DIABLO SWING ORCHESTRA - The Butcher's Ballroom
Mehr über Diablo Swing Orchestra
- Genre:
- Metal
- Label:
- Candlelight/Soulfood
- Release:
- 21.09.2007
- Balrog Boogie
- Heroines
- Poetic Pitbull Revelations
- Rag Doll Physics
- D'Angelo
- Velvet Embracer
- Gunpowder Chant
- Infralove
- Wedding March For A Bullet
- Qualms Of Coscience
- Zodiac Virtues
- Porcelain Judas
- Pink Noise Waltz
Dinge, die nicht zusammengehören: Metal und "True"-Geplärre, Metal und Rap, Metal und Sopran. Letzteres sieht das DIABLO SWING ORCHESTRA elementar anders. Das macht aber nichts, denn bei ihnen kann man unter künstlerischen Gesichtspunkten nachvollziehen, warum sie's anders sehen. Das Sextett hat keine Musikhochschulabbrecherin in den Van gezogen, in ein Kleid gezwängt und ans Mikro genötigt, damit man endlich Songs verkaufen kann, die mit 'nem Sänger keine Sau interessieren würden. Nein, ihr "The Butcher's Ballroom" mutet tatsächlich wie eine noch nicht aufgeführte (Arsch tretende) Metal-Oper an, und so erlaubt der Kontext die Vocals. Und wenn der Kontext verlangt, dass Sängerin Annalouice Loegdlund still ist, um Gitarrist Daniel Håkansson auch mal zu Wort kommen oder Platz für Instrumental-Parts zu lassen, nimmt sie sich ganz einfach zurück. "Band" nennt man dieses Zusammenspiel gemeinhin.
Stilistisch kann man das Debüt der Schweden, das unglaublicherweise 'ne Eigenproduktion ist, die nun von Candlelight in ganz weiser Voraussicht lizenziert wurde, überhaupt nicht einordnen. Und alle Beschreibungen des Sounds sind nur grobe Orientierungshilfen. Man nehme effektive Riffs, denke auf keinen Fall an Bombast und addiere DEVIN TOWNSENDs 'Bad Devil', etwas Klassik, Mariachi-Gitarren, Streicher, Didgeridoos und alle Instrumente, die für Geld zu haben sind. Und wer das geistig irgendwie zusammenbringen kann, hat 'ne ungefähre Vorstellung davon, wie das Teufelsorchester zumindest über die Hälfte seiner Tracks tönt. Vereinfacht kann man sagen: Die Sechserbande hat einen extrem unwiderstehlichen Drive, überrascht permanent mit neuen Einfällen, und alles harmoniert so selbstverständlich, als hätte die Truppe von klein auf nur solche Nummern geschrieben.
Bei dem Mexiko-Metaller 'Poetic Pitbull Revelations', der mit Elektro-Loops startenden Groove-Sause 'Infralove', dem Bläser-Swing-Jazz-Rocker 'Balrog Boogie' und 'Wedding March For A Bullet' kommt Schwung in die Knochen. Das famose 'Heroines' versprüht teilweise authentisches Tanz-der-Vampire-Flair (nix CRADLE OF FILTH!) und rockt massiv. 'Velvet Embracer' und 'Zodiac Virtues' (die Bridge mit u. a. Querflötengepfeife ist sehr cool) ziehen prächtig am Kopf. 'D'Angelo' ist 'ne Mini-Arie mit Klassikgitarren-Begleitung, die die Gemüter runterkühlt. Das geile 'Rag Doll Physics', in dem Hammond-Orgel, QUEENs "A Night At The Opera" und Metal kombiniert werden, macht äußerst glücklich. Und mit 'Pink Noise Waltz', dem großen Finale der Scheibe, fassen das Mädel und die Jungs die vorhergehenden 45 Minuten noch mal spannend zusammen und zeigen damit ein letztes Mal auf, dass die Metalszene ohne solche Kapellen sehr viel ärmer dran wäre.
Das DIABLO SWING ORCHESTRA bringt alles mit, um richtig fett zu werden. Und wenn die Band, die aussieht, als würde sie noch die Schulbank drücken, das "The Butcher's Ballroom"-Material live einigermaßen verlustfrei reproduzieren und spielfreudig rüberbringen kann, sollte sie sich für dieses Dingenskirchen-Festival in Norddeutschland buchen lassen, und ich bin mir sicher, dass man nach ihrem Auftritt den Merch-Stand überrennt und zerpflückt.
Anspieltipps: Poetic Pitbull Revelations, Infralove, Balrog Boogie, Heroines, Velvet Embracer, Zodiac Virtues
- Redakteur:
- Oliver Schneider