DECAPITATED - Organic Hallucinosis
Mehr über Decapitated
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Earache Records/SPV
- Release:
- 13.02.2006
- A Poem About An Old Prison Man
- Day 69
- Revelation Of Existence (The Trip)
- Post(?)organic
- Visual Delusion
- Flash-B(l)ack
- Invisble Control
DECAPITATED gehören zweifelsohne zu den besten Vertretern ihrer Zunft, und das weltweit. Kontinuierlich hat sich die polnische Todesblei-Brigade hochgearbeitet und spätestens mit dem letzten Album "The Negation" ihren Platz in der Szene gefestigt. Nun schaut die Death-Metal-Welt erwartungsvoll auf das neue Album, das nun auch wieder eine ganze Weile auf sich hat warten lassen. Und dass dabei lediglich sieben Tracks mit einer Gesamtspielzeit von gerade mal 31 Minuten herausgekommen sind, sorgt dann auch schon für erste Ernüchterung: Das ist einfach zu wenig und wird gerade mal den Ansprüchen einer EP gerecht! Und diesen Kritikpunkt halten wir dann auch direkt mal fest.
Andererseits ist die Musik, die man während dieser Zeit zu hören bekommt, meisterhaft. DECAPITATED feuern ein Stakkato-Gewitter nach dem anderen ab und erfüllen ihre Aufgabe als die europäische Antwort auf MORBID ANGEL mal wieder mit spielerischer Leichtigkeit. Ich gehe sogar mal soweit und behaupte, dass die Band in Europa auf technischer Basis unagefochten an der Spitze steht. Was die Polen zum Beispiel in 'Day 69' abziehen, ist nicht mehr von dieser Welt. Nach einem fetten, stampfenden Bang-Intro, folgt nach einigen der auf diesem Album handelsüblichen Stakkatos ein Kettensägenmassaker ganz besonderer Art. Wer sich schon immer mal gefragt hat, warum so viele Rezensenten den Ausdruck "die Gitarren kreisen lassen" verwenden, und nie begriffen hat, was genau damit gemeint ist, nun, hier ist die Antwort.
An anderer Stelle wird die technische Brillanz über Break-lastige Tracks wie 'Post(?)organic' nach außen gekehrt. Hier lösen sich die brutalen Doublebass-Attacken mit mächtigen Grooves und tollen Soli ab, ohne dass der Fluss der Komposition ins Wanken gerät. Dies ist sowieso eine weitere erstaunliche Eigenschaft dieser Formation: Obwohl man hier der spielerischen Raffinesse niemals Einhalt gebietet, sind die Songs allesamt kompakt und sofort nachvollziehbar. Von allzu komplexen Arrangements distanzieren sich DECAPITATED mal wieder voll und ganz, und dennoch bleibt das Gebotene hinsichtlich des Anspruchs auf dem höchsten vorstellbaren Level.
Dies gilt letztendlich dann auch für eine Nummer wie 'Flash-B(l)ack', bei dem man ganz überraschend die Keule auspackt und richtig ruppig drauflos walzt. Solche Nummern sind aber auch dringend erforderlich, um dem Album die nötige Lockerheit zu verpassen, und tatsächlich klingt "Organic Hallucinosis" auch an keiner Stelle verkrampft. Wenn man sich noch einmal da Debüt vor Augen hält, erkennt man hier ebenfalls einen sehr großen Fortschritt, den man der Band allerdings in sämtlichen Belanmgen attestieren kann.
Nach dem überragenden "The Negation" manifestieren DECAPITATED ihren Platz in der todesmetallischen Weltspitze endgültig. "Organic Hallucinosis" bringt die Polen der Perfektion einen weiteren Schritt näher, und im Vergleich zu der amerikanischen Konkurrenz hat man hier auch den Eindruck, dass das Potential trotz allem noch nicht vollständig ausgeschöpft ist. An DECAPITATED wird man in dieser Form noch sehr lange seine Freude haben, und da scheint "Organic Hallucinosis" - trotz der sehr, sehr mageren Spielzeit - immer noch irgendwie so etwas wie der Anfang der Vollkommenheit zu sein. Todesblei-Maniacs, hier ist euer erster Pflichtkauf im Jahre 2006!
Anspieltipps: Day 69, Reveltaion Of Existence (The Trip), Flash-B(l)ack
- Redakteur:
- Björn Backes