DESASTERKIDS - Sex, Beer & Breakdowns
Mehr über Desasterkids
- Genre:
- Trancecore / Electrocore / Metalcore
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Redfield Records / Alive
- Release:
- 02.08.2013
- Intro / These Boots Were Made For Kicking Ass
- I Do What I Do Because Fuck You
- You Have No Friends, Your Argument Is Invalid
- #Famefamefame (Feat. Daniele Nelli)
- Sex With Ultimecia
Trancecore in den letzten Zügen.
Zugegebenermaßen ging ich anlässlich einer CD-Besprechung selten zuvor dermaßen voreingenommen ans Werk, wie bei der Debüt-MP von DESASTERKIDS. Und es spricht letztlich für eine gewisse (Rest-)Qualität der Musik, dass dieser Artikel keinem Totalverriss gleichkommt. Auftreten und Gehabe des schwergewichtigen Fünfers aus Berlin mögen mehr als fragwürdig sein – ihre bombastisch überproduzierte Kurzspielplatte "Sex, Beer & Breakdowns" holt zumindest aus der sehr beschränkten Electrocore-Sparte noch ein wenig Unterhaltungswert heraus, vermag dieser allerdings auch kein neues Leben einzuhauchen.
"Sex, Beer & Breakdowns" ist nichts anderes als die Übersetzung der veralteten Musikrevoluzzer-Formel "Sex, Drugs & Rock 'n' Roll" für die heutige Partyjugend, und wer sich das Promovideo der DESASTERKIDS reingezogen hat, dürfte ähnlich vorbelastet an deren nun vorliegende Veröffentlichung herangegangen sein wie der Autor dieser Zeilen: Selbstherrliche, überhebliche Proleten hauen eine überproduzierte Studioplatte auf den Markt, um im Fahrwasser von ESKIMO CALLBOY vom modernen Party-Metal abzugreifen, was noch an Kuchenkrümeln übrig geblien ist. Dass von an Metalcore angelehnten Trancecore bei Tageslicht betrachtet abzüglich der spacigen Soundeffekte nichts weiter bleibt als palmmute-geschrubbelte Leersaiten, Doublebass-Gebolze, Geschrei und mehr Lücken (=Breakdowns) als Klänge ist ein Problem des Genres an sich. DESASTERKIDS holen aus "musikalischen" Gesichtspunkten zumindest noch ein wenig aus dieser eindimensionalen Sparte heraus: Das Intro 'These Boots Were Made For Kicking Ass' lässt mit einer Mischung aus erhabenen Riffs und Dubstep-Grooves aufhorchen, und im folgenden 'I Do What I Do Because Fuck You' (ja, wirklich!) werden immerhin die Trademarks des Genres ordentlich bedient: Fetteste Drumblasts, Breakdowns die den Asphalt erbeben lassen, elektronische Klangspielereien und markiges Geschrei. Spätestens der klar gesungene Refrain zielt dann wieder eindeutig auf ungetrübte Gute-Laune-Feierstimmung ab. Die weiteren drei Tracks bieten keinerlei Überraschungen und bewegen sich im Bereich des Genredurchschnitts; insgesamt übertreibt es die Truppe aber mit Breakdowns, Elektro-Spielereien und (den leider quer durch alle Sparten des Metal aktuell so angesagten) Kinderchören hemmungslos. Die Produktion setzt gegenüber Bands wie THE BROWNING oder ESKIMO CALLBOY noch mal gehörig einen drauf; hier wurden wohl alle Equalizer-Einstellungen an den Anschlag gefahren, so dass von einem ansatzweise natürlichen Klang nichts mehr übrig bleibt. EMMURE klingen im Vergleich wie eine Akustik-Kombo.
Ein spezielles Problem der DESASTERKIDS ist die praktizierte Selbstironie per Vorschlaghammer: Das provokant-selbstgefällige Auftreten der Band auf der einen Seite, die belustigt-überzogenen Songtitel andererseits, ernsthafte Textpassagen wie "Your heart and mind are blind for those you choke with your greedy hands", im selben Atemzug mit Belanglosigkeiten wie "Life is rock 'n' roll so get your fucking hands up and scream", all das will nicht so recht zusammen passen. Man ist eben nicht J.B.O., aber auch nicht EMIL BULLS, nicht KNORKATOR, nicht CONTINENTS.
Langer Rede kurzer Sinn: "Sex, Beer & Breakdowns" dürfte die sorglose, bierselige Partyjugend in Ekstase versetzen, und mehr wollen die DESASTERKIDS sicherlich auch nicht. Von ihrer befremdlichen Attitüde abgesehen stellt die Band aber vor allem ein weiteres Paradebeispiel dafür dar, dass sich der Trancecore-Trend als ein Strohfeuer entpuppen dürfte, demgegenüber Nu Metal wie ein Leuchtfeuer für die Ewigkeit erscheinen wird.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause