DECAPITATED - Nihility
Mehr über Decapitated
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Earache
- Release:
- 25.02.2002
- Perfect Dehumanisation (The Answer?)
- Eternity Too Short
- Mother War
- Nihility (Anti-Human Manifesto)
- Names
- Spheres Of Madness
- Babylon´s Pride
- Symmetry Of Zero
Die Preisfrage, meine werten Damen und Herren: Welche Band liefert aller Voraussicht nach das Death Metal-Highlight im Jahre 2002 ab? Richtige Antwort - es ist mit Sicherheit noch zu früh, um das mit Bestimmtheit sagen zu können. Aber mal eine kleine Prognose: CANNIBAL CORPSE können "Bloodthirst" nicht mehr überbieten. Das Flaggschiff MORBID ANGEL dümpelt mit schlaffen Segeln im Hafen der Bedeutungslosigkeit herum. KRISIUN spielen sich langsam aber sicher in einer musikalischen Sackgasse fest. VADER wollen mit dem neuen Album mal etwas Neues versuchen, werden am Ende aber maximal einen Zoll breit vom ureigenen Stil abweichen. Lediglich den Hobby-Ägyptologen von NILE ist grossartiges zuzutrauen.
Da platzt aus dem Nichts eine blutjunge Combo namens DECAPITATED ins Geschehen und lässt die etablierten Recken aussehen wie lahmarschige und einfallslose Rentner.
Nein, die Polen stellen keine neuen Geschwindigkeitsrekorde auf. Sie fahren auch nicht auf der abgedrehten Schiene des progressiven Death Metal. Vielmehr bietet das Quartett technisch versierten, aber dennoch lupenreinen Death Metal allerhöchster Güteklasse. Das macht DECAPITATED wahrlich nicht zu etwas Besonderem, aber die Art und Weise, wie die Jungs - wenn man dem Labelinfo Glauben schenken darf, so hat noch kein Bandmitglied mehr als 19 Lenze gesehen - an die Sache rangehen, ist schier phänomenal.
Der Hexenkessel namens "Nihility" brodelt 35 Minuten lang auf höchster Flamme, während sich der Inhalt am besten als eine Melange aus neueren MORBID ANGEL und CANNIBAL CORPSE als Grundbasis, verfeinert mit einer Prise VADER und einem ordentlichen Schuss KRISIUN beschreiben ließe. Auch wenn das Ganze äußerst eigenständig aus den Boxen dröhnt, so sind diese Einflüsse zumindest für meine Ohren nicht zu leugnen. Aber wo KRISIUN versuchen, schneller und schneller zu spielen, jonglieren DECAPITATED gekonnt und vor allem einfallsreich mit dem Tempo. Wo MORBID ANGEL auf der letzten Langrille zu langsam agierten, legen die Polen plötzlich neue Kohlen ins Feuer. Abwechslung heißt das Stichwort, und dieses wird auf "Nihility" verdammt groß geschrieben. Als Beispiele nehme man den flotten, aber glücklicherweise nie in unübersichtliche Knüppel-Gefilde abdriftenden Opener "Perfect Dehumanisation" oder das rhythmisch äußerst klug inszenierte "Spheres Of Madness". Hinzu kommt, dass die Musiker anscheinend schon im Kinderbettchen mit ihren Instrumenten gespielt haben. Anders kann ich mir dieses erschreckend hohe technische Niveau wirklich nicht erklären - DECAPITATED stehen in dieser Hinsicht keinem, aber auch gar keinem vergleichbaren Act nach.
Schön, dass die Chose deshalb aber nie in Selbstdarstellung ausartet, die Soli von Gitarrero Vogg kann man an einer Hand abzählen und frischen das flotte Riffing-Geschehen erfreulich gut auf. Und Drummer Vitek spielt zwar ansehnlich unkonventionell bzw. sehr einfallsreich, ohne jedoch seine eigentliche Aufgabe, die Rhythmusarbeit, in irgendeiner Art und Weise zu vernachlässigen.
Wie bereits erwähnt variiert das Tempo auf "Nihility" ordentlich, wobei DECAPITATED aber in mittelschnellen bis fast langsamen Bereichen meines Erachtens nach am Besten rüberkommen und ordentlich Drive haben. Erwähnenswert wäre noch die exzellente Gitarrenarbeit: Ganz im Stile von CANNIBAL CORPSE wird hier zwischen mal schnellem, mal schleppenderem, aber stets zielsicher tötendem Riffing und wildem Skalengefrickel hin- und hergeschaltet, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Selbst vor Tapping-Einlagen (als Rhythmusarbeit!) schreckt die Band dabei nicht zurück, und auch wenn das Ganze teilweise ein wenig in die atonale Ecke tendiert, bleibt das gegossene Todesblei stets gut verdaulich.
Fazit: Eine herausragende Scheibe in allen Belangen, an der in diesem Jahr sicherlich kaum ein Weg vorbeiführen wird. Ganz heißer Kauftip und ganz große Klasse!
Anspieltipps: Perfect Dehumanisation (The Answer?), Spheres Of Madness, Symmetry Of Zero
- Redakteur:
- Rouven Dorn