DESERT SIN - Destination Paradise
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2012
Mehr über Desert Sin
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pure Steel (H'Art)
- Release:
- 20.01.2012
- Awakening
- Destination Paradise
- Kill The King
- Would You Release Me
- Follow Me
- In Silence
- The Seed Of Destruction
- Creation
- Hero
- Circle Of Twilight
Melodischer Metal der europäischen Spielart, der durch geschickten Keyboard-Einsatz zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
Mit schönem, verträumten Zupfen und einer keltisch-maritim wirkenden Leadmelodie leiten die österreichischen Metaller von DESERT SIN ihr zweites Studioalbum "Destination Paradise" ein, das hernach auch gleich mit dem Titelstück aus den Startlöchern kommt. Dieses ist von einem satten, zeitgemäßen Sound geprägt, wobei die Keyboards eine sehr dominante Rolle spielen, die manchem Vertreter der reinen Lehre vielleicht etwas zu stark aufgetragen sind. Andererseits geben sie dem Stück eine sehr schöne Dramatik und eine klangliche Transparenz, die mich ein gutes Stück weit an das mittlere Schaffen einer Band wie ROUGH SILK erinnert. Immer wieder schießen die rauseidenen und speziell deren 1997er-Werk "Mephisto" durch den Kopf, was nicht heißen soll, dass ich den Tirolern unterstellen möchte, abgekupfert zu haben. Die Assoziation taucht aber auf und ist auch rundum als Kompliment gemeint.
Das folgende "Kill The King" gibt sich schneller und härter, dabei weist es im Refrain, besonders bei den Shout-Chören, fast schon eine leichte US-Metal-Tendenz auf, das allerdings, ohne sich dabei völlig vom insgesamt doch sehr europäischen Klangbild zu lösen, das die Band auszeichnet. Das muss aber auch gar nicht sein. Schließlich ist es kein Makel, europäischen Power Metal der melodischen Machart zu spielen, besonders in einer Zeit, in der es im Underground angesagt ist, ständig gen US-Metal der Achtziger zu schielen. So sind wir mit dem nächsten Titel auch flugs wieder zurück im typischen Stil der Band. Auch wenn das Schlagwerk ordentlich anzieht, präsentiert sich das Riffing eher gemächlich, stampfend, drückend.
Der schleppende Groover 'Follow Me' präsentiert sich als erstes echtes Highlight, das vor allem von Sandro Holzers eindringlichem Gesang lebt, der sowohl die dunklen Facetten als auch glockenhelle Höhen beherrscht, ohne sich dabei zu sehr in irgendeine vordefinierte Schublade stecken zu lassen. Hier sollten Freunde neuerer ICED EARTH ebenso gut aufgehoben sein, wie der Anhänger der letzten MAIDEN-Alben sich bei 'In Silence' zu Hause fühlen wird. Eine epischere Note hat beispielsweise das tolle 'The Seed Of Destruction' mit seinem bissigen gleichwohl Refrain abbekommen, und auch zum Finale hin geht denn Mannen aus Woergl und Kufstein nicht die Puste aus.
So bleibt ein im Grundgerüst sehr solides Album, das einige Song-Highlights und vor allem einen tollen, durchaus eigenständigen Sänger aufzubieten hat. Daneben ist die Keyboard-lastige Produktion sicher nicht jedermanns Sache, doch aus meiner Sicht gibt auch diese DESERT SIN eigenes Profil. Denn wo sich die Band dadurch einerseits vom Retrowahn der letzten Jahre deutlich abgrenzt, tappt sie auch nicht in die Falle, das Keyboard als Kitschbombe einzusetzen. Trotz der Dominanz der Tasten wirken jene eher atmosphärisch und dunkel als überkandidelt und nach Plastik. Von einem Meilenstein des europäischen Metals sind wir zwar durchaus noch ein Stückchen weit entfernt, aber mir macht "Destination Paradise" jede Menge Spaß, und darum geht es doch!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle