DECAYING DAYS - The Unknown Beyond
Mehr über Decaying Days
- Genre:
- Atmospheric Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Timezone Records
- Release:
- 20.11.2020
- Aeons Of Slumber
- A Distant Memory
- Into Your Eyes
- Reflections
- Embracing Solitude
- Time Takes Away
- Falling Down
- The Unknown Beyond
Wunderbarer Melodie-Brocken aus Münster
Es passiert nicht oft, dass mich gerade angesichts der wahren Veröffentlichungsflut in diesem Sektor eine Melodic Death Metal-Band noch so richtig überraschen kann. Dennoch gelang den Münsteranern DECAYING DAYS im Jahr 2017 mit ihrem Debüt "The Fire Of A Thousand Suns" und einem doomig angehauchten Melodie-Feuerwerk genau dieses Kunststück, was mich dazu veranlasste, die Jungs damals als "Underground-Überraschung des Jahres" zu bezeichnen. Ebenso empfahl ich damals allen Fans schwedischen Todesstahls, sich den Namen der Band für die Zukunft zu notieren. Ob ich damit Recht hatte, können wir nun endlich herausfinden, denn nach drei Jahren Arbeit steht mit "The Unknown Beyond" nun der zweite Langspieler in den Startlöchern.
Bevor wir uns jedoch mit der Musik befassen, muss ich erst einmal das großartige Artwork loben, das aus der Feder von Jeff Grimal stammt und einfach ein echter Blickfang ist. Glücklicherweise steht die Musik den optischen Qualitäten des Silberlings auch dieses Mal in Nichts nach, auch wenn der Beginn mit 'Aeons Of Slumber' etwas schleppend ausfällt. So hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass das Noise-Intro einfach ein separater Track geworden wäre, denn bevor der eigentliche Song beginnt, gibt es sowieso eine kurze Sekunde lang Stille und so bricht das in meinen Ohren gerade zum Beginn der Scheibe unnötigerweise den Hörfluss. Erschwert wird der Einstieg auch davon, dass der Song selbst nur langsam in Fahrt kommt und erst im hinteren Drittel sein ganzen Potential offenbart. Damit sind aber auch bereits alle Kritikpunkte abgearbeitet, denn spätestens mit 'A Distant Memory' knüpfen die Münsteraner wieder genau da an, wo "The Fire Of A Thousand Suns" aufgehört hat. Erneut ist dabei die Verehrung für Bands wie INSOMNIUM und BEFORE THE DAWN gerade in den melancholischen Gitarrenmelodien nicht zu überhören, doch im Gegesatz zum Erstling traut sich der Fünfer inzwischen in Sachen Atmosphäre deutlich mehr Experimente zu und spielt extrem viel mit der Dynamik zwischen Laut und Leise. Generell wirken die Kompositionen dadurch unheimlich luftig, was gleichzeitig den härteren Passagen deutlich mehr Durchschlagsskraft verleiht und dafür sorgt, dass auch bei zumeist weit über fünf Minuten Spielzeit pro Song nie Langeweile aufkommt. Ähnlich wie auf dem Erstling haben sich die ganz großen Highlights auch dieses mal wieder auf hinteren Plätzen der Playlist versteckt. So geht der Reigen der kompositorischen Volltreffer mit 'Into Your Eyes' so richtig los, während gerade hinten raus 'Falling Down' und der Titeltrack mit wunderschönen Melodien aufwartet. Eventuell haben die Jungs auch meine letzte Rezension aufmerksam gelesen, in der ich die damalige Wahl der Openers und der Single zum Album kritisierte, denn dieses mal lag der Fünfer hier mit 'Reflections' vollkommen richtig. Die getragene Nummer, die vor allem dank geschmackvollem Einsatz von Klargesängen und toller Gitarren-Leads direkt ins Ohr geht, ist nämlich ganz klar der Höhepunkt der Scheibe und wurde folgerichtig mit einem wunderbaren One-Take-Video auch filmisch perfekt untermalt. Im Vorbeigehen erschaffen die Jungs übrigens mit 'Embracing Solitude' auch noch ein wunderbares Instrumentalstück, das IN FLAMES seit 'Man Made God' in dieser Qualität nicht mehr hinbekommen haben.
Ist schon schön, wenn man Recht hat, oder? Bei DECAYING DAYS kann ich jedenfalls meinen früheren Aussagen nichts entgegenstellen, denn mit "The Unkown Beyond" erfüllen die Münsteraner sämtliche meiner Erwartungen und wachsen dank neu gefundener Freude an atmosphärischen Passagen sogar noch über sich selbst hinaus. Damit ist das Quintett ganz klar einer der vielversprechendsten Newcomer im Melodic-Death-Bereich aus unseren heimischen Gefilden, den sich jeder Fan des Genres für die Zukunft merken muss. Punkt. Aus. Ende!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs