DEEP PURPLE - Made In Japan (2014 Remaster)
Mehr über Deep Purple
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Universal
- Release:
- 16.05.2014
- Highway Star
- Child In Time
- Smoke On The Water
- The Mule
- Strange Kind Of Woman
- Lazy
- Space Truckin'
- Black Night
- Speed King
- Black Night
- Lucille
- Black Night
- Speed King
Ein Klassiker in neuem, großartigen Gewand!
Natürlich ist das Album ein Meilenstein in der Geschichte der Rockmusik. Darüber muss sicher kein Wort verloren werden. Wer einmal die brillanten Versionen von 'Smoke On The Water', das die Studioversion locker in die Tasche steckt, die Spielfreude beim Opener 'Highway Star' und das virtuose Gitarre gegen Gesang-Duell in 'Strange Kind Of Woman' gehört hat, wird mir sicher zustimmen, dass "Made In Japan" in den heimischen Schrank gehört und mindestens einmal im Jahr in den CD-Schacht oder auf den Plattenteller. Und natürlich gehört auch dazu, dass nachwachsende Rockfans Zugang zu dem Meisterstück haben, wozu es auch im Handel erhältlich sein muss. Das verleitet natürlich dazu, immer mal wieder eine Neuauflage in mehr oder weniger veränderter Form zu veröffentlichen.
Anno 2014 ist es mal wieder soweit. Diesmal ist Universal dran und versucht, noch einen draufzusetzen. Nach dem Original als Doppel-LP 1972 folgte 1993 die 3-CD-Ausgabe, die alle drei Konzerte in voller Länge enthielt, danach die 2-CD-Remaster-Version und nun die ultimative Sammler-, Fan- und Verrücktenausgabe. Denn neben der beinahe schon harmlos zu nennenden 4-CD+1-DVD-Edition gibt es nun auch die 9-LP-Ausgabe. Beide mit 60seitigem Hardcover-Buch. Man pendelt zwischen Achtung und an-die-Stirn-tippen. Ich tendiere dummerweise zu Ersterem und würde mir wirklich gerne dieses besagte Buch mal ansehen. Und die drei Konzerte vergleichen. Die 3-CD-Edition fehlt mir nämlich.
Aber Gegenstand dieses Reviews soll die normale Version sein, die als beinahe schon schnöde Doppel-CD daherkommt. Allerdings im dicken Digipack (was ich übrigens nicht immer für einen Vorteil halte). Und mit Booklet. Und erneut remastered. Denn es stellt sich ja die Frage für alle, die das Album grundsätzlich schon besitzen: Brauche ich das nochmal? Und für Neulinge natürlich: Welche Version soll ich kaufen? Also, nehmen wir doch mal die Ausgaben unter die Lupe. Dazu habe ich mir die Original-Vinyl-Edition von 1972 genommen, das 1998er Remaster, damals bei der EMI erschienen, und eben die neue 2014er Ausgabe. Die offensichtlichen Unterschiede sind in der Songauswahl zu finden. Das Konzert selbst, in seiner Zusammenstellung aus den drei Konzertabenden unverändert, bildet den Kern jeden Releases. Während das Original die sieben Songs des Sets ohne Zugaben beinhaltet, wurde 1998 mit einer Bonus-CD mit drei Songs, nämlich 'Black Night', 'Lucille' und 'Speed King', definitiv ein echter Mehrwert geboten.
Diese zusätzlichen 22 Minuten dürften jeden DEEP PURPLE-Freund zur Doppel- CD-Ausgabe greifen lassen. Doch Moment – was ist denn nun auf dieser neuen Version anders? Ganz einfach: Anstatt jeden der Zugabe-Songs der drei Abende einmal auf die CD zu pressen, hat man sich entschieden, einfach alle dreimal zwei Zugabe-Tracks auf die CD zu nehmen. Klar, das bedeutet dreimal 'Black Night' und auch 'Speed King' doppelt, aber ich empfinde das als echten Mehrwert.
Kurzes Intermezzo: Natürlich ist diesbezüglich die 9-LP-Ausgabe das Nonplusultra. Jedes Konzert auf 4 Vinyl-Seiten plus eine einseitige EP mit den beiden Zugaben. So kann man jedes Konzert in voller Länge und Reihenfolge genießen. Klar, man kriegt auch von Plattenwechseln einen Tennisarm, aber das ist eben der Preis des Genusses. Okay, mit der 4-CD-Version ist das auch ganz cool und man muss nur einmal wechseln. Nun ja.
Weiter im Text. Was gibt es denn an Infos und Bildern? Wir lassen hier mal die Ausgaben mit dem 60seitigen Buch außen vor, denn die starten hier außer Konkurrenz. Einmal, weil ich sie noch nicht beurteilen kann, und zum anderen, weil sie auch preislich in einer ganz anderen Liga spielen. Echte Liebhaber haben die eh schon auf dem Radar und sparen ihr Taschengeld, das sie von Ihrem Eheweibe zugestanden bekommen, für eine der Boxen. Der normale Musikkonsument muss sich mit dem begnügen, was dem Normalsterblichen zugänglich gemacht wird. Dass da die 1972er Vinylausgabe etwas schnöde daherkommt, liegt in der Natur der Sache (Hintergründe dazu stehen in den Booklets der CD-Ausgaben; wer keine hat, sollte das sowieso ändern, ich werde jetzt nichts davon vorwegnehmen). Zwei Fotos, ironischerweise nicht in Japan, sondern in England aufgenommen, sind die spärliche Ausbeute. Meine Doppel-LP hat nicht einmal bedruckte Platten-Innenhüllen. Ja, spartanisch. Aber auch fast 42 Jahre alt. Bleiben die beiden Booklets: 1998 gab es 16 Seiten, 2014 derer schon 20. Inhaltlich sind teilweise die gleichen Bilder zu sehen und der Informationsgehalt der Drucksachen ist auch ziemlich ähnlich. Der 16-Seiter gefällt mir persönlich ein wenig besser, da mir der klare Layout-Stil mehr zusagt, während ich von roter Schrift prinzipiell abraten würde, aber ehrlich: Das ist jetzt ziemliche Haarspalterei. Ich würde sagen, auch hier hat die neue Ausgabe die Nase vorn, weil die Bilder klarer sind. Und das ganzseitige Foto Ian Gillans allein bringt das neue Booklet zuerst ins Ziel.
Bleibt als letzter Punkt der Sound. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich den Sound nur im "Hausgebrauch" beurteilen kann, nicht mit einer teuren High End-Anlage im Soundroom. Aber wenn es heißt "remastered", dann müssen wir mal ein genaues Ohr riskieren. Dass beide Remasters die doch etwas dumpfe Originalversion in den Schatten stellen, dürfte nicht verwundern. Eine Tatsache, die nur die Jünger der wahren Lehre, ihr wisst schon, die "nur Vinyl klingt richtig" und "1972 war eh alles besser" Fraktion, anzweifeln könnte. Doch gibt es einen Unterschied zwischen den Remasters? Da kann ich mit Bestimmtheit sagen: Ja, es gibt einen. Erstaunlicherweise kann man tatsächlich vernehmen, dass die 16 Jahre ältere Version nicht das Volumen hat, das uns Universal aktuell auftischt. Alles klingt noch voller, klarer, erzeugt eine Soundwand, so als würde man von 2:3 auf Breitwand umsteigen.
Im ersten Remaster waren die Instrumente deutlicher von einander separiert, was das Live-Feeling etwas besser transportierte, aber in der neuen Ausgabe ist der Hörgenuss als Gesamtwerk gesteigert. Als Anspieltipp für denjenigen, der es mal vergleichen mag: Hört mal den Anfang von 'Smoke On The Water', wenn Blackmore beginnt und nach und nach die weiteren Musiker einsetzen. Da wird der Unterschied klar hörbar.
Nun mag man unterschiedlicher Auffassung sein, was besser ist, aber ich finde, dass der neue Sound seine Berechtigung hat und mir schlussendlich sogar besser gefällt. Würde ich ohne leben können? Ja. Aber da es diese Version nun einmal gibt, würde ich empfehlen, eben diese zu genießen.
Nach mehrmaligem Genuss und intensivem Crosscheck der drei besagten Ausgaben fällt mein Urteil eindeutig zugunsten der neuen Edition aus. Voller Sound, alle Zugaben, ordentliches Booklet. Charme und Lagerfeuerromantik meines gelegentlich knisternden Vinyls kann es natürlich nicht ersetzen, aber das ist meinerseits nostalgisch geprägt.
Objektiv hat die 2014er Ausgabe in allen Belangen die Nase vorn. Daher lautet meine Empfehlung auch: Bei der Qual der Wahl greift zur aktuellen Version. Wenn ihr das Kleingeld habt, seht euch die Super-Deluxe-Box Sets an. Das Buch sieht cool aus, und alle drei Konzerte wären schon nett. Aber da selbst ich als alter Fan der Band und des Albums zögere, kann ich guten Gewissens sagen: die Doppel-CD ist auch ausreichend. Aber die sollte es schon sein. Denn dieses Album gehört in jeden Rockhaushalt.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger