DE WOLFF - Grand Southern Electric
Mehr über De Wolff
- Genre:
- Blues/ Southern Rock/ Soul/
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- REM Music Records
- Release:
- 02.05.2014
- Stand Up Tall
- Evil Mothergrabber
- Ride With You
- Wealthy Friend
- Satilla No.3
- Restless Man
- Dance Of The Buffalo
- Ripple Faced Thing
- Working Like a Dog
- (Ain't Nothing Wrong With) A Little Bit Of Loving
- It's About Time
Dutches got the Blues.
Huh, diese drei Holländer haben sich wohl in der Zeit vertan. Nee, falsch. Das Album, um das es hier geht, ist gerade auf Platz Vier der niederländischen Albumcharts geklettert. Und dann flattert von Beginn an auf "Grand Southern Electric" eine altmodische Analogorgel durch die Songs des Trios. Wie auch sonst die gesamte Kunst der Wuselköpfe die Digitalisierung abwegig erscheinen lässt. Sie haben zurückgeschaut in die frühen Siebziger, als das Lied noch ein Lied, die Schlagzeuge nur halb so groß wie heute waren und an den Holzgitarren noch dicke weiße Ringelkabel hingen, mit denen dürre Gitarristen sich kaum bis zum Bühnenrand wagen durften.
Dort, in dieser Zeit voller kauziger Männerkollektive, die ihre Spitzkrägen in die Kameras hielten und ernst herunterblickten, wurde der Rockacker von unten nach oben und von da hinten nach hier vorne tausende Male umgegrubbert. Umso erstaunlicher, dass es heute diese Vielzahl an Bands gibt, die sich trotzdem davon magisch angezogen fühlen. Das scheint jeweils die große Liebe zu sein: eine unbedingte, unabwendbare, aufrichtige. Über den Medienbegriff Retro kann gestritten werden, bis uns allen selbst Spitzkrägen anwachsen. Sinn macht es nur, wenn die Schubladen her müssen. Nun scheinen vor allem erst mal die Neunziger ein Update zu haben.
Und auch deren Phänomen - den Stonerrock - würde es ohne diese knatterdenden Bluesboogieplatten der Zeit nach Woodstock nicht geben. Hartnäckig hält sich ja das Gerücht, dass wir alle wieder irgendwann beim Country landen werden. DE WOLFF trägt dazu viel bei, viele ihrer Songs tragen eindeutige Elemente dieser Altherrenmusik. Auch die Alten waren ja mal jung. Die Szene der Ewiggestrigen wird "Grand Southern Electric" abfeiern. Aber Ewiggestrige können ja auch für die Bewahrung und das Weitertragen von Schönheiten stellvertretend sein. So, genug der Relativierungen.
Die drei Herren von DE WOLFF bergen bewährte Harmonien und erweitern diese um ihre jugendliche Unbefangenheit und ihre Profession. Sie beweisen, wie zeitlos sich der kehlige Soul in einer weißen Stimme und Uropa Southern Rock in die Musik jeder Epoche einpflegen lässt. Ich vermute bei jedem dieser Alben immer auch den Wunsch, dem Weiter! Höher! Mehr! Mehr! Mehr! der Gegenwart zu entkommen. Wird hiermit unterschrieben.
Der Generalvorwurf bleibt trotzdem bestehen: Warum? Warum die -zigste Platte, die sich nach KING CRIMSON, LED ZEPPELIN, ATOMIC ROOSTER anhört? Ja, warum denn nicht?
Aufgeregt meinen Hausstand veräußern und der Band in Cordklamotten hinterherziehen werde auch ich zwar nicht. Aber "Grand Southern Electric" ist vor allem eines, um in den Bildern zu bleiben: ein kurzweiliger Zeitvertreib! Denn was, bitteschön, kann ich als Mitteleuropäer mit dem 'Dance Of The Bufallo' schon anfangen? Dann doch eher 'Drive In An Opel' und dabei in mein Spitzkragenhemd schwitzen....
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben