DEVIL LEE ROT - Metalizer
Mehr über Devil Lee Rot
- Genre:
- Old School Metal
- Label:
- Witches Brew
- Release:
- 31.07.2004
- Pirates Of Hell
- Metalizer
- Devil's Diary
- Metal Whiplash
- In Hell Where Sinners Burn
- Root Of All Evil
- Hellmachine
- Hell's Damnation
- Metal Massacre
- Black Denim & Church Burning
- Vengeance From ...
- Soldiers From Hell
- A New World Rising
Faust voll Metall:
Gottverdammte Leserschaft!
Bevor wir überhaupt anfangen, werft gefälligst mal einen Blick auf die Trackliste von "Metalizer".
Was der gemeine Metalhead dort zu lesen bekommt, dürfte schon mal die erste konditionierte Reaktion auslösen. Je nach persönlich prägenden Vorerfahrungen und Geschmacksvorlieben könnte die schon mal extrem ausfallen, wobei das Gesamtspektrum vermutlich von einem begeisterten »Hell yeah!« über ein bestürztes »Oh, mein Gott!« bis hin zum halb genervten, halb belustigten »Nicht schon wieder ...« reichen dürfte. Und vermutlich wird sich die individuelle spontane Voreinschätzung dann, auf welche Weise auch immer, bei den meisten im ersten Hördurchlauf bestätigen.
DEVIL LEE ROT spielen einen Oldschool Metal, der so true ist, dass man ihnen mit modernistischen Definitionen von »true« erst gar nicht zu kommen braucht. Straight as a sledgehammer.
Das Riffing sitzt verdammt tight, sägende und zerrende Gitarren jagen im moderaten Galopp dahin, alles ist extrem rhythmisch, alles groovt.
Gut, der Takt des Drummers geht so starrköpfig nach vorne, dass man ihn wohl in unter zehn Sekunden auch programmiert hätte - aber dann klänge er natürlich längst nicht so dreckig und cool.
Wenn gegen Ende eines direkten Moshers wie 'Pirates of Hell' die Gitarren nochmals in einem kurz und schmerzlos gesteigerten Finale wild ineinanderschlingern, dann ist das - nun, M.e.t.a.l. eben! (Was habt ihr erwartet?)
Wenn der Sänger in 'Metalizer' mit einer sonoren, nach viel Alkohol und Tabak und vielleicht auch dem einen oder anderen Bröckchen Lunge klingenden Gurgelstimme Marke 'Metal Heart' (ACCEPT) seinen Text losbrüllt, dann ist auch das nichts anderes als M.e.t.a.l.
Wenn 'Devil's Diary' etwas langsamer und basslastiger daherkommt, dann ist das Stück deswegen noch lange kein lauer Hardrock, sondern - Ihrwisstschonwas.
Der deutsche Vertrieb gibt bekannt, dass der instrumentale Sound der Band in der NWOBHM verwurzelt sei - denkt dabei aber bezeichnenderweise an die böse kultigen ANGEL WITCH und nicht an melodische Mainstreamvertreter wie IRON MAIDEN.
DEVIL LEE ROTs Vocals dagegen sind so richtig kehlig und schwarz, Letzteres jedoch ebenfalls ganz gestreng nach alter Schule (ähnlich denen von VENOMs CHRONOS, dankenswerterweise jedoch meist deutlich dunkler eingefärbt).
Ein Glanzlicht stellt für mich in vokaler Hinsicht vor allem das rauchig-hymnische 'In Hell Where Sinners Burn' dar. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass die Stimme in ihrem Bereich durchaus Abwechslung bietet, auch wenn man nicht gerade auf ausgeprägte Melodiosität hoffen darf; die wäre hier aber auch gänzlich fehl am Platz. Stattdessen haben wir hier einen Sänger, der sich mutig und mit Ausdauer an die Belastungsgrenzen seiner Stimmbänder heranarbeitet.
Meist reichen bei diesen Songs einige wenige, gut um den treibenden Basssound geschlungene Gitarrenriffe völlig aus, um dem malmenden Strom der Musik die gerade noch nötige Melodik zu schenken, welche dafür umso zwingender ins Ohr geht.
Deutschen Hörern älteren Semesters dürften nicht umsonst die ganz, ganz frühen RUNNING WILD (mit so bedächtig fiesen und direkt zündenden Songs wie 'Mordor' etwa, die damals lange nichts von modernen Langweiler-Epen wie dem inzwischen ob noch schlechterer Veröffentlichungen so hochgelobten "Black Hand Inn" ahnen ließen) selbst heute noch tief im Hirn stecken; denn genau diese auf das Wesentliche reduzierte, dafür aber stark komprimierte Produktion hatten sie mit DEVIL LEE ROT gemeinsam.
Falsch machen kann man sicherlich auch bei einfach gehaltener Musik noch viel. Schlecht zusammenspielen etwa. Doch "Metalizer" hört man an, dass sich hier genau die Richtigen gefunden haben.
Die Gitarren: satt aushallend, mal leicht orientalisch angehaucht und verderbt verführerisch singend ('Metal Massacre'), mal wohlig röhrend ('Root Of All Evil', 'Vengeance From ...') und mal unbeugsam nach vorne mitziehend ('Metal Whiplash').
Der Bass: immer schön dick aufgetragen, im Untergrund rumorend, einfach nur feist.
Das Schlagzeug: kettenrasselnd.
Für das Album recht repräsentativ finde ich 'Hell's Damnation': Nicht gerade der spektakulärste Song der Scheibe, dafür aber alle Stärken der Band in sich vereinend.
Ginge man alleine vom Titel her vor, müsste man freilich 'Black Denim & Church Burning' zum Song des Albums wählen - auch kein schlechter Track, wenn auch etwas monoton.
Einzig 'Hellmachine' sagt mir weniger zu; zwar klingen hier die Gitarren noch mit am melodischsten, doch wollen sie für meine Begriffe nicht so ganz zum voranpeitschenden Drumset passen. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Songwriterisch wie auch gesanglich gelungen sind dagegen wieder das etwas offener gespielte 'Soldiers from Hell' sowie die finale Hymne 'A New World Rising' mit seinem harmonischen Gitarrenklang und den gleichzeitig je zu etwa einem Drittel gegrowlten, melodisch gesungenen und gefühlvoll gerufenen - mithin also rundum gelungenen - Vocals.
Alles in allem ist "Metalizer" eine Scheibe, die es dem Oldschool-Freak in mir so richtig warm ums Herz werden lässt. Mit einundfünfzigeinhalb Minuten Spielzeit hätte der Silberling auch auf einem meiner überkommenen 60er Ferro Tapes Platz gefunden, ganz wie weiland zu alten Zeiten: Auf dem Schulhof vorfreudig getauscht, und dann die Faust feste drum geballt.
Metal up your arse!
Ist das nun Nostalgie?
Nur bedingt: Manche Dinge (und keineswegs immer die schlechtesten) ändern sich halt nie. Das wissen wir spätestens seit der After-Eight-Werbung.
»Keep the underground flame alive« verlautbart DEVIL LEE ROT im Booklet des auf 1.000 CDs limitierten Albums. Solange es Scheiben wie "Metalizer" gibt, wird diese Flamme nicht ersterben.
Empfehlenswert ist die Scheibe für Freunde des böse groovenden Midtempo-Metals alter Schule allemal.
Wer dagegen mit ebenso einfachem wie packendem Songwriting eher weniger anzufangen weiß, weil er in erster Linie auf technisch ausgefeiltes Sologewichse steht, oder wer rostigen Gesang aus tiefer Kehle einfach nicht zu schätzen weiß, wird für "Metalizer" höchstens als Bierdeckel Verwendung finden.
Die ersten einhundert Besteller erwartet übrigens noch ein kultiger Patch für die Kutte (siehe Cover) - für alle Angesprochenen gilt also: Ran an den Speck!
Anspieltipps: Metal Whiplash, Root Of All Evil, Hell's Damnation, A New World Rising
- Redakteur:
- Eike Schmitz