DER WEG EINER FREIHEIT - Noctvrn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2021
Mehr über Der Weg einer Freiheit
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 19.11.2021
- Finisterre II
- Monument
- Am Rande der Dunkelheit
- Immortal
- Morgen
- Gegen das Licht
- Haven
Der Vorgänger war besser, dennoch stark!
"Finisterre", das letzte Album von DER WEG EINER FREIHEIT, hat mich total überrascht, dabei agierte die Band mit ihrem deutschsprachigen Post Black Metal ziemlich außerhalb meiner sonstigen Hörgewohnheiten, was beides zusammengenommen ja aber umso mehr für das Album spricht. Vier Jahre später steht nun "Noktvrn" an und ich bin beinahe genauso beeindruckt.
Denn DER WEG EINER FREIHEIT lotet sämtliche Grenzen aus, ohne sich zu weit von der Basis zu entfernen. Konkret heißt das, dass Album Nummer fünf ein extrem vielfältiges Werk geworden ist, Ausgangspunkt ist und bleibt der sehr tiefgründige Post Black Metal, doch was noch an Dynamik und Spannung addiert wird, ist eindrucksvoll und kanalisiert sich in einem fantastischen Songwriting. Es ist bemerkenswert, wie es die Würzburger schaffen, mit relativ simplen und basalen Zutaten wie Tremolo-Picking, Blast-Beats und Gekeife, das erfreulicherweise relativ verständlich ist, eine erhabene, sehr dichte, aber lebendige Atmosphäre zu schaffen. Die teils sehr untypischen Akkordwechsel, im Wechselspiel mit dem furiosen Drumming, dem markanten Gesang und den dynamischen Achterbahnfahrten von jazzigen Einflüssen bis frivolem Geknüppel, sind einfach genial und sollten das Alleinstellungsmerkmal der Band weiter untermauern.
Nach dem akustisch gehaltenen Opener 'Finisterre II', reißt einen 'Monument' in bester DER WEG EINER FREIHEIT-Manier mit in den Abgrund, beginnt aber ganz zaghaft, fast jazzig. Man weiß den Überraschungsmoment und die Kunst der Dynamik definitiv zu nutzen. Trotz aller Ballerei atmen die Songs nämlich geradezu und haben alle einen schönen Spannungsbogen. Der in Englisch vorgetragen Song 'Immortal' sticht nicht nur wegen der Sprache heraus, was hier zwischen Laut und Leise passiert, ist großes Ohrenkino. Mit dem Song 'Morgen' schafft es die Band aber sich selbst ein weiteres Monument zu schaffen, hier werden Text und Musik in perfekter Symbiose geboten, dass man trotz aller Extreme von einem emotionalen Song sprechen muss.
Ein großes Bedürfnis von DER WEG EINER FREIHEIT ist es, Spannung aufzubauen, was auch hervorragend gelingt, auch wenn ein Song wie 'Gegen das Licht' dann eben fünf Minuten braucht, bis der Gesang einsetzt. Ein Song wie 'Am Rande der Dunkelheit' hingegen ist zwar nett, aber etwas zu generisch für die süddeutschen und 'Haven', wieder in Englisch gesungen, ist mir etwas zu aufgesetzt post-metallisch. Auch wenn die Klasse von "Finisterre" nicht ganz erreicht wird, ist "Noktvrn" dennoch ein feines Stück extremer Musik geworden. Zum Nebenbeihören ist "Noktvrn" definitiv nicht gemacht, aber wer Musik gerne unter Kopfhörern hört und Zeit zum Entfalten lässt, wird seine Freude daran haben.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke