DEAD LORD - Surrender
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2020
Mehr über Dead Lord
- Genre:
- Hard Rock / Retro Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media (Sony)
- Release:
- 04.09.2020
- Distance Over Time
- Letter From Allen St.
- Authority
- Evil Always Wins
- Messin' Up
- Dark End Of The Rainbow
- Bridges
- The Loner's Ways
- Gonna Get Me
- Dystopia
Den dritten Streich locker getoppt.
DEAD LORD aus Schweden ist eine Band, die wie die Feuerwehr loslegte. Das Debüt ist für mich eines der drei, vier besten Alben des letzten Jahrzehnts, und auch der Zweitling war kaum schwächer. Doch dann kam mit "In Ignorance We Trust" ein relativ belangloses Drittwerk, und so war ich schon etwas zwiegespalten, wie ich an "Surrender" herangehen sollte. Meine Sorge, dass der Abwärtstrend beibehalten oder zumindest nicht gestoppt werden kann war sicher nicht an den Haaren herbeigezogen, aber, und das ist sicher die wichtigste Botschaft, hier kann klar Entwarnung gegeben werden: DEAD LORD ist mit dem vierten Studioalbum ein klares Form-Comeback gelungen.
Natürlich sind die Trademarks alle noch da: THIN LIZZY-Gitarren en masse, der völlig eigenständige und überragende Gesang von Hakim, der dafür sorgt, dass die Band eben nicht wie die nächste Retro-Truppe nach Schema F klingt, und eine wunderbar warme Produktion. Auch das Cover gefällt (was aber ja noch nie ein Problem war), so dass die Kernfrage sein musste: Gelingt es wieder, Songs zu schreiben, die dauerhaft im Ohr bleiben, die ständig Lust nach einem weiteren Spin wecken, die dich mitreißen? Ja, Leute, es ist den Schweden gelungen, und ich bin wirklich happy!
Der Opener 'Distance Over Time' könnte problemlos auf den ersten beiden Alben bestehen, und auch das deutlich entspanntere 'Letter From Allen St.' ist DEAD LORD pur. bei 'Authority' denke ich schon oft an das irische Vorbild, muss aber auch feststellen, dass vor allem Hakim (im Positiven) für den deutlichen Unterschied sorgt. 'Evil Always Wins' scheint nicht die frohe Botschaft unserer Tage zu sein, und die Wahrheit ist es auch nicht. Aber: Es ist ein von fetten Gitarren nach vorne gepeitschter Song, der die Energie des Debüts aufgreift! Ja, ja, ja, es gelingt, und das ist der Hammer! Wer es gechillter mag kann dann 'Messin' Up' hören, einen Song, der auch zu "Johnny The Fox" gepasst hätte. Mit 'Dark End Of The Rainbow' folgt eine schöne Hymne, die sicher in vielen Sommer-Playlists landen wird. Auch beim siebten Titel 'Bridges' ist kein Ausfall in Sicht. Das ist für mich ohne Zweifel der Kernunterschied zum Vorgänger - nahezu jeder Track ist ein Treffer. Auch 'The Loner's Ways' ist so ein Volltreffer, der sich sofort in den Ohren festsetzt und stundenlang zum Ohrwurm mutiert. Ich kann nicht jeden Song zum Anspieltipp ernennen, aber 'Gonna Get Me' wäre es auf den meisten Alben in jedem Fall. Was für eine kleine Perle. Zum Abschluss geht es nach 'Dystopia', und das Flair der ersten beiden Alben ist noch mal voll da. Ein rundum gelungener Abschluss.
Ihr merkt: Ich bin wirklich begeistert von dieser Scheibe! Nein, das Niveau der ersten beiden Alben (jeweils klare 10-Punkte-Dreher) wird nicht wieder erreicht. Das wird vielleicht nie wieder geschehen. Aber der Thron im Retro-Rock wird nun wieder zwischen DEAD LORD und GRETA VAN FLEET ausgefochten, und das ist, gerade nach dem schwachen HORISONT-Lüftchen vor einigen Wochen, wirklich eine gute Nachricht.
Anspieltipps: Distance Over Time, Evil Always Wins, Dark End Of The Rainbow, The Loner's Ways.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer