DIAGONAL - Diagonal
Mehr über Diagonal
- Genre:
- Retro-Psych/Neo-Prog
- Label:
- Rise Above/Soulfood
- Release:
- 24.10.2008
- SemiPermeable Men-Brain
- Child Of The Thunder Cloud
- Deathwatch
- Cannon Misfire
- Pact
Ja, ja, "Diagonal" heißen und sich analog betrinken.
Heute ist es mal wieder Zeit für eine wunderbarliche Nebenbeschäftigung: Mit einem Digitalkopfhörer und Rotwein ausgestattet, lasse ich Florian Silbereisen und seine Zombies die Videos, den visuellen Unterbau für Kopfhörermusik, darstellen. Ein Genuss! Ich glaube, viel schrägere Bildhaftigkeiten kann selbst DIAGONAL nicht produzieren. Und die fertigen hier schon ein musikalisches abgedrehtes Karussell an, dass die Wangen glühen. Florian hat gerade einen Tigerkäfig betreten und füttert die bedauernswerten Grosskatzen, als DIAGONAL eine mehrstimmige, fast beschwörende Linie singen, ganz so wie ein Flehen, ein Raunen "Beiss den in'n Kopp rein… lieber lila Tiger!" Florian ist entronnen und tut vor dem Käfig entsetzt, denn gerade erst ist er den lila Tigern entronnen. Schnitt, TRUCK STOP. Realsatire. Rüber zu "Wetten dass!?" Glattheit, Tumbheit allenthalben.
Die Briten, welche zu diesem Wahnsinn den Soundtrack liefern, benutzen etwa so alte Instrumente, wie TRUCK STOP zusammen alt sind. Denn hier ist nichts diagonal, hier scheppern die Trompeten von Jericho, moogt güldener Staub, wallen uns plasmaide Töne entgegen. Die fünf Beiträge besuchen unsere Innereien, vornehmlich dort, wo die Seele ihre Teilchen niedergelegt und versteckt hat. Denn hier ist kein Part wie der andere, irgendwer hat mal den lächerlichen Versuch unternommen, das alles mit "Progrock" einzugrenzen, das ganze Gefühl einzufangen. Harhar, kannste vergessen.
Das ist ein Trip, ein balsamiger Schaukelstuhl, aus dem sich kaum noch auszusteigen lohnt. Denn hier wird der Hörer mitgenommen, darf erleben, zuhören und was am besten ist: herunterkommen. Zuhören und runterkommen, welch ein Luxus. Das Schlagwerk ist dafür da, uns in der hiesigen Hallwelt zu halten, das ist modern gespielt und wohlakzentuiert. Ansonsten soll es hier kurzum eine uneingeschränkte Hörempfehlung hageln.
Lee Dorian, dessen Label Rise Above 1989 mit grindigen NAPALM DEATH begann, hat mal wieder die filzbeschlagenen Keller Britanniens durchreist und hat in Bristol diese junge Combo ausgebuddelt. Die Neo-Prog-Bewegung, sofern es sie geben sollte, es gibt sie. Monumental und episch, jazzbehangen, voller klanglicher Ideen und Ideale, so präsentiert sich eine der Psychedeliken des laufenden "Quatrons". Und das steht für eine lange, lange Zeit.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben