DEFLORE - Egodrive
Mehr über Deflore
- Genre:
- Industrial
- Label:
- Subsound Records/Narcotica Publishing
- Evil Whales
- Egodrive
- Servo
- Saturazione
- Il Techno Re
- Contesto
- No Air
- Megaphono
- Signal
- Tracktotank
- Argento 930
- Ferox
Ungewöhnliche Mixtur aus Italien: mechanisch kalte Industrial-Beats und warme Post-Rock-Klanglandschaften
Eine zerberstende Glühbirne ziert das Cover von "Egodrive". Und dieses Motiv kann durchaus als Sinnbild herhalten, denn gängige Genregrenzen werden von DEFLORE auf diesem Album eingerissen bzw. regelrecht zersprengt. Insgesamt ist die Scheibe dem Industrial zuzuordnen, welcher aber stets von artfremden Einsprengseln begleitet wird.
Die kalten, elektronisch angehauchten Industrial-Songstrukturen sind teilweise regelrecht mitreißend ausgefallen, der eingängige Drive in Songs wie 'Egodrive' macht das Ganze durchaus tanzbar und sorgt zudem für einen gewissen Wiedererkennungseffekt. Und dann auf einmal ein Song wie 'Servo'. Plötzlich ist die Ruhelosigkeit des vorherigen Songs passé und die mechanisch kalten Beats mischen sich mit warmen Post-Rock-Klanglandschaften, was in einer ziemlich beklemmenden Atmosphäre gipfelt.
Bei einem Song wie 'Il Techno Re' steht dann das elektronische Element umso deutlicher im Vordergrund, da kratzt das Ganze schon ein wenig am Techno, begleitet allerdings von schweren und zähen Industrial-Riffs und einer düsteren Keyboard-Melodie. Noch krasser in diese Richtung bewegt sich das anschließende 'Contesto': Harte, einschneidende Beats zerfurchen das Klangbild, wobei das Ganze in diesem Fall doch etwas zu hektisch gerät, wenngleich auch in solchen Momenten immer tanzbar bleibend.
Danach folgt mit 'No Air' eine Ruhephase zum Verschnaufen; ruhige Gitarrenklänge und eine flüsternde Stimme lassen wiederum Assoziationen zum Post Rock wach werden. Diese halten aber nicht lange an, denn Synthie-Klänge verleihen dem Ganzen eine spacige Note. Die Anreicherung des Sounds mit hellen Synthie-Collagen wird in 'Megaphono' dann noch deutlicher fortgeführt.
Das Stück 'Tracktotank' vereint dann alle stilistischen Ausflüge von DEFLORE: Harmonische Post-Rock-Gitarren treffen auf die schweren Industrial-Riffs und vereinigen sich schließlich zu den schnellen, unruhigen Elektro-Beats.
Insgesamt ist das Material auf "Egodrive" alles andere als leichte Kost, aber genau das macht die Sache so spannend. Besonders die prägnante elektronische Schlagseite dürfte dem einen oder anderen Hörer die Scheibe etwas vergällen, aber wer damit keine Probleme hat, kann sich auf ein vielseitiges Klangerlebnis einstellen.
Die harten elektronischen Beats machen dabei nur einen Teil der Klangwelt von DEFLORE aus, demgegenüber stehen atmosphärische Soundlandschaften, wie man sie sonst eher im Post Rock findet, und synthetisch angereicherte Passagen, die quasi als Bindeglied zwischen den beiden Extremen fungieren.
Die stärksten und mitreißenden Songs stehen dabei am Anfang der Platte, selbige lassen einen erstmal mit offenem Kauapparat zurück. Vorausgesetzt die ungewöhnliche stilistische Mixtur findet Anklang beim Hörer, stellt "Egodrive" durchaus eine lohnende Angelegenheit dar.
Anspieltipps: Egodrive, Servo, Tracktotank
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer