DEVIL WEARS PRADA, THE - Transit Blues
Mehr über Devil Wears Prada, The
- Genre:
- Metalcore / Post Hardcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rise Records
- Release:
- 07.10.2016
- Praise Poison
- Daughter
- Worldwide
- Lock & Load
- Flyover States
- Detroit Tapes
- The Condition
- To The Key Of Evergreen
- Submersion
- Home For Grave Pt. 2
- Transit Blues
Tiefgründig aus der Sackgasse manövriert!
THE DEVIL WEARS PRADA hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung genommen, die im nunmehr siebten Studioalbum der Band, "Transit Blues", kulminiert. Vorbei sind die Zeiten der poppigen Mainstream-Metalcore-Anfangstage - im Gegensatz zum Gros ihrer Szene ist es den Amis gelungen, das eng gefasste Korsett ihres Genres zu durchbrechen, sich stetig weiter zu entwickeln, und anno 2016 vorzustoßen in eine Liga, in der die wenigen Kreativlinge wie AUGUST BURNS RED einsam ihre Runden ziehen.
Nach der experimentellen EP-Phase steht nun wieder ein vollwertiges TDWP-Album in den Regalen. Natürlich sind die fünf Nordamerikaner nicht gänzlich in Post-Metal-Gefilde abgedriftet, liefern auf "Transit Blues" entsprechend wieder ein paar schnuffige Metal-Granaten ab, doch die Experimente haben zweifelsohne Spuren hinterlassen. Nach den spaßigen Anfangsjahren hielten bekanntermaßen dunklere Töne Einzug in den Bandsound, und heuer ist THE DEVIL WEARS PRADA im Vergleich zum langweiligen Metalcore-Einerlei schon geradezu progressiv und atmosphärisch unterwegs. Der Band gelingt auf "Transit Blues" eine an Perfektion grenzende Mischung aus Aggressivität, Nachdenklichkeit und zugleich höchst persönlich-zerbrechlichen Tönen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, benötigt man zwar einige Durchläufe, was aber eindeutig für den gewachsenen musikalischen Anspruch der Kombo aus Ohio spricht.
Nur wenig erinnert noch an die Anfangstage der Band. Die gelegentlich auftauchenden Synthie-Sounds mögen noch ein Zugeständnis an die alte Fanbase sein, sind allerdings vollkommen verzichtbar und bremsen die Truppe im Prinzip nur aus. Wenn eine brutale, bisweilen dissonante Alternative-Hardcore-Granate wie 'Praise Poison' (klingt wie eine Mischung aus SCARRED BY BEAUTY und THE PRESTIGE!) das Album eröffnet, stellen sich Mike Hranica & Co. mit 'Daughter' anschließend selbst fast ein Bein - das elektronische Gequietsche braucht THE DEVIL WEARS PRADA längst nicht mehr. Dennoch entwickelt auch Song Nr.2 genug Drive, um das Album in Spur zu halten. Und wenn anschließend mit 'Worldwide' eine großartige, unbeschreiblich eingängige, punkig-flotte Post-Hardcore-Hymne (ein echter Song-des-Jahres-Kandidat!) abgefackelt wird, lässt sich schon erahnen, dass "Transit Blues" das Highlight in der Diskographie der Amis markieren wird. Dabei haben wir noch längst nicht alles gehört!
Das folgende Trio 'Lock & Load', 'Flyover States' und 'Detroit Tapes' macht nämlich deutlich, dass die atmosphärischen Post-Metal-Sounds fester Bestandteil des Bandsounds geworden sind. Und auch das ist bemerkenswert: Die einzelnen Nummern auf "Transit Blues" mögen im Schnitt nur gut drei Minuten dauern, trotzdem wird in jedem Song experimentiert, werden beinahe epische Spannungsbögen aufgebaut, in Nachdenklichkeit und Melancholie geschwelgt. Kein Wunder bleibt das schlichte Hitpotential auf der Strecke - dafür gibt's ein dichtes, aufwühlendes Album, auf dem auch Songs, die bei Einzelbetrachtung eher wie Stückwerk klingen, ihren Beitrag zum Gelingen des Ganzen liefern. Den Vogel schießt die Truppe mit dem fantastischen, erschütternden 'To The Key Of Evergreen' ab: Schmetternde Drum-Salven entfesseln ein gnadenloses Inferno, das sich jedoch unerwartet in eine geradezu postapokalyptische, Erlösung verheißende Klangszenerie auflöst. Wahnsinn!
Würde die Band sich endgültig und konsequent von den letzten poppigen Synthie-Sounds ihrer Anfangstage lösen, wäre sie mit "Transit Blues" endgültig in der ersten Metal-Liga angekommen. Auch sind die Post-Hardcore-Einflüsse im Sinne des Abwechslungsreichtums zwar zu begrüßen, auch hier übertreibt es die Truppe aber gelegentlich, besonders beim in säuseligen BEING AS AN OCEAN-Gefilden schwimmenden 'Home For Grave Pt.II'. Doch was soll's, diese Schönheitsfehler lassen sich angesichts des hohen Niveaus und der erfreulichen Entwicklung der einstigen Metalcore-Teenie-Idole verschmerzen. "Transit Blues" mag zu Beginn noch verwirren, wächst aber mit jedem Durchgang und ist mit Sicherheit das beste THE DEVIL WEARS PRADA-Album und eine echte Bereicherung für ein in träger Langeweile erstarrtes Genre!
Anspieltipps: Praise Poison, Worldwide, To The Key Of Evergreen
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause