DEARLY DEPARTED - Heartless
Mehr über Dearly Departed
- Genre:
- Modern Metal / Alternative Rock
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.10.2022
- Heartless
- Fairweather
- Chasing You
- Quiet Echoes
- Haunted
- Hindsight
Moderner Metal zwischen Melancholie, Pop und Härte.
Also, als Redakteur liest man ja viele frei erfundene Genrebezeichnungen, aber Active Rock ist mir als solche noch nie untergekommen. Was ist denn aktiver Rock? Und wie sieht inaktive Rockmusik aus? Wir werden uns wohl also in den folgenden Zeilen selbst ein Bild von den Amerikanern DEARLY DEPARTED machen müssen, die mit "Heartless" gerade ihre zweite Veröffentlichungen vorlegen. Dabei vermeide ich bewusst den Begriff "Album", denn mit gerade einmal sechs Songs ist der Fünfer aus Fargo (ja, die Stadt in North Dakota gibt es wirklich) hier doch eher im EP-Format unterwegs.
Lösen wir aber nun doch erst einmal das Rätsel um die Genre-Kategorisierung: Es stellt sich heraus, dass Active Rock offensichtlich eine sehr poppige Mischung aus Metalcore, modernem Alternative Metal der Marke DISTURBED und melancholischen Rock im Stile von CREED beschreiben soll. Zugestehen muss ich den Amerikanern dabei neidlos, dass sie wissen, wie man eingängige Hooklines schreibt, denn etwa der Opener und Titeltrack geht direkt ins Ohr und schon nach einem Durchlauf kann man den Refrain problemlos mitsingen. Gerade bei den ersten beiden Nummern der Scheibe liegt mir die Betonung aber deutlich zur sehr auf der melancholischen Seite des Bandsounds; selbige Tracks schallen mit veträumt poppigen Strophen und rockigeren Refrains reichlich vorhersehbar aus den Boxen.
'Chasing You' und 'Quiet Echoes' klingen da schon deutlich mehr nach Metalcore und fahren gerade auf Seiten der Sechsaiter eine härtere Kante, was dem Quintett in meinen Ohren zwar gut zu Gesicht steht, gleichzeitig fehlen diesen beiden Nummern aber die Hooklines, die zu Beginn der Scheibe noch in meinen Ohren der größte Pluspunkt der Band waren. Erst wenn 'Haunted' und 'Hindsight' dem Stilmix eine gute Prise LINKIN PARK hinzufügen, geht das Rezept plötzlich auf, weil hier die Balance zwischen Härte, Melodie und Melancholie endlich stimmt. Gerade Anfang der 2000er hätte der Fünfer damit sicher gut ins MTV-Programm gepasst, auch wenn natürlich der generelle Sound deutlich moderner daherkommt als bei den Vetretern der damaligen Nu-Metal-Welle.
Insgesamt ist "Heartless" damit ein durchaus hörenswertes Lebenszeichen einer noch jungen Band, die offensichtlich ihren Sound aber noch nicht so ganz gefunden hat. Soll nun melancholisch auf die Tränendrüse gedrückt werden, oder will die Truppe aus Fargo eine moderne Interpretation des Nu Metal aufbieten? Ich hoffe ja, dass am Ende die Wahl auf die zuletzt genannte Option fällt, denn in meinen Ohren kann die Band in diesem Sektor ihr Potential deutlich besser ausspielen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs