DEBRIS INC. - Debris Inc.
Mehr über Debris Inc.
- Genre:
- Punk / Doom
- Label:
- Rise Above / Soulfood
- Release:
- 04.04.2005
- Too Many Mushrooms On My Pizza
- Fuckin' Mess
- Full Of Shit
- The Old Man And His Bong
- The Nightmare
- You're The Reason I'm Medicated
- Dime-A-Dozen
- The Life And Times Of Claude & Elmo
- Shut Up
- Nausea
- Sickening Thud
- Junkbak
- I Feel Like Shit Again
- Pain
- The Ballad Of Debris
- I Love Living In The City
- Manhattan Breakfast
Mancher wird sich wohl verwundert am Kopf kratzen, wenn er seinen Erstkontakt mit DEBRIS INC. hinter sich hat. Ich war gewissermaßen schon auf die Überraschung vorbereitet, da ich die Band um SAINT VITUS-Gründer Dave Chandler und ex-TROUBLE-Basser Ron Holzner schon vor ein paar Jahren in Wacken live bewundern durfte. Wer erwartet, dass die beiden Ikonen der Doomszene nun eine Schiene fahren, die man als hundertprozentige Fortsetzung von SAINT VITUS bezeichnen könnte, wird sich getäuscht sehen. Denn auch der alte Punk ist schon seit Urzeiten ein musikalischer Einfluss von Dave, der allerdings bisher eher im Hintergrund blieb und mit dem aktuellen Debütalbum seiner neuen Band nun endlich zum Vorschein kommt. Neben dem obligatorischen doomigen Lavasound, enthält der Cocktail von DEBRIS INC. demnach auch einen gehörigen Schuss Punk Rock in Gestalt von flotteren Songs mit geshouteten Refrains zum Mitgrölen.
Dennoch: Man hört natürlich auch bei DEBRIS INC. ganz deutlich heraus, dass Dave früher einmal Mastermind von "Sankt Veit" war. Die ultra-heavy aus den Boxen dröhnenden, epischen Riffs und die völlig abgedrehten Leads und Soli können einfach nur von Dave Chandler stammen. Sein Stil ist völlig einzigartig und unverkennbar. Allein aus diesem Grund sollte kein VITUS-Jünger den Kauf dieser Scheibe bereuen, und schon deshalb ist es schön, dass Ron seinen Freund Dave davon überzeugen konnte, wieder Musik zu machen. Was der Mann an der Gitarre abliefert, ist einfach phänomenal. Dazu kommt Daves ziemlich raue, aber erstaunlich vielseitige Gesangsdarbietung, die er bei seiner ehemaligen Band nur sehr selten anklingen ließ, da man ja immer einen hauptamtlichen Sänger hatte. Dennoch, wer sich an ein Stück wie 'Just Another Notch' erinnert, der hat ja einen ungefähren Eindruck von Daves Stimme. Allerdings lässt sich Dave nicht darauf limitieren und kommt auch mit ganz anderen, neuen Vibes an. Dazu kommen die ganzen Backing Vocals und geshouteten Refrains sowie etliche weitere Passagen, für die Ron seine Stimme hergibt.
Was die einzelnen Songs angeht, ist die Mischung sehr ausgewogen. Nach einem kurzen Intro legt 'Fuckin' Mess' erst mal mit einem richtig schön doomigen Sound los, wobei das Riff zwar recht flott daher kommt, aber dabei auch an VITUS erinnert. Der Refrain ist relativ punkig und das Solo Dave Chandler pur. 'Full Of Shit' ist dann noch 'ne Ecke mehr Punk, aber dennoch heavy, bevor man es mit dem sechsminütigen 'The Old Man And His Bong' richtig langsam angehen lässt. Mehr Doom geht einfach nicht, weshalb eigentlich jeder Fan des klassischen VITUS-Sounds glücklich sein dürfte. Auch der Gesang passt hier perfekt. Bei 'The Nightmare' lässt man wieder es schneller und rockiger angehen und haut einen starken Refrain raus. Auch das Bassspiel kommt hier sehr cool rüber. Es folgt der sehr kurze, rotzige Punk-Smasher 'You're The Reason I'm Medicated', der super abgeht. In der Tour geht's dann so weiter. Einige kurze Zwischenspiele lockern die Scheibe auf, dazwischen finden sich weitere reinrassige Doom-Epen wie 'The Life And Times Of Claude And Elmo' inklusive vernebeltem Solo, oder das wirklich überragende, teils psychedelische, im Refrain aber total bösartige 'Pain' mit seinem ellenlangen Monstersolo. Etwas anders gelagert ist der von 'Sickening Thud' recht melancholisch eingeleitete, dynamische Doomrocker 'Junkbak' mit seinen verzerrten Vocals. Aber natürlich gibt's auch noch etliche derb runtergeprügelte Punkattacken wie 'Shut Up' und die Ohrwürmer 'I Feel Like Shit Again' und 'The Ballad Of Debris'. Auch außergewöhnliche Songs wie 'Nausea', das mit seinen interessanten Vocals einfach in keine Schublade passt, hat die Scheibe zu bieten. Zum Schluss gibt es noch eine super gelungene, rotzige Coverversion von FEARs 'I Love Living In The City', bevor die Scheibe mit einem Frühstück der besonderen Art endet.
Ich persönlich finde das Debüt von DEBRIS INC. wirklich gut und habe einen Riesenspaß daran, weil es einfach authentisch ist, und weil es rockt wie die Hölle. Mit der teilweise stark alkohol- und rauchvernebelten Lyrik und Attitüde der Jungs kann ich mich persönlich zwar nicht identifizieren, aber das ist ja auch nicht nötig. Was zählt, ist, dass Dave, Ron & Co. (man hatte für die Aufnahmen diverse Sänger und Schlagzeuger als Gäste im Studio) es mit diesem Album geschafft haben, Doom Metal und Punk Rock auf eine Weise zu vereinen, wie es kaum einer vor ihnen getan hat. Dabei enthält das Album für mich ausnahmslos gute bis sehr gute Songs, die allerdings vielen von euch zu derb sein könnten. Einen geschliffenen Sound mit ausgefeilten Arrangements werdet ihr hier nämlich ganz sicher nicht finden. Wenn ihr große Fans von SAINT VITUS seid, denke ich aber, dass ihr euch auch mit DEBRIS INC. werdet anfreunden können. Dies gilt in besonderem Maße, wenn ihr außerdem auch den wirklich alten Punk Rock mögt. Für intolerante Puristen aus beiden Lagern, für die Punk (bzw. Metal) nach wie vor ein Feinbild ist, dürfte die Scheibe allerdings mehr Toleranz fordern, als sie aufbringen können - oder wollen.
Anspieltipps: The Old Man And His Bong, Pain, I Feel Like Shit Again, Nightmare
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle