DEATHSPELL OMEGA - The Long Defeat
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2022
Mehr über Deathspell Omega
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Norma Evangelium Diaboli
- Release:
- 23.03.2022
- Enantiodromia
- Eadem, Sed Aliter
- The Long Defeat
- Sie Sind Gerichtet!
- Our Life Is Your Death
Schroffe, schwere, sperrige Schwärze.
DEATHSPELL OMEGA dürfte über zwanzig Jahre nach dem Debütalbum "Infernal Battles" fraglos zu den prägenden und bedeutendsten Vertretern der schwarzmetallischen Zunft des dritten Jahrtausends zählen. Diesen Ruf konnte sich die Band vor allem dadurch erarbeiten, dass sie seit spätestens ihrem Zweitling "Inquisitors Of Satan" (2002) mit jeder weiteren Veröffentlichung immer wieder sowohl die Kritiker als auch die Fans zu begeistern wussten. Denn auch wenn sich die Franzosen bis heute der Realperformanz verweigern und sich auch darüber hinaus gerne in einen Schleier der Obskurität hüllen, ist die Gemeinde der Anhänger von Album zu Album gewachsen, und - ich will es vorweg nehmen - das wird sich wohl auch mit dem achten Studiowerk "The Long Defeat" kaum ändern.
Die Truppe aus Poitiers, deren Personal nie so wirklich offiziell bestätigt wurde, bleibt sich mit dem neuen Album fraglos treu, indem sie schroffe, schwere, sperrige Schwärze zelebriert, welche sicherlich dem einen oder anderen Hörer zunächst abweisend und unnahbar wirken mag. Doch gelingt es der Band für meinen Geschmack dieses Mal noch besser als auf so manchem früheren Exponat, in die zunächst abstoßend wirkende Wand aus Dissonanzen und Missstimmungen auch feine Spuren von beklemmenden Melodien einzuweben, die sich mit jedem Durchlauf immer mehr verdichten und so zu einem roten Faden werden, der auch dem Skeptiker den Weg durch die Scheibe weisen.
Der knapp zwölfminütige Opener 'Enantiodromia', zugleich das längste und sperrigste Stück auf "The Long Defeat" mag dabei zunächst noch ein sehr typisches Exponat für DSO'sches Schaffen darstellen und sehr schwer zu knacken sein, doch in jedem weiteren Song zeigt sich etwas mehr Mut zur Melodie und Eingängigkeit. Diese Einschätzung ist natürlich in Relation zur Band zu setzen. Ihr habt hier also sicherlich nicht zu befürchten, dass DEATHSPELL OMEGA mit Flutschi zum Black-Metal-Pop aufgespritzt worden sein könnte. Das überlassen die Franzosen weiterhin anderen Kandidaten. Doch schon bei 'Eadem, sed aliter' führt ein sehr getragenes, hochmelodisches Leitmotiv in tiefer, sonorer Stimmung und marschierendem Rhytmus den Hörer in den Song hinein, so dass er nicht vor einem Stahlgewitter steht. Die darauf folgende Spoken-Word-Passage weckt Assoziationen zu einigen der besten Momente der frühen zweiten Welle, die hier am Ende sogar mit leicht folkig angehauchten Melodiebögen grüßen darf.
Damit bricht DEATHSPELL OMEGA ein kleines Stück weit aus der selbst lange Zeit gewählten Anlehnung an die abweisende Garstigkeit und verstörende Komplexität einiger späterer MAYHEM-Werke ab. Keine Sorge, hiervon gibt es noch immer genug für die jahrelangen Fans der Band, doch der etwas melodischere, songdienlichere, eingängigere Ansatz zieht sich auch durch die restlichen drei Stücke des knapp dreiviertelstündigen Albums. Im epischen Titelstück finden sich sphärische Chöre und Soundtrack-artige Klanglandschaften, vor denen eine elegische Gitarre soliert, während sich gesanglich viel Abwechslung auftut. Letzteres könnte darin begründet liegen, dass die Szene gerüchtet das neben Mikko Aspa (CLANDESTINE BLAZE), dieses Mal auch Mortuus (MARDUK, FUNERAL MIST) und M. (MGŁA) für die Gesangselemente verantwortlich zeichnen. Das kann ich nun ebenso wenig bestätigen, wie es die Band und das Booklet der CD bestätigen wollen, doch plausibel klingt dies durchaus.
Wenn wir gerade beim Booklet sind, sei darauf hingewiesen, dass dieses das Konzept des Albums sehr ausführlich darlegt und zusätzlich zu den Texten auch die sie verbindende Geschichte enthält. Was die Band sich also über sich selbst ausschweigt, das kündet sie dafür freimütig über ihr Werk an sich. Da machen die beiden abschließenden Tracks umso mehr Freude, namentlich das flotte 'Sie sind gerichtet!" und das atmosphärische, irgendwo zwischen MGŁA und SATYRICON beheimatete 'Our Life Is Your Death' zum Ende hin. Auch wenn meine Wertung etwas zurückhaltend scheinen mag, was darin begründet liegt, dass das Album mehr Zeit fordert, als einem der Soundcheckmonat lässt, will ich diese Rezension als absolute Kaufempfehlung für die Zielgruppe verstanden wissen, denn DEATHSPELL OMEGA verbindet hier sehr überzeugend die eigene, schroffe, millenniale Interpretation des Black Metals mit den Wurzeln der 1990er-Welle des Genres.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle