DEATHTRIP, THE - Deep Drone Master
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2014
Mehr über Deathtrip, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 14.11.2014
- Intro
- Flag Of Betrayal
- Dynamic Underworld
- Sewer Heart
- Making Me
- Cocoons
- Cosmic Verdict
- Something Growing In The Trees
- Foot In Each Hell
- Syndebukken
Einer der besten Black-Metal-Sänger aller Zeiten ist nach 15 Jahren mit einem perfekten Album zurück.
THE DEATHTRIP ist ein relativ neues, internationales Projekt mit je zur Hälfte englischem und norwegischem Erbe, wobei sich das Debütalbum "Deep Drone Master" wie auch schon die Demos ganz eindeutig dem Stilbereich des norwegischen Black Metals zuordnen lässt. Dafür sorgt allein schon Frontmann Bjørn Dencker Gjerde alias Aldrahn, der Mitte der Neunziger mit legendären Scheiben wie den ersten DØDHEIMSGARD-Werken, der ZYKLON-B-EP oder auch dem OLD MAN'S CHILD-Debüt einen bleibenden Eindruck als eine der ausdrucksstärksten und charakteristischsten Stimmen der Szene hinterließ. Ab der Jahrtausendwende wurde es indes sehr ruhig um Aldrahn, der von einigen Gastauftritten abgesehen, kaum mehr musikalisch in Erscheinung trat, bis es eben 2008 zur Gründung von THE DEATHTRIP kam.
Wenn also im Intro zu "Deep Drone Master" ein Gockel mit seinem Krähen "den Meister" im Schlafe stört, dann mag das programmatisch verstanden werden und die Rückkehr einer Stimme ankündigen, die mir noch heute, bald zwanzig Jahre nachdem Aldrahn mit "Kronet til Konge" eines der besten Black-Metal-Alben aller Zeiten einsang, sofort das Blut in den Adern gefrieren lässt. Grollend, finster, beschwörend, dabei urböse und doch so unglaublich deutlich artikuliert, dass man nun wirklich jedes Wort problemlos verstehen kann, kündet der Mann von finsteren Szenarien, dunklen Gedanken, Verrat, den Untiefen der Seele und dem Teufel höchstselbst. Doch es ist nicht die Stimme allein, die "Deep Drone Master" zu einem Meilenstein des Genres werden lässt, sondern nicht zuletzt auch das Songwriting von Gitarrist Paul "Host" Groundwell, seines Zeichens Peaceville-Manager, der es eben geschafft hat, Aldrahn neun Songs auf den Leib zu schneidern, die es jenem ermöglichen, eben alle Register seines Könnens zu ziehen, und dabei auch noch so eingängig zu sein, dass jeder von ihnen das Zeug zur Hymne hat.
Ganz gleich, ob wir nun den kurzen, rasenden Opener 'Flag of Betrayal' herausnehmen, der alle klassischen Zutaten des 90er-Norwegerstahls auffährt, am Ende jedoch eine herrlich makabre Tempobremse tritt; oder im Anschluss das groovend dahin marschierende 'Dynamic Underworld' oder aber die ganz tiefgründig packende, dabei ziemlich rockige Teufelsballade 'Making Me' mit der Jahrhunderthookline "I open up my heart to the Devil": Hier sitzt jedes flirrende und surrende, oder auch jedes groovende und drückende Riff perfekt, hier graben sich die finsteren Melodien in die Hirnrinde, und hier geht das bedrohliche, diabolische Rezitativ des Frontmanns ganz tief unter die Haut. Dies funktioniert nicht zuletzt so blendend, weil bei THE DEATHTRIP einfach alle Räder perfekt in einander greifen. Die Band hat den perfekten Black-Metal-Sänger in ihren Reihen, dem wirklich keiner, auch kein großer Name etwas vormachen kann; sie hat eingängige, prägnante Songs am Start, und sie hat einen Produzenten für sich gewinnen können, der dafür sorgt, dass all die handwerkliche Brillanz auch den Weg zum Hörer findet.
Es ist nämlich kein Geringerer als Snorre Ruch (THORNS) höchstselbst, der von den Songs der Band so überzeugt war, dass er es gar als Ehre empfand, als Produzent erwählt worden zu sein, um den in verschiedenen Sessions entstandenen und aufgenommenen Stücken im Mix einen roten Soundfaden zu verleihen. So klingt "Deep Drone Master" sehr transparent und vielschichtig, manchem Old-Schooler vielleicht sogar etwas zu sauber, aber es hat keinesfalls die industrielle Kälte des THORNS-Albums, und nicht den Hochglanz-Effekt SATYRICONs. Nein, THE DEATHTRIP ist schon schmutziger, basischer, finsterer. Beim dynamisch rockenden 'Cocoons' dreht es dem Hörer die Birne aus der Fassung, und bei schleppend doomig dahin walzenden 'There's Something Growing in the Trees' kommt ein gewisses Outer-Space-Feeling zum Tragen, das man bei der THORNS- und DØDHEIMSGARD-Verbindung durchaus erwarten darf, die sich auch in gewissen dezenten Samples niederschlägt, bevor zum Ende hin dann auch noch der völlig wahnhaft gesungene Smasher 'One Foot in Each Hell' zwischen mittleren DARKTHRONE-Werken und THORNS ein Ausrufezeichen setzt.
Skeptikern und Aldrahns alten Anhängern sei dabei ganz deutlich gesagt, dass "Deep Drone Master" bei aller kompositorischen Vielschichtigkeit und bei aller zeitgemäßen Produktionstechnik doch stets und an allen Stellen nichts anderes ist als norwegischer Black Metal, wie er sein soll, und wie man ihn anno 2014 meines Erachtens schlicht nicht besser machen kann. Das bringt letztlich auch der letzte Song 'Syndebukken' nochmal perfekt auf den Punkt, der als einziger auf Norwegisch gesungen ist und - von der Produktion und dem atmosphärisch-ambienten Ende abgesehen - auch auf 'Kronet til Konge' nicht aus der Reihe gefallen wäre. Was bleibt, das ist ein schlicht und ergreifend perfektes Black-Metal-Album mit einem der besten Sänger, den die Szene je gehört hat. Einem solchen Album wird man mit unserer Punkteskala zwar kaum gerecht, doch auch die Tatsache, dass es ein Album dieser Stilistik in unserem Soundcheck aufs Stockerl schafft, spricht Bände.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle