hält, ist dazu verpflichtet, DAYDREAM XI eine Chance zu geben. Einzig meine geringe Aufmerksamkeitsspanne, die ich nicht oft in dieser Länge aufbringen kann, steht der damit verbundenen vollen Punktzahl im Weg.
Anspieltipp: The Circus Of The Tattered And Torn
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Chris Staubach