DAYS OF GRACE - Logos
Mehr über Days Of Grace
- Genre:
- Metal / Neo Thrash
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- 7hard
- Release:
- 26.05.2017
- Coevolution
- Polyhero
- Interlude I
- We
- Misery Loves Company
- Funeral Song
- Believer/Deceiver
- Interlude II
- Cold And Coat
- One By One
- Watch Me Burn
- Interlude III
- Zenith
Moderner Metal-Crossover zwischen vielen Stühlen
Mit größtmöglicher Objektivität betrachtet müssten die Musiker von DAYS OF GRACE mit ihrem neuen Output "Logos" absolute Kritikerlieblinge sein. Der jüngste Streich der Veteranen aus Halle kommt nicht nur satt und deftig produziert daher, der Vierer spielt vor allem einmal mehr gekonnt zwischen mehreren Stilrichtungen und mixt dreizehn moderne Metal-Nummern zusammen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Es bleibt ein großes "Aber", und ich habe mir viel Zeit genommen zu ergründen, wieso "Logos" mich trotz zahlreicher guter Argumente einfach nicht packen will. Die Einzelaspekte der gebotenen Musik können es eigentlich nicht sein. Das was meine Redaktionskollegen bislang als "Thrashcore" einsortiert haben, ist eigentlich eine sehr vielfältige Mischung aus ballerndem Modern Thrash, corigen Schreipassagen, US-Rock-Gitarrenbrettern und in der Endausführung mitunter progressiv gelagerten Songstrukturen. Vor allem der Gitarrensound und die sehr differenzierte Produktion lassen mich oft an eher massentaugliche Ami-Radio-Metal-Vertreter denken – der gutturale Gesang und häufige Doublebass-Walzen stellen aber klar, dass STAIND & Co. höchstens ein rudimentärer Teil des DAYS OF GRACE-Grundgerüstes sind. Einen fetten Pluspunkt heimsen die Ostdeutschen einmal mehr für die Gesangsleistung ihres Fronters Peter Schulz ein, der meist im besten Stile eines Rob Flynns schreisingt, gelegentlich aber auch auf charmant-raue Weise gefühlvollen und überzeugenden Klargesang liefert.
Die musikalischen Aspekte passen also für sich genommen. Trotz fehlerloser Leistung und großem Abwechslungsreichtum kann sich aber leider auch DAYS OF GRACE nicht von der Problematik ambitionierter Genre-Crossovers befreien, nämlich dass die einzelnen Stilelemente zwar überzeugend dargeboten werden, die jeweiligen Fans aber meistens doch lieber zu den jeweiligen Genre-Vorreitern greifen. 'Coevolution' startet beispielsweise mit einem höchst interessanten Mix aus MACHINE HEAD-Thrash, MEGADETH-Gitarren und SUB7EVEN-Alternative-Rock-Tendenzen, macht Appetit auf mehr, hinterlässt aber auch keine klare Geschmacksrichtung. Eine Spur härter wird es mit 'Polyhero', ehe 'We' geradezu balladesk, mit einem Peter Schulz in Hochform beginnt – der Refrain räumt aber dann wieder mit aller Romantik auf. Im weiteren Verlauf wird die Spielwiese noch deutlich erweitert: EKTOMORFsches Groove-Metal-Geballer bei 'Misery Loves Company', latenter DISTURBED-Wahnsinn während 'Believer/Deceiver', klassische Metal-Einlagen plus SLAYER-Gemetzel in 'One By One', und ein an langsamere SYSTEM OF A DOWN-Nummern angelehnter Abschluss mit 'Zenith'.
Einzeln betrachtet machen diese Nummern immer wieder Spaß, erfordern aber auch Zeit und Geduld, und lassen unterm Strich kein koheräntes Albumgefühl aufkommen. Auch fallen die Songs mit fünf bis sieben Minuten Spielzeit eher etwas zu lang aus, gerade wenn so selten klassisch soliert wird wie bei den Sachsen-Anhaltern. Das alles macht aus "Logos" natürlich kein schlechtes Album – im Gegenteil, DAYS OF GRACE beweist einmal mehr, dass der Metal in Sachen Kreativität noch lange nicht am Ende ist. "Logos" will nur einfach zu viel auf einmal, und ich vermute ich bin nicht der Einzige, dem dieses Album in etwas kompakterer Form deutlich mehr zugesagt hätte. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass Freunde modernerer Metal-Crossover hier auch eine höhere Note vergeben würden.
Anspieltipps: Coevolution, We, Believer/Deceiver
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause