DESCENT INTO MAELSTROM - Dei Consentes
Mehr über Descent Into Maelstrom
- Genre:
- Prog Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Club Inferno Ent.
- Release:
- 05.04.2023
- Cinis et Pulvis
- Triumphus Falsarius Daemonium
- Abyssus Devorat Terram
- Infecundus
- Pater
- Silvarum Patrona
- Deus Sol Invictus
- Amor Sola Lex
- Deus Belli
- Silentium
- Mater
- Defloratio Gratiae
Anstrengende Zwölfton-Metal-Klassenarbeit.
Hefte und Kugelschreiber raus bitte, es geht an die Mathematik-Klausur! So könnte zumindest die Vorbereitung auf den Genuss des neuen DESCENT INTO MAELSTROM-Langdrehers aussehen, denn wenn im Promotext die Rede von Zwölfton-Metal ist, schwant mir schön Böses. In Kombination mit einem ausufernden Konzept, das beleuchtet, wie die alten römischen Götter in unserer heutigen Zeit repräsentiert werden könnten, klingt "Dei Consentes" des italienischen Vierers nämlich nach einer reichlich verkopften und herausfordernden Angelegenheit, die sicher einige Durchläufe brauchen wird.
Bevor ich nun aber meine Eindrücke schildern möchte, ist ein kurzer Exkurs zum Thema "Zwölftonmusik" wahrscheinlich angebracht. Begründet in den in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts und populär gemacht durch Arnold Schönberg, stellt diese kompositorische und musiktheoretische Herangehensweise unser Verständnis von Skalen und Modi auf den Kopf. Anstatt sieben Töne zu einer Tonart zusammenzufassen, stehen hier alle zwölf Töne gleichberechtigt nebeneinander. Das führt mitunter zu Dissonanzen und reichlich ungewöhnlichen tonalen Kombinationen, die mir schon zu Schulzeiten mächtig Kopfschmerzen bereitet haben.
Dissonanzen und Metal sind allerdings ja nicht unbedingt gegensätzliche Pole, immerhin ist der Tritonus ja ein Stilmittel das von BLACK SABBATH bis METALLICA sehr gerne zum Einsatz kommt. Und so ist der Kulturschock auch nicht so riesig wie erwartet, wenn die Italiener mit 'Clinis et Pulvis' mit ihrer wilden Prog-Death-Abfahrt loslegen. Irgendwo zwischen NECROPHAGIST und THE FACELESS angesiedelt, überzeugt mich dabei vor allem Basser Michele Augello, der in bester DEATH-Manier bei jeder Gelegenheit aus den Pfaden der Gitarre ausschert und den Tieftöner prominent im Klangbild platziert. Ebenso überzeugend ist die Gitarrenarbeit, die von vertrackten Riffs bis zu coolen Leads das gesamte Spektrum abdeckt. Das Problem bleibt für mich aber persönlich, dass auf jede gute Idee und jedes coole Riff dank der musikalischen Ausrichtung immer wieder eine dissonante Kehrwende folgt, die den jeweiligen Song in eine komplett andere Richtung abdriften lässt. Ehrlich, ich bewundere die vier Italiener, dass sie in den wilden Song-Konstrukten den Überblick behalten, denn mir als Hörer fällt es wirklich schwer, hier den roten Faden auszumachen. Eine Empfehlung hinsichtlich von Anspieltipps ist entsprechend auch schwierig, denn kaum ein Song drängt sich als wirkliches Highlight auf.
Entsprechend ist mir "Dei Consentes", bei allem Respekt und der wohlverdienten Anerkennung für die handwerklich überragenden Fähigkeiten der Musiker, nur sechs Punkte wert. Das mag daran liegen, dass ich von Musik emotional berührt und mitgerissen werden möchte, anstatt das Gefühl zu haben, eine theoretische Analyse anfertigen zu müssen, um durch das reichlich chaotische Dickicht durchzusteigen. Sollte es euch anders gehen und ihr einen Mathetest auf Albumdistanz ansprechend finden, solltet ihr euch aber durchaus selbst ein Bild des Quartetts machen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs