DICKINSON, BRUCE - The Chemical Wedding
Mehr über Dickinson, Bruce
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Duellists Enterprises Ltd.
- Release:
- 15.12.1998
- King In Crimson
- Chemical Wedding
- The Tower
- Killing Floor
- Book Of Thel
- Gates Of Urizen
- Jerusalem
- Trumpets Of Jericho
- Machine Men
- The Alchemist
Dickinson was back!!!
Anders konnte man im Herbst 1998 nicht urteilen, als diese Scheibe in jedem CD-Player eines gut sortierten Metalheads rotierte. Die bereits im Jahr zuvor mit "Accident Of Birth" angekündigte Kurskorrektur, weg von den Experimental-Sounds vergangener Tage, hin zum schnörkelosen Heavy Metal, fand in Bruce Dickinsons Soloschaffen mit "The Chemical Wedding" seine Perfektion und seinen Abschluss.
Die Scheibe wurde unter der Songwriting-Mannschaft B. Dickinson / Roy Z. ein Metal-Monster, das sehr düster und ungewöhnlich für die singende Luftschutzsirene ausfiel.
Auf "The Chemical Wedding" brachte sich auch Ex-IRON-MAIDEN-Melody-Motor Adrian Smith voll ins Geschehen ein, welcher der Scheibe mit seinem unglaublichen Harmoniegespür die nötigen Ohrwurmelemente einhauchte. Wenn ich mir "The Chemical Wedding" anhöre, weiß ich genau, was der britischen NWoBHM-Legende über Jahre hinweg am meisten gefehlt hat. Ich tendiere zu Smith, noch vor Dickinson...sorry!
Die Scheibe beginnt mit dem Groovemonster 'King In Crimson', das von der ersten Sekunde an eine unvergleichliche Wucht entwickelt. Der ultrafette Killersound (Roy Z.) der CD knackt einem auch noch die letzten Hirnzellen und lässt keinen Stein auf dem anderen. Das Lied frisst sich schon beim ersten Hören, mit einem göttlichen Refrain gesegnet, in sämtlichen Hemisphären fest. Das absolut geile Smith-Solo tut sein Übriges und hebt den Song in den Metalolymp...starker Beginn!!!
Der Midtempo-Stampfer 'Chemical Wedding' marschiert sehr mächtig, episch und breitbrüstig dahin und entwickelt sich zum Refrain hin zu einer Metalhymne allererster Klasse. In Frankfurt habe ich damals miterlebt, wie die Meute völlig von Sinnen jede Textzeile mit intonierte. Das Wort Gänsehautfeeling ist kein Ausdruck für diese Hammeratmosphäre!
'The Tower' dürfte mittlerweile in die Heavy-Metal-Annalen eingegangen sein. Der Song war zumindest in meinem Dunstkreis der meistgespielte 1998/1999 und braucht mit seinem treibenden Beat, seiner genialen Hookline und dem Überrefrain keinen MAIDEN-Vergleich zu scheuen. Im Gegenteil, solch eine Hymne haben die Junfrauen schon seit den seligen Zeiten der Mittachtziger nicht mehr auf die Latte bekommen.
Das folgende 'Killing Floor' haut wieder ziemlich lässig auf die Ohren und groovt vor dem Herrn. Gespickt mit allerlei modernem Riffing, ist die Nummer sicherlich nicht schlecht, fällt jedoch meiner Meinung nach ein wenig gegenüber den anderen ab.
Der Killerpegel wird aber mit 'Book Of Thel' schon wieder bis über den blutroten Bereich ausgereizt. Holy Shit! Welch ein Groove, welch ein Hook, welch ein Killertrack. Mehr kann man eigentlich nicht schreiben. Wer dieses Lied nicht in seiner Metalsammlung stehen hat, müsste normalerweise auf den "Killing Floor" genagelt werden...Klassikeralarm!
'Gates Of Urizen' ist die Ballade des Albums, die ja für eine Veröffentlichung des symphatischen Briten obligatorisch ist. Dieses Mal ist sie sehr düster ausgefallen. 'Gates Of Urizen' gefällt mir wesentlich besser als die sonstigen Dickinson-Balladen (Ausnahme: 'Tears Of The Dragon', ein Klassiker für die Ewigkeit), schwelgt die Nummer doch in sehr breiten und finsteren Sphären. Smiths zelebriert wieder ein stilistisch jederzeit als Smith-Solo definierbares Stück Melodie, und Dickinson himself intoniert mit sehr viel Feeling. Eine runde Sache!
Im Anschluss steigt 'Jerusalem' mit einer wunderschönen Strophe ein, die ein wenig nach uraltem Minnesang klingt. Das Lied schwebt federleicht vor sich hin und schlägt einen sofort in seinen Bann...Ohrwurmalarm!
'Trumpets Of Jericho' dürfte wieder jeder Metalfan kennen. Die geniale Rhythmusfraktion David Ingraham (drums) und Eddie Casillas (bass) legen ein tonnenschweres Fundament und ebnet den Gitarrenvirtuosen Smith und Roy Z. den Weg zum Langzeitgedächtnis. Ein genialer Refrain setzt dem bunten Treiben die Krone auf und zeigt Dickinson wieder einmal von seiner besten Seite (wenn es überhaupt eine schlechte gibt).
'Machine Men' ist wieder ein Midtempostampfer, der mit einigen moderneren Stilelementen (offene Klampfenakkorde und verfremdete Stimme) aufwartet. Mit seiner leicht orientalisch angehauchten Gesangsmelodie ist 'Machine Men' der vielleicht interessanteste Track auf "The Chemical Wedding".
Zum Schluss serviert uns die Truppe um Mr. Air Raid mit 'The Alchemist' noch ein völlig untypisches Metalviech, das dunkel und zäh wie Lava aus den Boxen quillt und teilweise doomige Anleihen enthält. Der Refrain ist natürlich wieder hymnisch as fuck und 'The Achemist' schließt den Kreis einer erstklassigen Dickinson-Veröffentlichung würdig.
Ich hoffe inständig, dass die Zusammenarbeit Dickison/Roy Z./Smith nicht durch die IRON MAIDEN-Reunion (die die Welt zweifelslos brauchte) aufgelöst wurde. Solch derart brachiale und dennoch eingängige Musik können nur wenige Schreiberlinge komponieren. Dieses Werk ist auf jeden Fall eine Referenzscheibe des Metal, die mit ihrem sehr stimmigen Artwork, mit Bildern von William Blake etc. und den sehr geschmackvollen Texten abgerundet wird.
Kurzum: Kaufen, kaufen, kaufen!!!
Anspieltipps: King In Crimson, Chemical Wedding, The Tower, Book Of Thel, Gates Of Urizen, Trumpets Of Jericho
- Redakteur:
- Alex Straka