DELAIN - The Human Contradiction
Mehr über Delain
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records (Universal)
- Release:
- 04.04.2014
- Here Come The Vultures
- Your Body Is A Battleground
- Stardust
- My Masquerade
- Tell Me, Mechanist
- Sing To Me
- Army Of Dolls
- Lullaby
- The Tragedy Of The Commons
DELAIN 2014: viel Abwechslung, fette Riffs und Charlotte in Hochform!
Der Symphonic Metal ist in den letzten Jahren wieder richtig erstarkt. NIGHTWISH findet die perfekteste aller Lösungen und engagiert Floor Jansen, die neuen Alben von WITHIN TEMPTATION sind bärenstark, DELAIN überzeugt erst mit "We Are The Others" und schiebt im letzten Jahr mit "Interlude" eine Ansammlung von bisher unveröffentlichten Tracks und Live-Versionen nach. Und nun steht das vierte Studioalbum "The Human Contradiction" in den Läden. Die Chemie innerhalb der Band scheint ungebrochen, die Kreativität fließt in Strömen.
Möglicherweise macht das Album auf den ersten Blick einen unscheinbaren Eindruck, aber unter der Oberfläche schlummert das bisher stärkste, abwechslungsreichste und interessanteste Werk der sympathischen Niederländer. Es ist abwechslungsreicher als "We Are The Others", schöner/ehrlicher als das Debüt "Lucidity" und massiver, druckvoller als "April Rain".
Man merkt dem neuen Album aber auch eine Menge Professionalität und vor allem Sicherheit an. Vielleicht hatte das der Band immer ein bißchen gefehlt, aber so langsam haben sie sich das selbst erarbeitet. Das kommt einem in der Regel eben nicht zugeflogen. Aber mehr Professionalität bedeutet nicht, dass sie sich jetzt völlig anpassen. "The Human Contradiction" ist sogar "unangepasster" als die vorherigen Werke. Das fängt schon beim dem Musical entliehenen Opener an, der in den ersten Sekunden auch aus einer Broadway-Nummer stammen könnte. Zugleich wäre 'Here Come The Vultures' ein toller Start in den neuen Live-Set. Selten zuvor passte Charlottes Stimme besser zur Musik, ihre Stimmlage und Art sind wie gemacht für dieses leicht Erzählerische. Und selten zuvor krachten die Gitarren wuchtiger. Der Bass nimmt nur ganz untergeordnet am Geschehen teil und das verleiht dem Song (und weiten Teilen des Albums) eine ganz eigene Art.
Marco Hietala von NIGHTWISH ist übrigens auch wieder mit von der Partie. Er übernahm schon in der Vergangenheit Gesangsparts auf den Alben von DELAIN. Das hat nie Überhand genommen, immerhin ist und bleibt Charlotte die einzige Stimme. Aber diese Gastbeiträge von ihm sind - eben weil sie dosiert eingesetzt werden - eine nette Abwechslung. Auf 'Your Body Is A Battleground' teilt er sich mit Charlotte die Strophen, ansonsten ist der Song ein typischer DELAIN-Track. 'Stardust' hingegen ist schon das zweite Highlight, ausgestattet mit einem überzeugenden Refrain arbeitet sich die Band zwar wieder durch ihren altbekannten Sound, aber auch der tolle Mittelteil und die starken Gitarrenklänge stechen heraus. Und dann fängt der Track ja noch mit diesen wunderschönen Strophen so unverschämt berührend an. Das sind Melodien, die durch Charlottes einzigartige Stimme zu den absolut besten Tracks der Bandgeschichte werden.
Der Refrain überzeugt, wie man es bei DELAIN gewohnt ist, ohnehin auf jedem Track. Hinzu kommen dieses Mal besonders rockige Parts, die entweder die Strophen (oft zur Hälfte) unterlegen, oder zwischendurch eingestreut werden. Charlotte klingt dazu noch etwas reifer und gefestigter, was jedem Song eine enorme Souveränität verleiht.
Der zweite Gast auf "The Human Contradiction" ist George Oosthoek, ehemals bei ORPHANAGE. Er bringt mit seinen Growls einen ordentlichen Melodic-Death-Metal-Touch aufs Album. Der Kontrast macht 'Tell Me, Mechanist' sehr interessant und steht bestimmt nicht ohne Grund genau in der Mitte des Albums. Lediglich 'Sing To Me' (wieder mit Marco Hietala) macht auch nach dem 10. Durchlauf noch nicht so viel Spaß. Das Lied ist schön stampfend geworden, aber es lässt ein bißchen die Kreativität des restlichen Materials vermissen und ist daher eher ermüdend. Dafür folgt auf Regen der Sonnenschein in Form des abschließenden Trios 'Army Of Dolls' (klasse Riffs, klasse Bridge!), 'Lullaby' (noch mehr klasse Riffs, überhaupt: fantastische Gitarrenarbeit und ein kurzer, aber nachhaltiger Refrain) und 'The Tragedy Of The Commons', die allesamt wieder ordentlich Fahrt aufnehmen und das Album höchst versöhnlich abschließen. 'The Tragedy Of The Commons' besticht zudem durch einen Gastbeitrag der alten THE AGONIST- bzw. neuen ARCH ENEMY-Sängerin Alissa White-Gluz. Ein absolut überzeugendes Highlight zum Abschluss, auf dem auch die Gitarre ein letztes Mal alles rausholt und mit dem geilsten Riff der Scheibe aufwatet.
DELAIN ist eine immer fleißigere Band geworden ("We Are The Others" 2012, "Interlude" 2013 und jetzt eben "The Human Contradiction") und das tolle: die Qualität leidet nicht darunter. "We Are The Others" war ein starkes Album und ein würdiger Nachfolger zum Kracher "April Rain". "The Human Contradiction" setzt jetzt 2014 noch mal ordentlich einen drauf, die Band klingt souverän wie nie zuvor und schafft damit insgesamt das beste Werk seit Bandbestehen.
Die Limited Edition kommt zudem mit einer Bonus Disc daher. Auf der finden sich die obligatorischen Liveversionen schon bekannter Songs, zwei "Orchestra"-Versionen und zwei neue Studiotracks. Greift euch diese Auflage, solange sie verfügbar ist, ihr bekommt eine Menge Gegenwert fürs Geld. Die beiden Studiotracks stehen der Qualität des eigentlichen Albums in nichts nach. Noch dazu sind die Live-Aufnahmen vom "My Masquerade"-Konzert und die beiden orchestralen Versionen von 'Sing To Me und 'Your Body Is a Battleground' könnten nicht passender sein. Jetzt klingt auch 'Sing To Me' überzeugend.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe