DEFTONES - White Pony (20th Anniversary Edition)
Mehr über Deftones
- Genre:
- Alternative / Electro / Experimental
- Label:
- Warner Records
- Release:
- 11.12.2020
- Feiticeira
- Digital Bath
- Elite
- RX Queen
- Street Carp
- Teenager
- Knife Prty
- Korea
- Passenger
- Change (In The House Of Flies)
- Pink Maggit
- Feiticeira (Clams Casino Remix)
- Digital Bath (DJ Shadow Remix)
- Elite (Blanck Mass Remix)
- RX Queen (Salva Remix)
- Street Carp (Phantogram Remix)
- Teenager (Robert Smith Remix)
- Knife Prty (Purity Ring Remix)
- Korea (Trevor Jackson Remix)
- Passenger (Mike Shinoda Remix)
- Change (In The House Of Flies) (Tourist Remix)
- Pink Maggit (Squarepusher Remix)
20 Jahre und kein bisschen angestaubt!
Das wegweisende Drittwerk der DEFTONES feiert 20. Geburtstag, und gönnt man sich den Hörgenuss von "White Pony" im Jahr 2020, kann nur konstatiert werden: Dieses Album hat kein Körnchen Staub angesetzt, klingt kein bisschen weniger ambitioniert als zur Jahrtausendwende und vermag noch genauso zu verblüffen, zu schockieren, mitzureißen wie vor zwei Dekaden. Um das 20-jährige Jubiläum ihres Magnus Opus' gebührend zu feiern, verpassten die Alternative-Metal-Veteranen dem weißen Pony mit "Black Stallion" nun noch ein kontrastierendes Gegenstück: Sämtliche elf Tracks wurden von namhaften Vertretern elektronischer Klänge durch den Remix-Wolf gedreht. "White Pony (20th Anniversary Edition)" ist folglich ein üppiges Doppelalbum geworden, das mehr als nur ein aufpoliertes Klanggewand der Ursprungsplatte bietet.
Im Mittelpunkt stehen aber selbstverständlich weiterhin die revolutionären Songs von "White Pony". Bis heute stellt das Album nicht nur das hervorstechende Highlight der DEFTONES-Diskographie dar, sondern steht geradezu entrückt über allen Epochen des Rock- und Metal-Zirkus. Der beinahe sterile und zugleich doch warme, raumfüllende Sound, das spektakulär pointierte Schlagzeugspiel Abe Cunninghams, die Fähigkeit, Progressivität auf Hitsingle-Format zu komprimieren, und über allem Chino Morenos unnachahmliche, zärtlich-brutale Stimme – "White Pony" sorgt nach wie vor für offenes Kauwerkzeug bei Hörerinnen und Hörern der meisten Genreschubladen und markiert eine jener schwer beschreibbaren Sternstunden musikalischer Kunst. Die beinahe verstörende instrumentale Minimalistik bei 'Digital Bath', der schmerzhaft-hypnotische Strudel der 'Knife Prty', die Riff-Urgewalt von 'Korea', Maynard James Keenans unvergleichbarer Gastauftritt bei 'Passenger', die fesselnde Eingängigkeit und abstoßende Faszination von 'Change (In The House Of Flies)' (schon mal dieses latent psychedelische Musikvideo gesehen?), nur um die auffälligsten Beispiele zu nennen. Und dieses subtile Spiel zwischen erotisch aufgeladenen Passagen und brutalster Aggression, das sich ohnehin keine andere Band so zu eigen gemacht hat wie die DEFTONES, zieht sich als süchtigmachender roter Faden durch das Album. Man kann den fünf Herrschaften auch nach zwanzig Jahren weiterhin nur anerkennend auf die Schultern klopfen angesichts dieses musikalischen Genies.
Die Frage, ob ein zeitloses Kunstwerk wie "White Pony" irgendeine Form von Neuinterpretation benötigt, bedarf indes keiner ernsthaften Antwort. "Black Stallion" ist trotz Albumlänge und der namhaften Protagonisten nur als unterhaltsame Geburtstagsdreingabe anzusehen. Qualität und Gesamtsound der elf Remixes fallen homogen aus; billiger Remix-Ramsch ist den Kaliforniern glücklicherweise nicht untergekommen, und wer als DEFTONES-Fan elektronischen Klängen zugeneigt ist, wird dieser Jubiläumsausgabe sicherlich interessiert lauschen. Gelungen ist die Umsetzung der härtesten Nummern 'Elite' und 'Korea', bei 'Passenger' hat Mike Shinoda gute Arbeit geleistet und 'Pink Maggit' durfte immerhin eine überraschende Portion Gitarrenpower behalten. Mehr als einen Gefälligkeitsdurchgang dürften die meisten DEFTONES-Fans dem schwarzen Hengst aber vermutlich nicht gönnen, dafür fehlt der zweiten Platte dann doch das durchgängige Albumfeeling.
20 Jahre "White Pony", das ist auf alle Fälle ein Grund zum Feiern, und sollte irgendwer diesen Meilenstein anspruchsvoller Rockmusik noch nicht im Regal stehen haben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, diese (Bildungs)Lücke zu schließen. "Black Stallion" ist dabei eine unterhaltsame Dreingabe für Sammler und Hardcore-Fans.
- Redakteur:
- Timon Krause