DEAFHEAVEN - New Bermuda
Mehr über Deafheaven
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Anti-
- Release:
- 02.10.2015
- Brought To The Water
- Luna
- Baby Blue
- Come Back
- Gifts for the Earth
Kein "Sunbather II" - zum Glück!
Die Welt geht unter. Regen. Kirchen läuten wie wild, wenn das Getöse einsetzt. Infernalisches Geknüppel wird von langsamen Gitarrenanschlägen untermalt, die nahezu konträr zur Marschrichtung der Blastbeats und Rhythmusgitarre stehen. Wenn Sänger George Clarke dann mit seinem Gekreische einsetzt, weiß man wo man gelandet ist: Bei "New Bermuda", dem dritten Album von DEAFHEAVEN. Fünf Songs in 47 Minuten liefert der amerikanische Black-Metal-Hype für den Nachfolger des euphorisch aufgenommenen "Sunbather". Was ist anders? Was ist gleich? Gibt es ein "Sunbather II", um an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen? Oder nimmt man ähnlich wie WOLVES IN THE THRONE ROOM einfach ein Ambient Album auf, um dem direkten Vergleich mit dem Vorgänger zu umgehen?
Nein, DEAFHEAVEN ist noch immer DEAFHEAVEN. Dennoch gibt es Unterschiede im Vergleich zum 2013er Werk. Schon die Produktion unterscheidet sich in großen Teilen. Wo der Sound von "Sunbather" irgendwo zwischen verträumt, matschig und Lo-Fi pendelte, klingt "New Bermuda" etwas herkömmlicher, was jedoch auch sehr gut zu den Songs passt. Man darf immer noch keine Hochglanzproduktion erwarten, sondern einen kratzigen und authentischen Sound, der sich perfekt an die düsteren und irgendwie auch klareren Kompositionen anpasst. Und diese fallen auch etwas anders aus als zuvor. Es handelt sich noch immer um Black Metal, der sich gerne auf die Füße starrt, aber es sind auch andere Einflüsse zu erkennen. Zum einen kommt immer mal wieder die Thrash-Vorliebe von Clarke durch, wenn auch nur in kleinen Zwischenteilen. Bei den Melodien wird dafür die Vorliebe für 90er-Jahre-Screamo deutlich. Besonders im Opener 'Brought To The Water' wird dieser Stilmix offenkundig. Es ist erstaunlich wie emotional Black Metal klingen kann. Gerade die zweite Songhälfte besticht zu jeder Sekunde.
Auch die vier restlichen Songs weisen keine Schwachstellen auf. 'Luna' etwa kann ebenfalls im Finale noch mal alles rausholen, 'Baby Blue' und 'Come Back' vertonen Trauer ebenfalls mehr als eindrucksvoll. Die wirkliche Überraschung ist das abschließende 'Gifts For The Earth', welches sich deutlich von jedem anderen Song der Diskographie abhebt. Musikalisch bewegt man sich größtenteils eher im Bereich Post Punk und ist näher an JOY DIVISION als an EMPEROR oder WOLVES IN THE THRONE ROOM. Ein Experiment, welches mehr als gelungen ist und beweist, dass die Band mehr kann als man ihr zutrauen würde.
"New Bermuda" ist definitiv einer der heißesten Anwärter auf den Titel "Album des Jahres". In 47 Minuten gibt es keinen Takt, keinen Augenblick, keine einzige Sekunde, die man als langweilig oder unpassend bezeichnen möchte oder gar könnte. DEAFHEAVEN ist eine der momentan aufregendsten Bands und kann dem Hype definitiv gerecht werden. Dass "New Bermuda" das 11/10-Punkte-Album "Sunbather" nicht schlagen kann, war von vorn herein klar, von daher kann man sowieso nicht von einer Enttäuschung sprechen - bei weitem nicht!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Sebastian Berning