DIARY ABOUT MY NIGHTMARES - Forbidden Anger
Mehr über Diary About My Nightmares
- Genre:
- Thrash/Death/Black Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Unexploded Records (twilight-Vertrieb)
- Release:
- 29.01.2010
- Urt La Bu Tral
- Lost In Lines
- Close To The Border
- Deathinfection
- Hate
- Ewigkeit
- First Class Suicide
- Forbidden Anger
- Across The Street
- Hall Of Fame
- Vermächtnis (Videoclip) (Data Track)
Um Albträume zu haben, muss man erst mal einschlafen.
"Wenn der Abgrund vor Dir immer näher rückt und die graue Wolke von Verzweiflung und Resignation Dich immer mehr einzuhüllen droht und deine einzige Rettung der Sprung in die trostlose Schlucht ist, dann kennst Du die düstere Welt, die in den Liedern von D.A.M.N. gezeichnet wird" - so ambitioniert präsentieren sich die Braunschweiger von DIARY ABOUT MY NIGHTMARES. Zu dieser Beschreibung kann sich jeder seinen Teil denken. Beim Hören ihres Zweitlings kristallisiert sich eine andere, nicht ganz so blumige These heraus: Stimmung zu versprechen heißt noch lange nicht, Stimmung zu erzeugen. Ihren Albumtitel nimmt das seit neun Jahren tätige Quintett sehr ernst – und verharmlost die Wut, wie jegliche Emotion, gekonnt.
Ich muss zugeben, ich habe "Forbidden Anger" so oft gehört wie sonst nur Alben-Entdeckungen, die mich spontan begeisterten. Nicht, weil mich die großzügig gestreuten Stichwörter lockten, sondern weil ich einfach immer wieder vergaß, wie das Album überhaupt klang – trotz krampfhaften Bemühens, mich an einprägsamen Parts festzuklammern. Ich habe in allen Ecken gesucht nach der Dunkelheit, die hier so unheilsschwanger angekündigt wird, und traf mit viel Glück nur einige schüchterne Schatten, die sich hinter der dumpfen Produktion versteckten.
Manchmal zeugt es von Qualität, wenn ein Album sich nicht genau einordnen lässt, doch oft genug von Unentschlossenheit – und DIARY ABOUT MY NIGHTMARES verwischen in zehn Songs Death, Thrash und Black Metal zu einer biederen, verlegenen Melange ohne Druck oder Spannung. Schlecht ist das Album nicht, denn von schlechten Alben bleibt wenigstens ein negativer Eindruck hängen – D.A.M.N dröhnen aber exakt in dem nebligen Mittelfeld, in dem ein paar einzelne Highlights ersticken. Ein Paradebeispiel dafür, wenn 'solide gemacht' noch kein Kompliment ist … An dieser Stelle kann der geneigte Metalhead aufhören; Optimisten oder jene, die es ganz genau wissen wollen, lesen bitte weiter.
Das Intro 'Urt La Bu Tal' ist Programm: Ein einziger, monotoner Riff wälzt sich ohne große Veränderungen bis zum zweiten Track. Lieber schnell daran gewöhnen, denn so oder so ähnlich wird dem Hörer dieser Riff noch oft auf dem Album begegnen. Davon ist man bereits so eingelullt, dass sich der Unterschied zwischen den Songs nur im einsetzenden Shouting offenbart. Das Besondere? Diese unfeinen Laute werden von einer Dame erzeugt, nämlich der hübschen Frontfrau Antonie Mrusek (rhetorische Frage: Hat jemand im Metal schon mal unhübsche Frontfrauen gesehen?). Was die Gute hier grunzt, keift und keucht mag für eine Frau beachtenswert sein, doch lässt man die Geschlechterfrage außer Acht, klingen die Vocals recht schwachbrüstig, echter Charakter fehlt. Die Instrumentalfraktion verwöhnt mit gutem, wenngleich nicht virtuosen Riffing, das sich durch die Wiederholung simpler Motive schnell abnutzt. Das planlose Songwriting äußert sich im abrupten Ende von 'Lost In Lines', ehe es mit 'Close To The Border' weitergeht: einfallslos, eintönig, schleppend – an die Grenzen geht es bei diesem Song bestimmt nicht.
Track Nummer Vier beginnt mit einem Sample, das vielleicht seinen Reiz bei einer schärferen Produktion entfalten könnte, bei dieser Qualität aber im Einerlei versinkt. Etwas flotter kommt 'Hate' (das Originalitätskomitee wird schon unruhig…) daher, doch die Gitarrenlinien erinnern an alte Verwandte, die immer dieselben Geschichten erzählen, die rauszuwerfen man aber zu höflich ist. Wenigstens ist der Song eingängig, denkt man sich und nickt gelegentlich zu dem ebenfalls wilderen 'Ewigkeit'. 'First Class Suicide' überrascht durch ein recht harmonisches Akustik-Intro, das jedoch wieder der undifferenzierten Produktion und dem uninspirierten Songwriting zum Opfer fällt. Die letzten Songs hinterlassen auch keine Kerben in den Gehörgängen, da ist’s schon vorbei.
Was ist hängen geblieben? Nichts. Die Etikettenmaschine kann einmal mehr das Prädikat 'nett, aber nicht zwingend' drucken. Ich kann mir das Zielpublikum von 'Forbidden Anger' nicht so recht vorstellen – ein Heer von notorischen Alleshörern, denen es nie langweilig wird?
Anspieltipps: 'Hate', 'First Class Suicide'
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein