DER W - III
Mehr über Der W
- Genre:
- Deutsch Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- 3r Entertainment (Tonpool)
- Release:
- 19.10.2012
- Operation Transformation
- Mordballaden
- Herz voll Stolz
- Kampf den Kopien
- Vergiss mein doch
- Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
- Kafkas Träume
- Judas
- Gespräche mit dem Mond
- Lektion in Wermut
- Lachen steckt an
- Stirb in Schönheit
Stephan Weidner alias DER W meldet sich mit einem sehr erdigen und rockigem dritten Solo-Album, das auf Experimente verzichtet.
Ex-ONKEL, Produzent und nicht bloß Solo-Künstler: Stephan Weidner ist mit seinen DER-W-Mitstreitern weitestgehend zu einer Band verschmolzen. Gitarrist Dirk Czuya, Basser Henning Menke und Schlagzeuger JC Dwyer (PRO PAIN) bringen allesamt ihre musikalischen Ideen ein, auch wenn sich Weidner natürlich das letzte Wort selbst vorbehält. Nach bisher zwei Studioalben und zwei Live-DVDs ist somit nun ein Drittwerk herausgekommen, das erdiger und rockiger denn je klingt und auf die Experimente des Vorgängers "Autonomie" weitgehend verzichtet. Kein Industrial-Einschlag, keine Bläser oder Effekte, hier wurde nicht am Computer zusammen getüftelt, sondern direkt im Studio eingerockt.
Wenn es noch so etwas wie Experimente gibt, dann beschränken sich diese etwa auf den Einsatz einer Mondharmonika im vorab veröffentlichten, die alte "Kneipenterroristen"-Zeit augenzwinkernd betrachtenden 'Pack schlägt sich, Pack verträgt sich'. Oder auf die Stoner-Elemente im Balladen-Zwitter 'Gespräche mit dem Mond', den gut einminütigen, Jam-Session-artigen Zwischenpart in 'Vergiss mein doch' und den Groove im wohl gegen Möchtegern-Musiker gerichteten 'Kampf den Kopien'. Oder ein paar wenige Samples im düsteren 'Stirb in Schönheit' oder in 'Operation Transformation'. Der Opener rockt ordentlich drauf los, verzichtet dafür aber auf einen melodischen Refrain. Was nicht heißt, dass Stephan nicht manchen Song mit seinem inzwischen richtig guten Gesang zu einem besonderen Hörereignis macht.
So etwa 'Mordballaden', das mit mystischen Gitarrennoten beginnt, den Refrain mit einem melodischen Chor unterlegt und von der Stimmung her etwas an 'Waffen & Neurosen' erinnert. 'Herz voll Stolz', in dem Stephan mit sich selbst im Duett singt, macht dort weiter, wo 'Lei(d)figuren' auf dem Vorgängeralbum aufhörte. Besonders heraus sticht aber die depressive Ballade 'Kafkas Träume', die neben Klavierklängen auf einen intensiven Refrain setzt. Nicht unerwähnt bleiben soll auch 'Judas', dessen Gitarrenmelodie direkt ins Ohr geht - im Gegensatz zu manch anderen Songs, die etwas eindimensional und weniger mitreißend klingen.
Textlich sinniert Mr. W über die Abgründe der Gesellschaft, Depressionen, schwarze Pädagogik und weinende Götter. Oder stellt sich auch mal selbst in Frage. Dabei kreiert er wie immer seine ganz eigene Political Correctness, sonst könnte er kaum einen Begriff wie "Blitzkrieg" in einem Atemzug mit "Tapetenwechsel" und "Trikotausch" benutzen. Hinzu kommt düstere Lyrik wie etwa "in Fensterlosen Räumen, dunkler als in Kafkas Träumen".
Wie bewertet man nun aber ein Album, das insgesamt gerade in Sachen Hitdichte den beiden Vorängern hinterher hinkt? Klar, Songs wie 'Mordballaden', 'Judas' oder 'Kafkas Täume' hätten unsere Note 8,5 verdient, eher durchschnittliche Rocker wie 'Lektion in Wermut', 'Lachen steckt an' oder 'Stirb in Schönheit' hingegen eine 7,5. Summa Summarum gibt’s angesichts Weidners eigentlichem Potenzial diesmal mit etwas Magenknurren eine knappe 8,0. Die Deluxe-Edition des Albums enthält übrigens eine DVD mit den Videos 'Operation Transformation', 'Kafkas Träume' und 'Pack schlägt sich, Pack verträgt sich', zu dessen Dreh kurzerhand zehn schwerst tätowierte Fans eingeladen wurden. Das an 'Sleeping My Day Away' von D.A.D. erinnernde 'Leinen los', das bereits auf der letzten Tour gespielt wurde, ist allerdings auch hier nicht enthalten.
Anspieltipps: Mordballaden, Kafkas Träume, Judas
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Carsten Praeg