DENOMINATE - Those Who Beheld The End
Mehr über Denominate
- Genre:
- Progressive Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 05.08.2016
- In A Chasm Of Stone
- Degradation
- Penumbra
- The Demented Scholar Of Abatos
- Torments Of Silence
- Apeirophobia
- Terrestrial Funeral
Komplexe Todesblei-Raserei
Hochkonzentriert und akurat gehen sie zu Werke, kompromisslos brutal und alles andere als eingängig - fünf Finnen, die sich unter dem Namen DENOMINATE formiert haben und mit "Those Who Beheld The End" anno 2016 ihren ersten Langspieler veröffentlichen. Dabei klingt das, was die Nordeuropäer uns auf ihrem Debütalbum präsentieren, alles andere als nach musikalischer Findungsphase. Der Sieben-Tracker ist dermaßen vielschichtig und anspruchsvoll komponiert sowie soundtechnisch voll auf der der Höhe der Zeit, dass sich DENOMINATE praktisch aus dem Stand in die erste Death-Metal-Liga katapultiert.
Möglicherweise werden Progressive-Fans diesem Werk auch eine höhere Wertung einräumen als die von mir vergebene Note. Ich gebe zu, dass technische, progressive Death-Metal-Releases mir zumeist zwar Anerkennung, aber keine lang anhaltende Begeisterung abringen können. So ist es letztlich auch mit "Those Who Beheld The End". Allerdings finde ich hier außer der Tatsache, dass die vorliegenden Songs mich emotional aufgrund der etwas verkopften Herangehensweise nur selten wirklich tief berühren, keinen Grund zum Meckern. Die Skandinavier huldigen dem alten DEATH- und BEHEMOTH-Stahl auf anspruchsvolle Weise, lassen in einigen Momenten schwarzmetallische Boshaftigkeiten aufblitzen, sowie in vielen schnellen Passagen feiste Thrash-Anleihen einfließen.
Präzise, kompromisslos und böse - so leitet 'In A Chasm Of Stone' das Album ein. Mit Hochgeschwindigkeits-Death-Metal inklusive ultraschnellen Rhythmuswechseln und messerscharfen Riffs wird hier zunächst vor den Genregrößen der Hut gezogen. Ville Männikkö brüllt, bellt und keift so brutal und misanthropisch, wie es sich für diese Spielart gehört. Überhaupt wirkt der Fünfer enorm eingespielt - keine Ahnung was die Jungs in ihrer Jugend getrieben haben, aber hierfür wurden sie offenbar geboren. Nachdem also mit dem Opener das Feld bestellt wurde, darf es fortan so richtig ans progressive Eingemachte gehen: Bei 'Degradation' wühlen die Gitarren noch tiefer im Dreck, Männikkö erinnert deutlich mehr an die Todesstahlvorbilder alter Schule; überhaupt wird die Atmosphäre hier durch feierliche Gitarrenmelodien hin zu einem wahren Purgatoriumsbrand verdichtet. 'Penumbra' gefällt mir mit den SLAYER-Gedächtnisriffs ausgesprochen gut - hier gelingt eine anspruchsvolle Gratwanderung zwischen mehreren Stilrichtungen hervorragend.
Das Highlight des Albums ist das gut elfminütige 'Torments Of Silence' - ein Progressive-Death-Feuerwerk der Spitzenklasse: Mit traurigen Akustikklängen wird das Epos eingeleitet, melodisch-melancholisch wie die Vettern von IN MOURNING, und obwohl nach kurzer Zeit wieder wüstes Gebrüll und Gedresche einsetzen, bleibt diesmal die tragische Gitarrenmelodie präsent, begleitet Männikkö durch einen marschierenden Half-Time-Groove, gräbt sich tief in erdige Schlachtenäcker ein und führt den wackeren Kämpfer schließlich durch dunkelste Nächte und IMMORTALsche Kälte ans Licht.
'Apeirophobia' (die Angst vor der Ewigkeit - cooles Thema, oder?) beginnt mit einem Melo-Death-Intro, lässt sich von seinen Schöpfern aber nicht lange bitten und wird alsbald in einen grimmigen Todesreigen gerissen. 'Terrestrial Funeral' beginnt mit komplexen Riff- und Rhythmusstrukturen und lässt erkennen, wieso die Nordmänner OPETH als musikalische Vorbilder anführen: Etwas rockiger, etwas weniger brutal, sehr proggig wird zum Abschluss zu Werke gegangen. Das Stück verklingt schließlich mit einem geradezu euphorischem Soloduell der Leadgitarre und der Rhythmusfraktion. Toller Abschluss!
Und damit endet ein Album, dem ich zwar nach wie vor etwas distanziert gegenüber stehe, das aber meine ganze Aufmerksamkeit fordert und mit jedem technischen Schnörkel, jedem präzise und durchdacht angesetzten musikalischen Winkelzug meine Faszination wachsen lässt. Für ein Debüt herausragend, für Progressive-Death-Metal-Fans absoluter Pflichtkauf, für neugierige und aufgeschlossene Todesstahl-Anhänger in jedem Fall einen Lauscher wert.
Anspieltipps: Torments Of Silence, Terrestrial Funeral, Penumbra
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause