DEZ DARE - Ulysses Trash
Mehr über Dez Dare
- Genre:
- Punk / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- www.dezdare,com
- Release:
- 19.08.2022
- They Scream, My Head Is So Full I Can't Dream
- Tyrannosaurus Shake
- Bloody Sea, Holy Fuck
- Ulysses 195
- (Sweet) Exhaustion
- 1.9.8.5.
- Trashin'
- Claws
- Outrage, Metrics, Mechanics, Death
- Deciphering Momentum
- Pomp
- Quanta.Fied
- Rampage-On-Hi
Auf was reimt sich DEZ DARE?
Natürlich auf "despair". Ja, Verzweiflung. Die ergriff mich gleich zu Beginn während der ersten Beschäftigung mit dem Album. Wie sollte ich diese Scheibe jemals fair bewerten? Hier mal aus dem Gedächtnis mein Brainstorming–Cluster zur Musik von DEZ DARE nach den ersten 2-3 Runden seines neuen Albums "Ulysses Trash" (der Künstlername von Darren Smallman stünde also in der Mitte zwischen folgenden Begriffen):
- T(h)rash ohne h
- verunglückter Doom (man höre nur 'Sweet Exhaustion')
- Retro-Hippiekram
- Was'n das?
- Proberaum-Sound
- 3 Punkte
- Ach du Sch****e!
- Stoner Rock, nüchtern gespielt
- Rap/Sprechgesang
- So schlecht isses gar ned…
Der letzte Eintrag wäre dann nach bereits diversen "Spins", wie man heute so fachmännisch sagt, dazugekommen. Wahrscheinlich seid ihr jetzt verwirrt und könnt euch die Mucke des in Brighton lebenden Musikers mit bis ins Jahr 1990 zurückreichender Erfahrung als Labelmitarbeiter und -chef immer noch nicht so richtig vorstellen. Ich versuche mal eine dreiteilige genauere Beschreibung: In meinen Ohren klingt DEZ DARE wahlweise oder auch gemischt übereinander...
- wie EMINEM, dem auf der Suche nach Inspiration eine Holzkiste mit psychedelischen Hippie-Schallplatten auf den Kopf geknallt ist, und dessen Sprachzentrum beeinträchtigt wurde ('Ulysses 195', 'Pomp', '1.9.8.5.') oder/und
- wie sehr untighte TOY DOLLS nach großzügiger Einnahme von Tranquilizern, denen außerdem noch eine Katze in den Proberaum gekackt hat, was die gute Laune ordentlich vermieste ('Tyrannosaurus Shake', 'Trashin' ', 'Rampage-On-Hi') oder/und
- wie eine Mischung aus diversen mächtig angestaubten Hippie-Kapellen, nehmen wir mal HAWKWIND zuvorderst, die eine Reinkarnation von JOEY RAMONE ans Mikro gestellt haben ('They Scream, My Head Is So Full, I Can’t Dream', 'Claws', 'Quanta-Fied').
Außerdem sind vielfach sehr spezielle, trashige (ohne h) Orgeltöne zu vernehmen die verdächtig an MAMBO KURT erinnern, zum Beispiel in 'Bloody Sea, Holy Fuck', 'Outrage, Metrics, Mechanics, Death' und 'Deciphering Momentum'.
Moment mal! Wenn ich mir so die Fotos von DEZ DARE im Netz anschaue, fällt mir eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit zum Orgelgott aus Bochum auf. Wie auch immer, ich will hier nicht zu investigativ werden, hat der in Geelong in der Nähe von Melbourne aufgewachsene und seit 2010 in Brighton, Großbritannien lebende Darren Smallman auf seinem bereits zweiten Album eine an Originalität und Eigenartigkeit reiche musikalische Mixtur zusammenbraut, der man sich mit zunehmender Gewöhnung unter Umständen nur noch schwer entziehen kann. Anders gesagt: Liebhaber obskurer Klänge und Freunde trashigen (ohne h, wie gehabt) Punkrocks, sowie alle Freunde von eher seltsam geartetem, psychedelischem Hippie-Rock mit etwas härterer Schlagseite kommen hierbei voll auf ihre Kosten!
Gefällige Riffs, Leadgitarren-Melodien und Hooklines sind mannigfach vorhanden, würden sie nur nicht über die gesamte Albumlänge rumpelig und wie in einer Garage aufgenommen klingen. Diese Musik ist dennoch vielleicht gerade wegen der fragwürdigen Aufnahmequalität im übertragenen Sinne mit einer Patina aus knarzigem Bad-Taste-Charme überzogen, die man einfach auf eine gewisse Weise faszinierend finden muss, was mich am Ende des Reviews wieder zwangsläufig zu meinem anfänglich angesprochenen Bewertungsproblem führt.
Daher lege ich mich auf 7 Punkte fest und empfehle Musik-Puristen mit dem absoluten Gehör für sich selbst bis zu 2,5 Punkte abzuziehen. Trash (ohne h, ihr kennt das bereits)-Liebhaber hingegen addieren für sich unter geschmacklichen Umständen bis zu 3 Punkten hinzu!
Jetzt streamt mal fleißig und macht euch bitte selbst ein Bild von dieser in jedem Fall extravaganten Musik.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timo Reiser