DEICIDE - Scars Of The Crucifix
Mehr über Deicide
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Earache
- Release:
- 23.02.2004
- Scars Of The Crucifix
- Mad At God
- Conquered By Sodom
- Fuck Your God
- When Heaven Burns
- Enchanted Nightmare
- From Darkness Come
- Go Now Your Lord Is Dead
- The Pentecostal
98 Songs in 26 Minuten. Sind DEICIDE plötzlich Grindcore? Weit gefehlt, nur irgendwie scheinen die Jungs einen obskuren Zählrhythmus auf ihrer neuen Scheibe "Scars Of The Crucifix" zu verwenden - die typischen Earache-Promos eben... Ansonsten bleiben sich die Florida-Veteranen treu: Auf einem viel zu kurzen Album wird dem Satan in möglichst brutaler Death-Metal-Form gehuldigt. Und wie!
Meister Benton hat es nämlich geschafft, den eigentlichen Nachfolger des 1995-Opus "Once Upon The Cross" zu komponieren. Seitdem haben es DEICIDE nicht mehr wirklich geschafft, sooo zwingend zu klingen wie auf "Scars Of The Crucifix". Das Muster der Songs ist dabei altbewährt: Auf einem höllischen Drumteppich liegen öfters Midtempo-Riffs, zum Bangen bleibt bei DEICIDE wie üblich genug Zeit. Doch scheint Mr. Benton in den drei Jahren seit Erscheinen der vergangenen Platte "In Torment In Hell" ordentlich seine Stimmbänder zerkratzt zu haben: Er klingt wahrhaft dämonisch, ein Höllenhund, der da ins Mikro rülpst und grunzt. Außerdem sind die oft ausufernden Gitarrensoli diesmal so gekonnt in den glasklaren Sound eingepasst, dass vor lauter Technik-Freude die Finger spontan unruhig werden: Es droht akute Mitfrickelgefahr!
Schon der Titelsong am Anfang lässt mit seinen Klampfen-Harmonien im allgemeinen Death-Metal-Chaos jeden Stein der näheren Umgebung erzittern, der Nacken darf sich schon auf die nächsten DEICIDE-Gigs und diesen Song freuen. 'Mad At God' setzt die alles verschlingende Brutalität nahtlos fort, Benton klingt irrsinnig tief und böse. Im Mittelteil schreit und growlt es gänzlich unkontrolliert, dazu zischt ein göttliches Gitarrensolo: Das ist dann wohl mit satanischem Death Metal gemeint - Beschwörungspsalme aus einer anderen Welt auf Doube-Bass-Basis. 'Conquered By Sodom' schlägt in dieselbe Kerbe, danach kommt der Übermosh-Hammer 'Fuck Yor God'. Nach vollbrachtem Überschallgeschäft ist 'When Heaven Burns' eine Offenbarung in 666 Tonstufen. Erst ruft der Muezzin, dann ballern DEICIDE mit dem Song des Albums los - was für ein treibendes Riff, welch teuflische Präzision, was für eine barbarische Stimmung, welch geisterhaftes Gitarrensolo am Ende... Danach fällt "Scars Of The Crucifix" leider ein bisschen ab, die nächsten Songs sind zwar durchweg schnell und heftig, erreichen aber nicht mehr das Weltklasse-Niveau des ersten Teils.
Insgesamt bleibt damit eine Bretter-Scheibe ohne jeglichen Kompromiss, fett produziert und durchweg böse. Aussetzer finden sich auf "Scars Of The Crucifix" keine, dafür ist aber auch die Spielzeit viel zu kurz. Nur ein Ziel verfehlen DEICIDE deutlich: Sie werden wohl nie mehr die kontrovers-polarisierende Band sein, welche sie mit ihrem extrem satanischen Image Anfang der Neunziger waren, als noch ihre Touren von militanten Tierschützern mit bombigen Wünschen begleitet wurden...
Anspieltipps: Scars Of The Crucifix, Fuck Your God, When Heaven Burns
- Redakteur:
- Henri Kramer