DEVILYN - 11
Mehr über Devilyn
- Genre:
- technischer Death Metal
- Label:
- Conquer Records
- The Counting Of Quartered Heavens (Intro)
- The Enemy Within
- Faith / 11
- The List
- Degrade Flower
- God Eater
- Charming Maidens With No Skin
- The Seven Virtues Of Divine
- Searching For The Beauty
Dass Death Metal aus Polen meist auf technisch sehr hohem Niveau zelebriert wird und dennoch unbarmherzig brutal zuschlägt, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, und DEVILYNs viertes reguläres Studioalbum macht da keine Ausnahme. Die große Stärke dieser Band ist hierbei, dass sie sich nicht nur auf infernalische Geschwindigkeit und sinn- und verstandloses Geblaste beschränkt, bis der Arzt kommt, sondern dass Schlagzeuger Domin auch im langsameren Bereich Eindruck schinden kann. Sein Spiel ist variabel und lebt von krassen Breaks und Tempowechseln sowie von vielen raffinierten Fills, wenn das Stück durch eine getragenere Passage wandelt. Als Paradebeispiel für seine Klasse darf gleich der Opener 'The Enemy Within' mit seinem sehr punktgenauen, abrupten Ende dienen. Dennoch sei betont, dass sich die Jungs vor allem im Bereich der Höchstgeschwindigkeit pudelwohl fühlen und dort auch einige ihrer herausragenden Momente haben. Diese wirken jedoch umso besser, weil die Band auch den Mut hat, an den passenden Stellen vom Gas zu gehen und ein wenig Groove zuzulassen. Diese Kontraste lassen die sich in aller Regel anschließenden Blasts und sonstigen Tempoverschärfungen noch intensiver wirken, welche vor allem bei 'The List' richtig beeindruckend geraten sind.
Im Gitarrenbereich erweist sich Rhythmusklampfer Bony gemeinsam mit Basser Cyparian als solides Uhrwerk, das Domins abgedrehte Trommelei in ein gediegenes Fundament aus Schwere und Aggression einbettet, während Leadgitarrist Erian sich zwar nicht ins Nirvana fiedelt, aber mit seinen Leads und Soli durchaus eindrucksvolle Akzente setzt. Man höre zum Beispiel die für diese Musikrichtung sehr melodischen Eskapaden von 'Searching For The Beauty'. Sänger Michal ist ein für diesen Stil typischer Death-Metal-Shouter, nicht mehr, aber ganz sicher auch nicht weniger. Seine Growls liegen im tiefsten Bereich und sind zwar weitgehend unverständlich aber dennoch halbwegs nachvollziehbar. Sie arten nie in konturloses Gegurgel aus, was mir sehr wichtig ist. Auf diese Weise lassen sich die Songs und der Bandcharakter individueller gestalten, was der Band auch ansatzweise recht gut gelingt. Wirklich großen Wiedererkennungswert haben sie aber dennoch nicht, was aus meiner Sicht das Kreuz weiter Teile dieser Szene ist. Vieles klingt einfach zu ähnlich, und da ich persönlich eher der Typ Metaller bin, der immer auf der Suche nach wirklich eigenständigen Bands ist, habe ich oft Probleme, mit Truppen aus diesem Bereich des Death Metal richtig warm zu werden. Ich bewundere ihr musikalisches Können und ich habe auch durchaus Spaß an den Platten und Konzerten, aber in den engeren Kreis meiner Death-Metal-Favoriten schaffen es nur die wenigsten Genrevertreter.
Das soll aber in keiner Weise die Leistung der Polen schmälern, die sich mit hoher technischer Perfektion durch ein sehr ansprechendes Album schreddern, das allerdings mit deutlich unter dreißig Minuten recht kurz geraten ist. Doch auch dies ist kein wirklicher Minuspunkt, da die neun Songs allesamt ohne unnötige Längen und breitgetretene Wiederholungen auskommen. Jedes Stück beschränkt sich auf das Wesentliche und kommt schnell auf den Punkt, ohne dabei auf technische Spielereien und den berühmten Kinnladeneffekt verzichten zu müssen. Mir fehlt, wie gesagt, ein wenig mehr Individualismus, aber Fans von VADER, KRISIUN und MORBID ANGEL sollten sich durchaus angesprochen fühlen und der Band mal eine Chance geben.
Anspieltipps: The Enemy Within, The List, Searching For The Beauty
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle