DEEP SWITCH - Nine Inches Of God
Mehr über Deep Switch
- Genre:
- Epic Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Pigfeeder!
- Time Machine
- Nine Inches Of God!
- The Poison Lake
- The Dark Angel
- Lovers Of The Dream
- Poor Bastard!
- Spinning On The Wheel
Manchmal sind die Wege der Metalgötter unergründlich ... Neben vielen guten und überragenden Bands gab es in den goldenen Achtzigern natürlich auch viele durchschnittliche und unbedeutende Bands. Ein Phänomen, von dem weder der US Metal noch die NWoBHM verschont geblieben sind. Das Erstaunliche hierbei: Unzählige dieser uneigenständigen und durchschnittlichen Bands bekamen einen Plattenvertrag nachgeschmissen und verschwanden dennoch wieder in der Versenkung. Mancher wird sich fragen, was dies nun mit DEEP SWITCH zu tun hat. Nun, DEEP SWITCH waren mutig und originell, hatten immenses Potenzial, sowohl was das Songwriting, als auch was die musikalische Umsetzung anging. Sie schrieben für ihr Debüt und einziges Album eine ganze Menge echter Hymnen, die viele namhaftere Bands diesseits und jenseits des Atlantiks niemals in dieser Intensität und Eingängigkeit hinbekommen haben, und dennoch bekamen sie keinen Plattenvertrag. Unzählige Bewerbungen wurden abgelehnt, ehe sich die Band frustriert wieder auflöste. Lag es an der Taubheit der Labelverantwortlichen oder an den provokant schwarzhumorigen Texten, die sich sauber in der Spur von Monty Python bewegten? Wir werden es wohl nie erfahren.
Das 1986 in kleiner Auflage als selbst finanziertes Vinyl erschienene Album "Nine Inches Of God" ist nun als wiederum in Eigenregie aufgelegte CD erhältlich, und ich würde definitiv jedem Fan der NWoBHM sowie Fans von obskurem US Metal der Marke MANILLA ROAD & Co. wärmstens empfehlen, sich mal mit diesem völlig unterbewerteten, oder besser gesagt den meisten völlig unbekannten Klassiker vertraut zu machen. Gitarrist Reverend Nice kann bei allen Songs mit wunderschönen Leads aufwarten und Sänger Dave MacDonough hat eine enorm vielseitige Stimme, die von aggressiven schrillen Schreien über angenehm kraftvollen, klaren Gesang bis hin zum balladesken Touch eines Barden alles abdeckt. Auch kompositorisch ist die Vielseitigkeit von DEEP SWITCH enorm: US-Power-Metal-lastige Tracks wie 'The Dark Angel', völlig abgedrehte Experimente wie das unfassbare 'Pigfeeder!' mit seiner schrägen Feeder-Rap-Einlage, eine wunderschöne Ballade wie 'Lovers Of The Dream', die ihresgleichen sucht. Epische Songs wie 'Time Machine' oder der übermächtige Titelsong verbinden die Epik MANILLA ROADS mit dem augenzwinkernden Pathos von SPINAL TAP und der Rausschmeißer 'Spinning On The Wheel' ist einfach zeitlos-schöner, deutlich von der NWoBHM geprägter Metal. Die Chorgesänge im Intro zum Sarkasmus-Referenzstück 'Poor Bastard!' machen Assoziationen zu Monty Pythons "The Meaning Of Life" unvermeidlich. Bitterböser schwarzer Humor.
Alles in allem ist "Nine Inches Of God" für mich eines der wenigen Alben, dem ich gerne und ohne zu zögern das Prädikat "vollkommen" anheften möchte. Wer auf obskuren Metal aus den Achtzigern steht, sowohl dem epischem US Metal als auch melodisch-epischen Vertretern der NWoBHM wie SARACEN etwas abgewinnen kann, wer schwarzen Humor aus dem Hause Monty Python unwiderstehlich findet und wer zu guter Letzt auch mal gerne über den überzogenen, selbstironischen Pathos von SPINAL TAP schmunzelt, wird dieses Album lieben, da bin ich mir ganz sicher.
Ich habe die Scheibe 18 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung zum ersten Mal gehört und bin nun, einige Monate nach diesem Erstkontakt, immer noch völlig begeistert von so viel verkannter musikalischer Genialität. Mittlerweile hat die Scheibe ihren verdienten Platz in meiner persönlichen Ruhmeshalle eingenommen und ich bin mir sicher, dass sich das auch nicht mehr ändern wird. Wie mir das enorm positive Feedback aus meinem Bekanntenkreis verrät, bin ich mit dieser Einschätzung auch nicht alleine.
Anspieltipps: Time Machine, Nine Inches Of God, Spinning On The Wheel
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle