DEMONTAGE - The Principal Extinction
Mehr über Demontage
- Genre:
- Black Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Shadow Kingdom Records
- Release:
- 02.02.2010
- Entourage Of Demons Dances
- Accursed Saboteur
- The Principal Extinction
- The Malignant Paradigm
- Satan Of Self (The Warrior) ... ...& Seer Of Truths (The Conjurer)
- A Thousand Dooms
Farbenfrohes Geknüppel innerhalb eines liebenswert kargen Spektrums.
DEMONTAGE fabrizieren auf ihrem insgesamt zweiten Output das, was sich in der in den letzten Jahren wieder recht populären Schnittmenge von klassischem Heavy Metal, retro-punkigem Geknatter und einem Hauch von rußiger 80er-VENOM-Verehrung befindet. Die Band reiht sich damit in eine Legion von Gruppen ein, welche ihren traditionellen Vorzeige-Acts huldigen, dabei aber des öfteren so viele oldschoolig-spartanische Zutaten gleichzeitig vermischen, dass das Endprodukt selbst wieder eine urige Eigenständigkeit erhält. Die Botschaft bleibt nichtsdestotrotz bestehen, frisch und unterhaltend, obwohl antik und verroht: DEMONTAGE zelebrieren die prollige Quintessenz von Heavy Metal ohne Schnörkel und Lametta.
Bereits mit der ersten verzerrten Note katapultiert uns die rostige Zeitmaschine genannt "The Principal Extinction" frohen Mutes rumpelnd und ratternd beinahe drei Jahrzehnte in die Vergangenheit. Alle Anwandlungen von Trveness und Oldschool-Grad außen vor gelassen knüppeln DEMONTAGE einigermaßen rasante Speed Metal-Riffs in eine altertümliche Form, die auf der einen Seite von ihrer furztrockenen Produktion und auf der anderen vom recht kauzigen Gesangseinsatz profitiert. Das Produkt von Sänger Spatilomantis Stimmbändern ist weder schwarzmetallisch gefauchter Fisch noch thrashig gebelltes oder pathetisch geheultes Fleisch: Sein Spektrum erstreckt sich von aggressivem Proto-Black Metal-Geknurre hin zu epischem Edelstahlgebaren, mit allen Geschmacksrichtungen dazwischen. Unnötig zu sagen, dass der Gesang hinsichtlich der restlichen Musik wie die Faust aufs Auge passt und meist auch ein ähnliches Ausmaß an Subtilität an den Tag legt.
Selbst wenn nicht immer die richtigen Noten getroffen oder Instrumente mit absoluter Präzision malträtiert werden, schmälert dies das Hörvergnügen nicht wirklich, natürlich ganz im Gegenteil: Es unterstreicht den kauzigen, rohen Charakter der Musik nur. DEMONTAGEs Stil ist gnadenlos und direkt: Riffs jagen Riffs und nur selten besinnt sich die Band etwas und schaltet einen Gang zurück, wie etwa während der ersten unverzerrten fünfzig Sekunden des an dritter Stelle gereihten Titeltracks. Im Grunde kennen die dämonischen Montagebeauftragten nur zwei Arbeitsbedingungen: Einerseits ratternde, flotte Gitarrenriffs, mal mit liebenswert und organisch schlampiger Hochgeschwindigkeitsrasur, mal etwas verlangsamter im Midtempo-Bereich, aber im Charakter gleich; andererseits als Kontrapunkt unverzerrte Verschnaufspausen mit spärlich texturierten Arrangements, die von Keyboard/Hammond-Orgel unterstützt werden. Im derartig abgesteckten klanglichen Spielplatz tummelt sich dann eine Reihe von positiv auffallenden Spielereien. Abgesehen von der unermüdlichen und im Rahmen speedmetallischer/punkiger Epik recht kreativ agierenden Axtarbeit sind auch die subtil harmonisierten Leadakrobatiken und ebenso zweistimmige verbale Einsprengsel erwähnenswert und verleihen dem inhärent rohen Grundgerüst auf passende Weise Farbe und Würze.
Für den stilechten Vintage-Sound sorgt auch die bereits erwähnte trockene Produktion, welche an sich sehr "karg" und bassberaubt rüberkommt. Dass dies reine Absicht ist, sollte wohl jedem klar sein, der die Natur dieser Musik kennt, schätzt und liebt. Selbstverständlich wäre ein moderner und/oder fetter Produktionsjob hier so fehl am Platz wie ein Harfensolo auf "Pleasure To Kill".
DEMONTAGE vollbringen die eindrucksvolle Leistung mit den schlichten und ungeschliffenen Werkzeugen, die ihnen zur Verfügung stehen, etwas aus dem Medium Luftmolekül zu schnitzen, das entgegen (wegen?) aller Spärlichkeit nicht nur Stimmung, sondern auch öfters mal Atmosphäre macht. Primitive Kracher wie 'Entourage Of Demons Dances' oder 'Accursed Saboteur' erfreuen gleichermaßen mit headbangtauglicher Simplizität und markanter Positionierung von Gitarren- und Gesangselementen. Allgemein ist das Songwriting durchwegs stark, soll's dann auch mal etwas tiefergehender und abwechslungsreicher sein, so ist man mit dem epischen Instant-Ohrwurm 'Satan Of Self (The Warrior)... ...& Seer Of Truths (The Conjurer)' bestens bedient.
Der Stil der Band kann gleichermaßen Stärke und Schwäche sein: Ein oldschooliger Sound, der ein recht farbtonfrohes Mosaik innerhalb der schmalen proto-metallischen Wellenlänge von DEMONTAGEs Musik heraufbeschwört, aber deshalb auch für Fans von wuchtigerem Glitzer-Metal auf Dauer etwas zu saftlos und platt sein könnte. Hat man aber nichts gegen den spröden, amateurhaft warmen Sound, so ist 'The Principal Extinction' praktisch eine Fundgrube spaßiger Kompositionen und Riffstürmen zwischen Kauztum, Bösartigkeit, bierdurchtränkten Nächten und angedeuteter Monumentalität; eine Kollektion von sechs überdurchschnittlich langen (ungefähr sieben Minuten im Schnitt) Opfergaben an Bands wie MANILLA ROAD, (crust-punkige) DARKTHRONE, ISEN TORR, (frühe) VENOM, SLOUGH FEG, THE GATES OF SLUMBER, CRUCIFIST und sowieso alles, was zwischen 1980 und heute so kreucht und fleucht und die Standarte der kernigen Traditionalität hochhält. Abschließend gesagt: Mag man rüstigen und unverfälschten Metal, mag man DEMONTAGE. So simpel wie gut gemachte Musik sein kann, so ist auch dieser Schluss.
Anspieltipps: Durchwegs eine Freude, aber wer sich schnell ein Bild von Klang und Aufmachung der Band machen will, dem sei 'Entourage Of Demons Dances' und 'Satan Of Self (The Warrior)... ...& Seer Of Truths (The Conjurer)' ans Herz gelegt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer