DEATH - Spiritual Healing
Mehr über Death
- Genre:
- Death Metal
- Living Monstrosity
- Altering The Future
- Defensive Personalities
- Within The Mind
- Spirtual Healing
- Low Life
- Genetic Reconstruction
- Killing Spree
[Klassiker]
Das übliche Außerirdischen-Szenario: Metaller XY soll den sechsäugigen Tentakel-Johnnies vom Planeten XronX zeigen, was so toll am Death Metal ist und wie sich die Musikrichtung entwickelt hat. XY, ein gestandener Todesbleikenner, zückt kurzerhand seine Sammlung an DEATH-CDs und schon ist die Sache geritzt.
Aber bleiben wir lieber mal unter uns Menschen und menschlichen Wracks, Hand aufs Herz: keine andere Band hat die Entwicklung des todesmetallischen Genres dermaßen vorangetrieben, sich selbst so konsequent weiter entwickelt und vor allem derart viele Bands beeinflusst wie DEATH respektive Mastermind Chuck Schuldiner mit seinen stetig wechselnden Mitmusikern. Umso schwerer ist es, aus den 7 Scheiben der Bandgeschichte eine heraus zu picken; dennoch hat meine Wenigkeit die `90er-Veröffentlichung "Spiritual Healing" stets ein bischen mehr geliebt als die nicht minder genialen anderen Platten.
Warum? Nun, auf "Spiritual Healing" gelang es "Evil Chuck" erstmals, die rohe Urgewalt der bisherigen Scheiben mit einer für DM-Verhältnisse völlig neuen Musikalität und formalen Strenge zu verbinden; derart gut durchstrukturierte Songs, so saubere Arrangements hatte die Death Metal-Welt noch nicht gesehen. Vereinfacht ausgedrückt konnten DEATH erstmalig das für damalige Verhältnisse ungeheure Tempo, die Aggression und Wucht des Death Metal rückstandslos mit den urtypischen Eigenschaften des klassischen Heavy Metal verbinden. Da paßte auch die Produktion wie die Faust aufs Auge, denn "Spiritual Healing" war ausgesprochen sauber produziert, ohne dabei jedoch an Druck einzubüssen oder gar poliert zu klingen.
Natürlich, spielerisch hatte man damals noch nicht das Niveau späterer Tage; speziell Schlagzeuger Bill Andrews ging verglichen mit späteren DEATH-Trommlern wie z.B. Sean Reinert oder Gene "Das Tier" Hoglan recht schlicht zu Werke. Dennoch gab es, vor allem dank der ansprechenden, mit melodiösen Leads gewürzten Gitarrenarbeit von Chuck himself und Gitarrensöldner James Murphy (u.A. OBITUARY, TESTAMENT, CANCER) in technischer Hinsicht nichts zu bemängeln.
Abgerundet wurde die Angelegenheit durch ein schönes Ed Repka-Cover, anspruchsvoll-sozialkritische Texte (damals noch sehr ungewöhnlich für das Genre) und recht machtvolles Gegurgel, denn der von Mutter Natur mit einem ziemlich dünnen Stimmchen gesegnete (oder doch eher gestrafte?) Chuck hatte den Harmonizer diesmal auf Volumen eingestellt.
Langer Rede kurzer Sinn: in eine gutsortierte Death Metal-Sammlung gehören natürlich ausnahmslos alle Scheiben von DEATH, als Einstiegsdroge allerdings, auch aber als wahres Lehrstück für die Evolution des Todesbleis, ist "Spiritual Healing" nach wie vor am besten geeignet.
Anspieltips: Living Monstrosity; Altering The Future; Spiritual Healing
- Redakteur:
- Rainer Raithel