DAYLIGHT - The Dead End Kids
Mehr über Daylight
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- Winter Recordings / On Fire
- Release:
- 05.03.2003
- A New Modern Pestilence
- Fuck You, Kiss Me
- The Dead End Kids
- A New Dress For The Sovereign
- In The Name Of Childhood Dreams
Hardcore ist nun nicht unbedingt mein Fachgebiet, deshalb bitte ich im Vorfeld schon untertänigst um Vergebung, sollte ich in meiner metallernen Intoleranz hier ein paar fachliche Unkorrektheiten von mir geben.
Fakt ist auf jeden Fall, dass DAYLIGHT seit 1997 aktiv musizieren, ein paar Line-Up-Wechsel zu verzeichnen hatten und fleißig Demos veröffentlicht haben. Außerdem haben sie an diversen Compilations teilgenommen. Also eine stinknormale Band.
Im Jahre 2002 änderte sich dies, denn der erste Longplayer "Vague Pictures Of Amazing Moments" erblickte das Licht der Welt - und wurde Platte des Monats bei unseren Freunden vom Visions-Magazin. An meiner Unwissenheit hat das nichts geändert, da ich dieses Magazin nicht (mehr) lese.
Nun liegt eine Fünf-Track-EP vor mir, auf der sich DAYLIGHT mir gegenüber entjungfern. Und ich muß sagen, die Musik des Sextetts klingt sehr vielversprechend. Ob man das nun Hardcore, Emocore oder Sonstwiecore nennt, vermag ich nicht genauer zu klassifizieren. Unumstößlich bleibt die Tatsache, dass DAYLIGHT gar nicht europäisch oder teutonisch klingen, sondern vielmehr - zumindest für ungeschulte Hörer wie ich es einer bin - in der Tradition von US-Kapellen daher kommen. Angetan haben es mir hierbei vor allem die knusprigen Gitarren, die Erinnerungen an ANGKOR WAT aufkommen lassen. Sie krachen so richtig schön brachial aus den Boxen, vermögen aber auch immer wieder ruhigere Momente zu erzeugen. Und genau das ist auch der Pluspunkt von DAYLIGHT: Die Jungens vergessen nicht, dass emotionale Musik - und genau das spielen sie ja - nicht immer ausschließlich wütend sein muß. So klingen DAYLIGHT bei diesen fünf Songs extrem variabel, was schlußendlich auch an dem Einsatz zweier gleichberechtigter Sänger liegt. Während der eine häufig die HC-typische - wenn es das gibt - Brüllorgie inszeniert, säuselt der andere manchmal schon fast einschmeichelnd mit cleanen Vocals seine vielsagenden Lyrics ins Mikro. Genau diese Mische macht das Hörerlebnis so spannend. Und wenn im letzten Song dann auch noch eine zerbrechlich klingende Frauenstimme hinzukommt, darf man von mir natürlich schon mal einen Extrapunkt erwarten. Besagter Song, 'In The Name Of Childhood Dreams', ist dann für einen Softie, wie ich es bin, das Highlight dieser extrem kurzweiligen CD.
Was mich bei dieser Art von Musik immer wieder fasziniert ist die extrem hohe Musikalität der Akteure. Wäre das eine Metalveröffentlichung würde man von "progressive" reden, so viele Verschachtelungen verbergen sich in den einzelnen Nummern. Selten kommen eingängige oder rockende Passagen zum Vorschein und wenn, dann werden sie durch eine undefinierbare Lärmorgie des Shouters zunichte gemacht. Und genau dies ist auch auf Dauer mein Problem mit solchen Veröffentlichungen: Ich mag klaren Gesang und bin nach wiederholtem Anhören etwas angenervt, wenn ich, trotz der sicherlich intellektuell hochwertigen Lyrics, fast nichts verstehe. Etwas paradox im übrigen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer auf musikalisch anspruchsvolle, biologisch wertvolle Wutklumpen mit Widerhaken abfährt, sollte sich DAYLIGHT zumindest mal angehört haben.
Anspieltips: In The Name Of Childhood Dreams, The Dead End Kids
- Redakteur:
- Holger Andrae