DEVIL'S TRADE, THE - Nincs Szennyezetlen Szép
Mehr über Devil's Trade, The
- Genre:
- Doom Metal / Post Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 07.11.2025
- The Sleep That Dragged You Away
- Weltschmerz
- All This Sadness
- All This Sadness Will Be Gone
- Your Pieces Scattered
- Nincs Szennyezetlen Szép
- Idegen Minden
Wenn Schroffheit und Harmonie sich treffen...
Hinter dem recht unspektakulären Bandnamen (gar nicht mal so einfach zu merken, irgendwas mit "Devil" halt...) verbirgt sich etwas, das in musikalischer Hinsicht äußerst markant und beeindruckend ist. THE DEVIL'S TRADE ist eigentlich ein Ein-Mann-Projekt des Ungarn Dávid Makó, der sich bei der Instrumentierung lediglich Unterstützung an den Drums dazugeholt hat. Eine klare Zuordnung des Stils oder "Schubladisierung" fällt erst einmal recht schwer. Erster Pluspunkt. Es klingt düster und kraftvoll, teilweise regelrecht schroff, gleichzeitig aber auch zerbrechlich und fragil. Man fragt sich nach dem ersten Hördurchlauf schon erstmal, was man da eigentlich gerade gehört hat. Nächster Pluspunkt. Und dann öffnet sich "Nincs Szennyezetlen Szép" nach und nach und verschafft Zugang in diese Welt aus Melancholie, Rohheit und Harmonie (alles zusammen).
Die dunkle und bedrohliche Atmosphäre wird durch die zähen und massiven Riffattacken hervorragend transportiert, aber auch beim ungarischen Mastermind hat es sich herumgesprochen, dass es in der deutschen Sprache Worte gibt, die nicht nur inhaltlich, sondern auch klanglich dieses Gefühl von Verzweiflung, Melancholie und Hoffnungslosigkeit ideal transportieren. Und so trägt der zweite Song den Titel 'Weltschmerz' (eines dieser Worte, die auch in die englische Sprache übernommen wurden) und tatsächlich klingt die Nummer genau wie eine passende Vertonung dazu. Interessant ist daneben aber der helle Schimmer, der eben auch in "Nincs Szennyezetlen Szép" durchscheint: An das sehr düstere und reduziert wirkende Stück mit dem Titel 'All This Sadness' hängt Dávid Makó einfach das hoffnungsvollere, wuchtige 'All This Sadness Will Be Gone' dran... und nein, das ist nicht verkopft, es hat tatsächlich auch musikalisch einen positiveren Vibe. Die schweren Riffs werden von helleren Klangfarben flankiert, der Gesang ist ein Stück harmonischer und transportiert weniger Schmerz und Abgründiges als in 'Weltschmerz'.
Ein weiterer Höhepunkt des Albums neben dem faszinierenden 'Weltschmerz' kommt für mich im Anschluss mit 'Your Pieces Scattered' - mit solch einer ergreifenden und dichten Atmosphäre sollte die Nummer selbst den kühlsten Stoiker packen können. Hier wird wie auch beim sehr getragenen und eingängigen Titeltrack mehr als deutlich, dass es vor allem der emotionale Gesang ist, der ganz viel zu dem düsteren Flair und dem Charisma der Musik beiträgt - dieses dunkle Timbre, der charakteristische Bariton, die Bandbreite an Klangfarben in den Vocals entfalten eine unvergleichliche Wirkung. Dávid Makó hat eine einzigartige Stimme, die er vielseitig einzusetzen weiß und mit der er ganz unterschiedliche Stimmungen zu transportieren vermag. Das ist letztlich das Besondere an THE DEVIL's TRADE.
Es ist eine Reise, auf die dieses Album mitnimmt, aber eine Reise, die durch Abgründe führt - das ist selbstredend eine platte Floskel, indes sollte sich auch niemand wundern, wenn einen das nunmehr fünfte Werk von THE DEVIL'S TRADE fest in den eiskalten Fängen hält und nicht wieder loslässt. Dann ist der Handel mit dem Teufel wohl doch zu Gunsten des Gehörnten ausgegangen. Im übrigen ist der aktuelle Longplayer viel weniger im Dark Folk verwurzelt als der Vorgänger "Videkek Vannak Idebenn" (2023) und kommt deutlich schroffer und brachialer daher, was in meinen Ohren zu einer noch intensiveren und eindrücklicheren Wirkung führt.
Ich bin ziemlich angetan davon, dass trotz der unterschiedlichen Stimmungen keinerlei Brüche zu Tage treten, dafür sorgen auch bestimmte musikalische Bilder, die leicht abgewandelt an späterer Stelle wieder aufgegriffen werden. Ein Album wie aus einem Guss - das Werk saugt einen mit dem Beginn des ersten Stücks regelrecht ein und spuckt einen dann mit den letzten Tönen wieder aus. Ich bin eigentlich niemand, der bestimmte Stile oder Alben jahreszeitbedingt als passender oder eben unzugänglicher empfindet, aber bei "Nincs Szennyezetlen Szép" komme ich dann doch nicht umhin, es als perfektes "November-Album" zu bezeichnen. Beeindruckende Klangkunst!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer


