DERELYCTION - Surrounded By Death
Mehr über Derelyction
- Genre:
- Thrash Metal / Crustpunk / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pandora Records / Dingleberry / Violent Heartbeat
- Release:
- 25.08.2016
- Surrounded By Death
- Left To Die
- Necrosis
- Scarred
- Judgement Day
- Behind The Mask
- Rise Of The Machines
- Like Moths...
- Colors Fade
- Derelyction
Eine der aktuellen Sternstunden des punkig-schwarzen Thrash Metals.
Ende August ist mir die neue Schallplatte der hessischen Band DERELYCTION ins Haus geflattert, und nachdem das nach der 2012er-Eigenpressung erste richtige Studioalbum nun einige Runden auf dem Plattenspieler gedreht hat, kann ich nicht umhin, meinen Hut zu ziehen vor dem Quartett aus Gießen, hat es mit "Surrounded By Death" doch ein wunderbar räudiges, schnörkelloses Album auf Vinyl gebannt, das in jeder Faser von der ganz alten Schule ist, ohne sich dabei auf generischen Retropfaden zu ergehen. Die Band spielt Metalpunk, wie man ihn vor dreißig Jahren mit VENOM und HELLHAMMER assoziert hat, aber eben nicht nur das, sondern es begegnet uns ein absolut stimmiger, krakeelender Bastard aus dem angeschwärzten Speed und Thrash Metal der Achtziger, aus einem Schuss archaischem Death Metal, etwas NYHC und einem guten Anteil an Crust Punk, der gnadenlos in Nacken und Beine geht und an sich jeden Kultkuttenbänger im Schnittbereich von EXCITER, RAZOR, AUTOPSY, AMEBIX, THE EXPLOITED und DARKTHRONE, sowie den bereits oben genannten Kapellen ansprechen sollte.
Das ranzige Artwork mit dem Boinerkarle, der des Sängers Kutte trägt, passt dazu ebenso wie das Bandphoto, die Schädelparade auf dem Backcover und den Labels, sowie die Fraktur-Schriftart für die Texte. Auf der musikalischen Seite stechen die Trümpfe ebenfalls reihenweise: Da haben wir zum einen den punkig-abgefuckten Grundbeat des Schlagzeugs, der indes immer wieder kurz durch massive Black/Thrash-Blasts zerhackstückt wird, zum anderen einen metallisch-lässig scheppernden Bass und Riffs die sich mal der feinsten 80er-Speedschule anschließen, dann aber auch mal die MOTÖRHEAD-Rockigkeit versprühen, nur um im nächsten Song einen fein schleppenden HELLHAMMER-/CELTIC FROST-/DARKTHRONE-Groove auszupacken, zu dem dann auch ein gesangliches Tom-Warrior- und/oder Ola-Lindgren-"Uhh!" serviert wird.
Das Beste an der Sache: Die Songs klingen trotz der klar definierten stilistischen Ausrichtung und ihrer knackigen Kürze (keines der zehn Stücke kratzt an der 4-Minuten-Marke), abwechslungsreich und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Ganz gleich, ob der am Anfang der Scheibe dynamisch-todesmetallisch walzende Titeltrack mit einigen Core-Riffs aber auch flirrenden Gitarrensalven ums Eck kommt, oder aber das vor allem durch die Leadgitarre und die von zwei Stimmen getragenen Screams und einige lässige Soloparts überzeugende 'Left To Die' überzeugt - hier passt sie einfach aufs Auge, die Faust. Wenn sich getragene, doomig-düstere Parts mit nahezu IMP-NAZ-artiger Raserei abwechseln, wie dies bei 'Necrosis' der Fall ist, dann bringt das die beiden Götter des Stahls und des Punks perfekt auf den Punkt, die in DERELYCTION wirken, wobei gerade dieses Stück für mich insgesamt einen gewissen Hang gen Schwedentod mitbringt, der mir in dem Kontext hervorragend gefällt. Bei 'Scarred' muss ich an VOIVOD zu "War And Pain"-Zeiten und frühe BATHORY-Demos denken, was die Nähe zum Crust natürlich unterstreicht, während 'Judgement Day' zum Ausklang der ersten Seite von seinem scheppernden Bass und einer gewissen Nähe zu frühem SLAYER-Schaffen lebt.
Auch auf der B-Seite geht es auf diesem Niveau weiter, wenn 'Behind The Mask' zunächst einmal die thrashigste Ausprägung des Bandsounds mit schrotenden Riffs, hysterischen Screams und Gangshouts präsentiert, bevor 'Rise Of The Machines' die volle Crust-Salve abfeuert und damit genau den Gegenpol zum vorangegangen Stück präsentiert. 'Like Moths...' zeigt dann kurz auch die frostige Doom-Death-Seite der Band, die aber schnell wieder berstendem Krawall weicht. Bei 'Colors Fade' gibt's mit einem geilen Norsecore-Hauptriff der GORGOROTH-Schule sogar noch ein ganz besonderes seltenes Schmackerl, und wenn uns am Ende dann die explosiv crustige Bandhymne in die Nacht entlässt, dann können wir nicht umhin, euch "Surrounded By Death" ganz dringend ans Herz zu legen. Warum? Nun, weil DERELYCTION zahlreichen Mitanbietern zwei Dinge voraus hat: Sound und Songwriting! Zum einen werden nämlich die klar vorgegebenen Grundzutaten von Song zu Song so geschickt variiert und neu gewichtet, dass die Band eben nicht in die Falle tappt, ein Album aufzunehmen, das zwar toll auf die Zwölf geht, aber eben nicht hängen bleibt sondern in einem Rutsch an dir vorbeibrettert, und zum anderen ist der Sound zwar irgendwie rauschig, räudig und rumpelig, dabei aber auf wundersame Weise doch sehr differenziert, so dass alle Instrumente zu ihrem Recht kommen und ihr eben auch die feinen Charakteristika speziell von Bass und Gitarre ausmachen könnt. Das gibt der Band ein starkes Profil und für mich ist "Surrounded By Death" daher eine der aktuellen Sternstunden des punkig-schwarzen Thrash Metals.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle