DEEP TRIP - Deep Trip
Mehr über Deep Trip
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- Strong Reaction Music
- Release:
- 13.03.2009
- Intro
- Help Me
- Carry On
- Dreamer
- Soldier
- Intro II
- Hate
- Venom
- Masters Of The Earth
- My Son
- Still Beautiful
- Empty Gun
- Teardrops
- Nevermind
- Fuck Yourself
Traurig wie ein trister Regentag, überraschend wie ein blitzdurchzucktes Gewitter: Streicherrock.
Was muss man erlebt haben, um mit dieser Traurigkeit zu komponieren, wie es uns DEEP TRIP unter der Feder von Sänger und Gitarrist Claudio Moser vormachen? Schwere Regenwolken entleeren ihre schweren Tropfen auf direktem Weg über die Stereoanlage über dem Haupt des Hörers, kaum dass man eine Chance hat, sich den schwermütigen, melancholischen und plötzlich, unerwartet eruptiven Gefühlen zu entziehen, die in Massen beim Hören der Songs des Trios entstehen, ist man schon völlig durchnässt.
Das besondere an der jungen Band ist die Zusammenstellung der Instrumente: Zum einen wird dort auf der akustischen Gitarre geschreddert, ein Kontrabass bemüht und auf der Violine gegeigt. Das musikalische Spektrum, das die Herren in dieser Konstellation – unterstützt von einem Schlagzeug – abdecken, ist breit gefächert und findet mit interessanter Variation Einzug auf die Platte. Neben balladesken Rocksongs wie dem etwas klischeehaften und weich-geklopften Wanna-Be-Radiohit 'Carry On' legen DEEP TRIP eine fast schon naive Rotzigkeit an den Tag, die sich mit der oben erwähnten Melancholie zu einer faszinierenden Gefühlsreise verbindet. Ein "Deep Trip" eben.
Wenn man sich ab und zu gehen lässt, schallen recht groovige, durch die Formation bedingt einerseits recht urwüchsige, durch die klassischen Wurzeln der Musiker aber gleichzeitig filigrane Melodien aus den Boxen. Diese lassen die musikalischen Einflüsse der Band, seien es die Grunge-Stars NIRVANA oder Bands wie PEARL JAM und SOUNDGARDEN, erahnen, emanzipieren sich durch die Charakteristika der ungewöhnlichen Instrumentierung allerdings auf erfrischende Weise. Und genau in jenen Momenten, in denen DEEP TRIP wie bei 'Soldier' ihre Wurzeln anklingen lassen, nur um sie im nächsten Moment durch die ungewöhnliche Spielart zu kontrastieren, erzeugt die Soundmelange tolle Höhepunkte.
Das Problem, das ich mit dieser Scheibe habe – und weshalb sie für mich den Spannungsbogen nicht über die gesamten 54 Minuten halten kann – ist die einerseits zwar Genretypische, mit der Zeit aber einfach anstrengend limitierte Stimme von Claudio Moser. Gerade wenn sich eine Band mit einem derart breiten musikalischen Spektrum schmücken kann – dazu muss man sich nur einmal die spannende Klimax von 'Hate' zu Gemüte führen – ist es schade, dass der Gesang trist und in seiner unprätentiös-farblosen Art viel zu schlicht aus den Boxen schallt. Über kurz oder lang setzt zumindest bei mir eine Sättigung ein, die den Hörgenuss der instrumental wirklich phänomenalen Platte tatsächlich einschränkt.
Nun, davon sollte man sich allerdings auch nicht abhalten lassen und diesen jungen, inspirierten und kreativen Musikern eine klare und verdiente Chance geben. Denn – abgesehen von wenigen Ausnahmen – weit ab vom College-Rock oder massenkonformen Langweiler-Attitüden haben DEEP TRIP eine Lücke für ihren Sound und ihre Message gefunden (die vielleicht ein bisschen zu plakativ das allgemein Schlechte anklagt – aber der Grat zwischen Plakat und Handzettel ist nun mal schmal ...). Damit reihen sie sich in die Reihe der alternativen Ausnahmebands ein und lassen sich durchaus mit solchen, das Genre aufmischenden, Querulanten wie STATE RADIO vergleichen.
Fazit: Wer die oben genannten Bands kennt und mag, kann sich mit DEEP TRIP an einem Stück experimentellem Rock erfreuen und kaum etwas falsch machen. Liebevoll, emotional und melancholisch auf der einen, ein bisschen zu trist und grau auf der anderen Seite, bespielt das Trio in Ausnahmeformation souverän ihre just gefundene musikalische Lücke. Zum Schluss noch drei Kaufargumente? Gern: Violine, Kontrabass und das Ticket zu einem durchkomponierten, klassischen Rock-Trip.
Anspieltipps: Hate, Intro II, Soldier, Empty Gun
- Redakteur:
- Julian Rohrer