DEATHSPELL OMEGA - Paracletus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2010
Mehr über Deathspell Omega
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Season of Mist (Soulfood Music)
- Release:
- 09.11.2010
- Epiklesis I
- 2 Wings Of Predation
- Abscission
- Dearth
- Phosphene
- Epiklesis II
- Malconfort
- Have You Beheld The Fevers?
- Devouring Famine
- Apokatastasis Panton
Ein Meisterwerk des modernen Black Metals
Bei der Frage, was "Paracletus" eigentlich bedeutet, stoße ich bei der zugegebenermaßen relativ kurzen Recherche auf die lateinische Wortbedeutung Beistand, Schützer und diese verweist auf den Heiligen Geist. Die Betrachtung des Covers legt nahe, dass es sich hier wohl eher um den Anti-Heiligen-Geist handeln muss, oder wenigstens seinen Antipoden. Analog dazu bewegt sich das beängstigend großartig-böse musikalische Konzept der französischen Black-Metal-Formation DEATHSPELL OMEGA. Obwohl schon 1998 gegründet, stellen die Werke der Band eine große Lücke in meiner Sammlung dar, was nicht zuletzt "Paracletus" beweist. Fans der Band muss ich nun damit vertrösten, dass ich das aktuelle Album aus diesem Grunde nicht in den Backkatalog einordnen kann. Andererseits ist meine Begeisterung vielleicht schon Hinweis genug?
Die Gitarrenarbeit der Franzosen ist das erste, was in seiner Andersartigkeit im Vergleich zur aktuellen Black-Metal-Szene zuerst auffällt. Pure Blasphemie stellt die Absage der Band an straightes Riffing dar, im positivsten Sinne allerdings, denn durch die ungewöhnliche Spieltechnik entsteht eine derart unheimlich Atmosphäre – es ist schwer, das Ganze in Worte zu fassen. Natürlich werden gewohnte Stilelemente des Hochgeschwindigkeits-Black-Metals in durchaus von beispielsweise BEHEMOTH gehörter Form dargeboten, allerdings um eine Vielzahl bösartiger und räudiger. In Verbindung mit dem reibenden, treibenden Bass wird das Herz des Hörers stetig ausgehöhlt, bis schlussendlich jegliche Hoffnungslosigkeit, die auf "Paracletus" gelebt wird, in die Nervenbahnen des Hörigen übertragen wurden. Eine derart eindrückliche, schwarze und zähe Musikmasse konnten zuletzt SECRETS OF THE MOON kochen, die pestnarbigen Pechmeister aus Deutschland.
Als DEATHSPELL-OMEGA-Neuling erlaube ich mir eine Analogie, die nicht nur durch die Heimat der Band naheliegt: Denn die Franzosen sind derzeit das für den modernen Black Metal, was GOJIRA im Death Metal darstellen: Eine Band mit dem Potential, durch ihre Alben ein ganzes Genre zu verändern. Denn passend zu der intensiv gestrickten Atmosphäre und Stimmung des Albums paart sich eine extrem tighte und nuancierte Spieltechnik. Auch an dieser Stelle sei auf die begeisternden Gitarren hingewiesen, die sich in purem Chaos ergießen, dabei aber einer höheren, gemeinen Ordnung frönen – es ist schier unglaublich. Und da nur das Genie über das Chaos triumphiert, haben wir es kaum mit weniger zu tun...
Fazit: Kranke Genialität gepaart mit tiefschwarzer Hässlichkeit und Epik. Nach "Belus" von BURZUM stellt DEATHSPELL OMEGA mit "Paracletus" die Genre-Überraschung schlechthin dar. Besser wurde moderner Black Metal mit Anspruch im Jahr 2010 nicht gespielt.
Anspieltipps: Phosphene
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer