DEL REY - Immemorial
Mehr über Del Rey
- Genre:
- Instrumental Rock/ Explosiv/ Postrock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Golden Antenna / Broken Silence
- Release:
- 01.10.2010
- Return Of The Son Of Fog Rider
- E Pluribus Unicorn
- Innumeracy
- Silent Weapons For Quiet Wars
- Ouisch
- These Children That Come At You With Knives
- Ancestral
Chicagoquartett macht Musik für Zuhörer.
Mehrmaliges Wirken und mehrmalige Wirkung sei hiermit angezeigt. DEL REY aus Chicago haben mit "Immemorial" ihr viertes Album aufgenommen. Das "gleichzeitig ehrgeizigste" sagen sie. Mehrmalig also schon haben sie der Sparte Instrumentalrock Alben geschenkt. Um den rundgeschliffenen Begriff des "Postrock" nicht schon wieder bemühen zu müssen. Wobei die Assoziation hier schon sehr gut greift. Lange Stücke, epische Getragenheit, ernsthafte Spielereien, so einiges an zielsicher gesetzten Einklängen aus Gegenden dieser Welt. Calypso-Trommeln dort, beflissene Töne aus dem Mittleren Osten hier, auch westslawische Mythen schimmern durch. Gegründet wurde das Kollektiv in einem Rayon der Metropole Chicago, welcher vor allem von ukrainischen Einwandererkindeskindern bewohnt wird. Die grundlegend melancholische Stimmung der Damen und Herren dieses Kulturkreises ist auf dieser Schönheit unweigerlich zu erleben. Genau wie auch die Körperlichkeit von Musik und Mensch und die kraftvolle Wahrnehmung der Geschehnisse um uns herum.
Alles das verbunden aber mit viel Sphäre und in einem feinsinnigen Soundkosmos, der sehr morbide und äußerst schöngeistige Gesamtklangspuren versendet. Die Band lässt ihre Musik im wahrsten Sinne des Tones fliessenfliessenfliessen. Wir empfinden mit dieser Musik ein ruheloses Fortkommen und laufend wiederkehrendes Vorwärtsspülen, nie aber auf Stromschnellen oder als deftig hereinbrechendes Wellenwunder, sondern stetig sanft anwallend und wieder fortziehend, ein unaufhörliches Auf und Ab. Eine graue Stimmung wie an einem Sonntagabend, der immer und unaufhörlich voranschreitet, das wohlige Gefühl der freien Zeit verbreiten sollte, aber doch auch immer etwas mit "Abschied" zu tun hat. 'Ouisch' zum Beispiel sinniert scheinbar gedankenverloren vor sich hin, um in dem formidablen zweideutigen 'These Children That Come At You With Knives' einzumünden. Und wir wissen nicht, ob es sich um die reine Feststellung einer Beobachtung oder einen erschrockenen Appell handelt, weil sich gerade Kleinstkinder mit Messern in den Händen an unserem übervollen Esstisch niedergelassen haben. Da lächeln wir und füttern die Kleinen mit unserer Aufmerksamkeit, bis sie die Stecher sinkenlassen werden.
Das Quartett transportiert dieses tägliche unentwegte Auf und Ab so glaubwürdig, dass die Platte einen zarten Sog entwickelt und uns dann in sich drinnen behält, dich unentwegt umkreist mit den lautleisen Aufabbewegungen und dabei vielerlei an ganz eigenen Interpretationen zuläßt. Wer sich's zutraut, sollte hier dem Stream folgen.
Eine offenherzige Musik, die viel Aufmerksamkeit erfordert. Und dafür belohnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben