DECAPITATED - Cancer Culture
Mehr über Decapitated
- Genre:
- Groove / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 27.05.2022
- From The Nothingness With Love
- Cancer Culture
- Just A Cigarette
- No Cure
- Hello Death
- Iconoclast
- Suicidal Space Programme
- Locked
- Hours As Battlegrounds
- Last Supper
Die polnische Groove-Todesstahl-Walze rollt wieder!
Ich habe nie wirklich verstanden, warum DECAPITATED immer als Technical Death Metal eingeordnet wird. Klar, Wacław "Vogg" Kiełtyka und seine Mistreiter sind handwerklich über wirklich jeden Zweifel erhaben und schielen auch gerne mal gen Chuck Schuldiner, doch für mich macht die Polen nicht die Fingerbrett-Akkorbatik einzigartig, sondern die Tatsache, dass der Vierer den perfekten Mix zwischen Death Metal und Groove-Monstern wie PANTERA zelebriert. Nach einer turbulenten Phase der Bandgeschichte, die vor allem von einer Anklage der Bandmitglieder wegen Vergewaltigung und Entführung geprägt wurde, welche die US-Tour der Band im Jahr 2017 zu einem abrupten Stopp brachte und schlussendlich im Januar des folgenden Jahres fallen gelassen wurde, steht mit dem achten Silberling der Bandgeschichte namens "Cancer Culture" nun endlich wieder die Musik im Vordergrund.
Und die hat es wie gewohnt in sich. 'From The Nothingness With Love' eröffnet die Scheibe erst einmal mit einem melodischen Intro, bevor der folgende Titeltrack mit großartigen Riffs und einem unwiderstehlichen Groove alles in Grund und Boden walzt. 'Just A Cigarette' gefällt mir sogar noch etwas besser mit seinem dezenten Black-Metal-Hang, treibenden Blast-Beats und der wuchtigen Stimme von Rafal "Rasta" Piotrowski, der sich hier die Seele aus dem Leib brüllt. Der räudige Grindcore-Abriss 'No Cure' ist dagegen nicht so ganz meine Baustelle, geht aber als kleiner Aggressionsbolzen durchaus in Ordnung, bevor es mit 'Hello Death' fast schon melodisch und "poppig" wird. Für diese Nummer haben sich die Polen nämlich JINJER-Fronterin Tatiana Shmailyuk mit ins Boot geholt, die mit ihrem Klargesang ein schönes Gegengewicht zu Rafals Growls liefert und der Nummer eine waschechte Hookline verpasst. Ja, ein richtig gelungenes "Experiment", das in der Zukunft durchaus wiederholt werden darf.
Als hätte mich das Quartett gehört, gibt es direkt mit 'Iconoclast' ein weiteres solches "Experiment" zu hören, nur dass sich dieses mal männliche Klargesänge in das groovige Death-Metal-Gerüst mischen und dem Track ebenfalls eine ungeahnt melodische Kante verleihen, die sich schnell im Gehörgang festkrallt. Ja, danach wird es mit 'Suicidal Space Programme' und dem wirren 'Locked' etwas weniger packend, doch schon mit dem überraschend dynamischen 'Hours As Battlegrounds' und dem brutalen Rausschmeißer 'Last Supper' zeigt die Formkurve direkt wieder nach oben und so endet die Scheibe nach insgesamt zehn Tracks sehr überzeugend. Dass die Platte, die von David Castillo gemixt wurde, wie gewohnt mit wuchtigen Bässen und definiertem Sound aus den Boxen dröhnt, muss ich wahrscheinlich nicht extra erwähnen.
So bleibt zum Abschluss auch nur, Fans der Polen für "Cancer Culture" eine glasklare Kaufempfehlung auszusprechen. Auch anno 2022 und mit dem achten Silberling liefert DECAPITATED einen explosiven Mix aus Death Metal, Groove und technisch anspruchsvoller Grifbrett-Flitzerei, der sich gewaschen hat. Zusätzlich werden mit 'Hello Death' und 'Iconoclast' auch eher melodische Gefilde erkundet, ohne die nötige metallische Härte zu verlieren, weshalb beide Tracks auch zu meinen persönlichen Favoriten auf "Cancer Culture" gehören.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs