DEADLY TIDE - Sexy Shock
Mehr über Deadly Tide
- Genre:
- Glam/Hard Rock
- Label:
- MKM Promotion agency
- Release:
- 01.12.2005
- King Of The World
- Lady
- Come Back With Me
- Joey
- Welcome To The Party
- Sexy Disco Sexy
- Downtown
Glaubt man der Selbstbeschreibung des bisherigen Weges dieses Italien-Fünfers, so bekommt man mitleidige Anwandlungen. Seit 1999 unentwegt im Eineinhalbjahrestakt werden CDs produziert. Um dies vorweg zu sagen, die Qualität dieses Werks Hard Rock ist klanglich abgemischt in Ordnung, ein gewisser Druck wird durch das professionelle Reglerdrehen erzeugt. Beim ersten Anhören vor einer Woche... durchfuhr's mich: "Scheiße, Falsettgesang!" - Mit einer Woche Abstand und nun auf dem Kopfhörer geht das aber so gut durch die Schmalzröhren. Ich selbst mach hier mal keine Die-haben-zuviel-Nenenene-gehört-Schublade auf, mal sehen... jepp, da steht's VAN HALEN und gar US-Glam-Rock. Das sind also ihre Kanäle, die sie nicht verlassen möchten und das auch nicht tun. Vor fünf Jahren als Band gestartet und irgendwie als Gesamtkollektiv nach Los Angeles gewandert, dann aber laut Promotext: "The disastrous conditions of life and the lack of money and possibility of job make them return home." Na ja, das kann ja mal passieren. Das ganz persönliche Hollywood-Fiasko sozusagen. Dafür kein Mitleid, meine Freunde!
Die Platte im Promo-Status hier enthält sieben Songs von über die Kralle geschätzt durchschnittlich viereinhalb Minuten Länge. Nummero vier 'Joey' ist die Schnulze, deren Bewertung ich mich verweigere. Findet jeder Taxifahrer gut und bleibt sogar bei Rot stehen. Joey muss der Ansprechpartner für Eingliederung italienischer Glamrockazubis in "El Eä" gewesen sein, dem sie nun hinterherjammern. Es ist schwer Hymnen zu schreiben, diese Art Mischung aus Stampfer und Durch-die-Zähne-Melodie-pfeifen. 'Come Back With Me' jedoch hat das Potenzial dazu. Dieses Halbhymchen kann ich getrost jedem Hardrocker (Welch ein Wort!) empfehlen. 'Sexy Disco Sexy' geht dagegen gar nicht: Anfangs schrubbert sich vielversprechend ein Riff in den Song, dann geht's rapid bergab. Eher doof. Einzig gut fällt die gute Solo-Arbeit des Gitarrenmanns auf. Das trifft – wenn er mal darf – auf alle sieben Songs zu. Das Songwriting ist unaufgeregt und konservativ rockig angelegt. Nix anbrennen lassen. Das aber ist es ja gerade: So richtig zündelt die italienische Version vom Eddy von H. nicht. Den letzten Song kann ich nämlich auch nicht empfehlen. Zu vorhersehbar, zu plätschernd. Dann schon eher die erste Nummer 'King Of The World'. Ein gutes Stück aus der Sparte VAN HALEN-Gedächtnis-Rock. Noch lange nicht das Original, aber den Anspruch sollte man ja nie unterstellen. Außerdem ist die erste Silbe, die gesungen nach "oben schwingt" S-K-Y-Y-Y-Y-Y-Y! Ich kneif das linke Auge zusammen, nipp' pflichtbewusst an meinem Radler an der Wohnungstür und singe 'Welcome To The Party'. Insgesamt gesehen ist der Gesang aber eine Schwäche dieser Gruppe, der manchmal sehr gedrückt und bemüht daher schwingt. Davon rücke ich auch nach einer Woche Hörbedenkzeit nicht ab. Deutlich zu bemerken vor allem nach starkem, episch angelegten Beginn bei 'Come Back With Me' - wo der einsetzende Gesang innerhalb eines Tones dem Song die Glamrockpuste abgräbt.
Ja, manchmal nervt mich diese Unausgewogenheit sogar. Aber rundum haben diese Italiener doch mehr Beachtung in unseren Breiten verdient. Und sowieso: Die beste Musik scheint ihr von DEADLY TIDE zu Hause zu schreiben. Wer braucht da den Moloch L.A.? Es gibt genug Sonne in San Remo, die man sich auf die umherflirrenden Poserlöckchen scheinen lassen kann. Aber wer trägt schon sowas?
Anspieltipps: King Of The World, Welcome To The Party
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben